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Herzensach - Roman

Herzensach - Roman

Titel: Herzensach - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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Mütter. Nein, ein einfaches Mädchen aus der Umgebung von Herzensach war besser geeignet. Und Schönheit war eher ein Nachteil. Er hatte nicht vor, sich in die Mutter seines Erben zu verlieben. Plötzlich stand ihm die Pflegetochter des Bürgermeisters vor Augen. Das Findelkind! Katharina. Sie war vom Tischler nicht einmal adoptiert worden. Wer war ihr Vormund? Egal, sie mußte schon volljährig sein. So würde es wenigstens keine Probleme mit Eltern oder Verwandten geben. Kein Mann interessierte sich für sie. Und wenn er richtig informiert war, dann suchte sie eine Möglichkeit, dem dörflichen Milieu zu entfliehen. Mit dem Geld, das er ihr bieten würde, könnte sie unabhängig werden. Er erinnerte sich an ihr Aussehen als Zehnjährige – aber jetzt? War sie unter ihrer wilden Mähne und ihrem jungenhaften Aufzug nicht sogar ganz ansehnlich? Auch gut.
    Jan rieb sich die Hände. Katharina war genau die Richtige. Er wußte auch schon, wie er sie überzeugen würde.
    Die Haushälterin hatte bereits zweimal an die Bibliothekstür geklopft, ohne Antwort zu erhalten, jetzt öffnete sie sie entschlossen.
    Sie sah Jan reglos am Fenster stehen. Sie räusperte sich laut. »Entschuldigen Sie, aber ...«
    Der Gutsherr fuhr aufgeschreckt herum.
    »Ich hatte geklopft, aber ...« Sie fürchtete eine Geste, die im Widerspruch zu seinen Worten stehen würde.
    »Schon gut, ich war etwas in Gedanken.«
    »Draußen ist ein junger Mann, der Sie sprechen möchte. Er hat keine Karte. Er sagt, sein Name sei Jakob Finn.«
    Jan runzelte die Stirn.
    Manuela Kotschik hob die Schultern. »Ich glaube, das ist der fremde Student.«
    Der Student war überrascht. Er erkannte den heimlichen Liebhaber von Dorothee Wischberg. Und den Gutsherrn hatte er sich als einen grimmigen und wesentlich älteren Mann von bäuerlichem Aussehen vorgestellt. Dieser Jan van Grunten schien eher in seinem Alter zu sein. Er hätte von seiner Erscheinung, seiner Lebendigkeit her auch ein Studienkollege aus Hamburg sein können. Er war ihm sofort sympathisch, und es war ihm unangenehm, bereits ein Geheimnis des Gutsbesitzers zu kennen.
    »Ich dachte, ich mache meinen Antrittsbesuch«, sagte Jakob.
    Etwas theatralisch war ihm der Gutsherr quer durch den großen Raum entgegengekommen und schüttelte ihm kräftig die Hand.
    »Sie sind das Gesprächsthema im Dorf«, sagte er lächelnd. »Ich hätte Sie polizeilich vorführen lassen, wenn Sie nicht freiwillig gekommen wären – so neugierig bin ich.« Der Gutsherr zeigte auf die freien Sessel. »Ich bin gespannt, ob eines der Gerüchte der Wahrheit entspricht.«
    Sie setzten sich.
    »Oh, gibt es bereits Gerüchte? Dann hätte ich vielleicht eher kommen müssen.«
    Der Gutsherr lachte. Jakob bewunderte sein Gebiß. »So schnell kann niemand hier sein, daß ihn nicht unterwegs bereits ein Gerücht überholt hätte.«
    Die Haushälterin servierte ein weiteres Gedeck, und Jakob erzählte, was ihn ins Dorf gebracht und dort gehalten hatte. Der Gutsherr stellte kurze Fragen, die sein Interesse bekundeten und zeigten, daß er sich im Metier des Studenten ein wenig auskannte. Jakob bewunderte seine Eloquenz.
    »Und entspreche ich dem, was man über mich erzählt?« fragte Jakob, als er geendet hatte.
    »Ja und nein. Man erzählte, Sie seien mit den Weinsteins verwandt?«
    »Den Grafen Weinstein? Ich dachte, diese Familie gibt es seit dem Brand von 1842 nicht mehr. Der Graf hatte sich nicht retten können, und sein kleiner Sohn ist kurz darauf ertrunken.« Jakob freute sich, daß er seine neuen Kenntnisse anbringen konnte.
    »Da sehen Sie, was von Gerüchten übrigbleibt. Aber man sagte mir, Sie kommen aus den USA.«
    »Meine Mutter war Amerikanerin, mein Vater Deutscher, und meine Eltern haben bis zu ihrem Tod in Florida gelebt. Ich habe nicht viel von ihnen gehabt, denn sie schickten mich schon mit zehn Jahren auf ein deutsches Internat.«
    »Nun, ich hörte, es gäbe in den Staaten noch Nachfahren der Weinsteins. Das wäre natürlich sehr interessant für unsere Heimatforscher.«
    »Tut mir leid, ich gehöre bestimmt nicht dazu. Auf eine adelige Vergangenheit wären meine Eltern, besonders meine Mutter als Amerikanerin, sicher sehr stolz gewesen, und ich hätte es erfahren. Aber wie ich gehört habe, sind Sie der Nachfahre eines berüchtigten Piraten.«
    »Sehe ich so aus?« Er beugte sich etwas vor, stützte eine Hand in die Hüfte und die andere auf das Knie.
    »Ja und nein. Obwohl – wenn Burt Lancaster den roten Korsaren

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