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Herzensach - Roman

Herzensach - Roman

Titel: Herzensach - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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immer aufgeregter, konnte nicht mehr sitzen bleiben, lief herum und stellte hastig Fragen nach allen möglichen Details. Jakob wurde immer wortkarger in seinen Antworten. Der Verwalter blieb vor ihm stehen und legte den Kopf schräg: »Was ist los, Sie verschweigen mir etwas.«
    »Ich glaube, Ihr Bruder ist Ihnen nicht wohlgesinnt. Also, ich meine, er will Ihnen schaden.«
    Jürgen Vietel wurde ärgerlich. »Natürlich, er ...« Er unterbrach sich, sah Jakob an und lächelte kurz. »Es ist eine alte Familiengeschichte. «
    Er kniff die Lippen zusammen, ging am Flußufer in die Knie, tauchte einen Finger ins Wasser, rührte darin herum. Plötzlich fuhr er hoch. »Ich muß zurück ins Gutshaus!«
    Er eilte den Fluß entlang, ohne sich zu verabschieden, doch dann blieb er stehen und kam zurück. »Entschuldigen Sie, ich habe darüber ganz vergessen ... Sicher ist es besser, wenn ich Sie mit ins Gutshaus nehme. Dort können Sie bleiben, bis sich die Wogen geglättet haben. Es gibt Gästezimmer, und der Gutsherr hat bestimmt nichts ... obwohl er gerade ...« Er zog die Mundwinkel herab und schnaubte laut, um sein Mißfallen auszudrücken. »Sie müssen wissen, wir haben noch einen Gast im Haus, eine Frau, und wenn ich die Sache richtig sehe ... ich verrate bestimmt nicht zuviel ..., könnte aus den beiden ein wunderschönes Paar werden.« Es schwang Ironie mit.
    »Lassen Sie nur. Ich will nicht stören. Vorhin hatte ich überlegt, zum Förster zu gehen. Ich kann bestimmt auch dort ...« Jakob winkte ab.
    »Nein, nein, kommen Sie. Ich will Sie jetzt in Sicherheit wissen.« Jürgen Vietel zog ihn mit sich. »Ich glaube, Sie kennen das Mädchen gut. Aber sagen Sie nicht, daß ich Ihnen etwas verraten habe, so wie ich Sie bitte, meinen Bruder nicht zu erwähnen, falls er nicht schon im Gutshaus auf mich wartet, um mich zu erschießen. Oje, ich will es nicht hoffen, aber ich fürchte, die Zeit heilt eben doch keine Wunden, man gewöhnt sich nur an die Schmerzen. Was für einen Wagen hat er gefahren? Hatte er Gepäck?«
    »Wer ist das Mädchen im Gutshaus?«
    »Katharina. Aber das ist jetzt unwichtig. Ich muß meinem Bruder zuvorkommen. Was sagten Sie? Er will mir schaden? War jemand bei ihm? Welchen Eindruck hat seine Kleidung gemacht? Ich meine, war er gepflegt oder eher ärmlich?«
    »Nein!«
    »Was?«
    »Katharina.«
    »Doch, doch. Ich weiß, daß sie nicht dem Bild einer Gutsherrin entspricht, aber sie ist eine Frau. Es kann ja nicht jeder, leider ... und unser lieber Jan ... Himmel, was rede ich. Ich bitte Sie. Ich fürchte, ich habe schon zuviel gesagt.«
    »Ich kann es nicht glauben.« Jakob blieb zurück.
    Der Verwalter kam zu ihm, sah ihm sorgenvoll in die Augen. »Was ist mit Ihnen?«
    »Gehen Sie nur. Ich komme schon zurecht.«
    »Was haben Sie?«
    »Ich glaube, ich muß mich einen Augenblick setzen. Mir ist etwas schwindelig.«
    Jürgen Vietel trat ungeduldig von einem Bein aufs andere.
    »Katharina ...«, begann Jakob mühsam. Sein Gehirn schien auszusetzen.
    »Ach, sie ist auch nur eine Frau.« Er kicherte. »Wenn ich bedenke, daß Sie das alles ausgelöst haben. Wenn Sie an einem Unglück wirklich schuld sind, dann an diesem: Jan braucht dringend einen Erben.«
    »Nein.« Jakob ließ sich auf dem Erdboden nieder. Ihm war übel. Die Landschaft verschwamm vor seinen Augen.
    Jürgen Vietel beugte sich über ihn, betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn (wissenschaftliches Interesse), als wäre Jakob ein ekelhaftes Insekt (Käfer), auf das er aus Versehen getreten war und das sich nun wand und gelbe Flüssigkeit absonderte. »Ich wünschte mir auch, es wäre anders. Das können Sie mir glauben. Aber ...«
    »Gehen Sie schon«, sagte Jakob. Er wollte in Ruhe sterben. »Ich bleibe noch hier.«
    Jürgen Vietels Brauen hoben sich. Er rümpfte die Nase. Wahrscheinlich begann Jakob schon zu stinken.
    »Ich kann ja nachkommen«, sagte er mühsam.
    »Geht es Ihnen nicht gut?« fragte der Verwalter. Jakob sah nicht zu ihm hoch. Jürgen Vietel wollte ihn bestimmt aufspießen und hinter Glas ausstellen: Hier sehen Sie ein besonders unglückliches Exemplar. Ich bin leider mit dem Fuß daraufgetreten. Oder sagen wir: Es verletzte sich so schwer an der Erschütterung, die es selbst auslöste, daß wir es leider töten mußten. Ist es nicht putzig, wie häßlich diese Tiere sein können?
    »Gehen Sie schon!« Jedes Wort schmerzte. Einer seiner Därme zerriß gerade in kleine Stücke. Vielleicht sammelte Jürgen Vietel wirklich

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