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Herzensach - Roman

Herzensach - Roman

Titel: Herzensach - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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nickte mit dem Kopf. »Ich glaube«, sagte er bedächtig, »es ist an der Zeit, daß du die Wahrheit sagst.«
    »Nein, nein!«
    »Du mußt!«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Sie ist meine Tochter!«
    »Das wußte ich schon immer. Wer ist der Vater?«
    »Nein.«
    »Doch.«
    Petra Timber setzte sich wieder. »Er darf es nicht erfahren, nicht jetzt.«
    »Wer?«
    »Mein Mann.«
    »Er ist auch der Vater?«
    »Nein, nein. Ich war doch schon mit Thomas verlobt. Er arbeitete ein halbes Jahr als Schiffszimmerer in Neapel, und ich wurde schwanger. Was sollte ich denn tun? Er hätte mich doch nicht mehr genommen. Thomas Timber darf es niemals erfahren.« Sie begann zu weinen.
    Rudolf Pedus nahm sie in die Arme. »Er muß nichts erfahren, aber Katharina muß wissen, wer ihr Vater ist.«
    »O nein, ich kann es ihr nicht sagen ... gibt es keine andere Lösung ...«
    Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und sah ihr in die verweinten Augen. »Denk an die Schuld, die du auf dich lädst, wenn du es nicht sagst. Wie willst du vor Gott bestehen?«
    »Gott ... kann Gott mir helfen ...«
    Der Pastor spürte, daß sie einer Ohnmacht nahe war.
    »Es geht nicht mehr um dich, nicht mehr allein um deine Schuld, sondern um die Sünde, die dein Kind begeht, ohne es zu wissen. Du schickst sie in die Verdammnis.«
    »O Vater, hilf mir!«
    »Petra, wer ist der Vater?«
    »Vater im Himmel.«
    »Unmöglich.«
    »Pedus, du weißt doch, wer der Vater ist?«
    »Nein. Ich vermute es nur. Du mußt es ihr sagen. Jede Minute kann es zu spät sein.«
    »Ich kann nicht.« Sie brach zusammen, und Rudolf Pedus konnte sie nicht halten, es gelang ihm nur, ihren Sturz zu mildern.
    Auf dem Boden zusammengekrümmt, weinte und schluchzte sie hemmungslos. »Sie wird mich dafür hassen.«
    Der Pastor beugte sich über sie. »Es muß heraus. Sag seinen Namen!«
    »Es ist Hermann. Hermann van Grunten.«

50
    Er wußte nicht, was ihn ermutigte, einen letzten Versuch zu unternehmen. Katharinas Verhalten jedenfalls schien einen solchen nicht zu rechtfertigen. Im Gegenteil: Vielleicht war er in ihren Augen längst eine lächerliche und lästige Figur (Käfer).
    Er krabbelte an der Seite des Arzthauses entlang, versteckte sich in einem Grasbüschel und hob vorsichtig die Fühler. Geduldig beobachtete er die Dorfstraße. Vor dem Gasthof saß noch immer einer auf Wache. Ungefährlich. Er schien zu schlafen. Sonst war die Straße frei.
    Jakob überlegte, welche Möglichkeiten er hatte. Sein Wagen stand vor der Tischlerei. Mit einem schnellen Spurt könnte er es in seine Wohnung schaffen, den Autoschlüssel greifen und mit Vollgas und quietschenden Reifen Richtung Weinstein verschwinden. Doch nach kurzer Fahrt würde er im Rückspiegel sehen, wie sich der auf dem Rücksitz verborgene Mann mit einem Messer ... Und in Weinstein in der Telefonzelle: »Hallo, Katharina, ich wollte dir nur sagen ...« Was, ja was? »Uh!«
    Gut, neue Idee: Angenommen, er krabbelte unbemerkt über die Straße und im Rinnstein bis zur Wohnung des Tischlers. Katharina war zu Hause. Er schlug ihr die Bratpfanne über den Kopf, warf sie in seinen Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen Richtung Weinstein. Doch nach kurzer Fahrt würde er im Rückspiegel sehen, wie sich der auf dem Rücksitz verborgene Mann mit einem Messer ... Und in Weinstein in der Telefonzelle: »Hallo, Frau Timber, ich habe ihre Tochter ent...« (Wieviel Lösegeld sollte er verlangen?) »Uh!«
    Er pumpte sich gerade voll Selbstbewußtsein, um ganz gemächlich in seine Wohnung zu gehen, als er den Pfarrer bemerkte, der sich mit dem Mann vor dem Gasthaus beschäftigte. Wahrscheinlich fragte er ihn gerade, ob er den Studenten gesehen hatte. Jakob zog seinen Kopf zurück. Ein weiterer Mann guckte aus dem Wirtshaus. Schließlich ging der Pfarrer weiter und machte erst vor dem Eingang zu Jakobs Wohnung halt. Kein Zweifel, der suchte ihn, um ihn abermals einzusperren. Aber vielleicht konnte er den Spieß umdrehen und den Kirchenmann gefangennehmen. Er müßte dem Pfarrer etwas über den Kopf schlagen. Zum Beispiel eine Bratpfanne ... und ihn dann in den Wagen werfen und mit quietschenden Reifen ... Uh!
    Er wartete, bis der Pfarrer wieder aus dem Haus kam und über die Straße ging. Hatte er ihn gesehen? Jakob preßte sich in den Winkel zwischen Mauer und Boden. Als er es endlich wagte, den Kopf zu heben, kam der Pfarrer mit dem Arzt ins Blickfeld. Es war aussichtslos, Jakob konnte jetzt nichts unternehmen. Es war Sonntag und vielleicht besser, wenn er

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