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Herzensach - Roman

Herzensach - Roman

Titel: Herzensach - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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zu pathetisch, vollkommen unpassend für eine Frau wie Katharina. Warum hatte er keine Erfahrungen mit diesem Typ? Weil er noch nie einem solchen Mädchen begegnet war. Weil er sie wie keine zuvor liebte. Weil er zum ersten Mal richtig liebte. Weil er sich noch nie einer Frau offenbart hatte. Jetzt war dieser Moment gekommen. Er würde es nicht fertigbringen. Und wenn sie ihn auslachte?
    Vielleicht war die Idee, einen Fürsprecher vorzuschicken, doch die richtige. Es war zu wichtig, um ein falsches Wort zu riskieren. Und wenn sie nein sagte, kam er ohne weitere große Verletzungen davon. Der Förster könnte sein Fürsprecher sein. Jakob überlegte, wie der Förster zu Werke gehen würde. Ein Waldspaziergang natürlich. Er hörte schon Katharina über die Vergleiche des Försters lachen. Die Bienen und die Blüten ... Nein, der Förster kam nicht in Frage. Der Pfarrer? Wie würde der es beginnen? Gab es in der Bibel Gleichnisse, die für solche Fälle herangezogen werden konnten? Jakob kannte sich nicht genug aus. Adam und Eva waren ungeeignet, weil sie nur aus seiner Rippe war. Das würde Katharina nicht akzeptieren. Und außerdem: Galt der Pfarrer bei ihr nicht als verrückt? Hatte sie sich nicht abschätzig über den Bau seiner Maschine im Brunnen geäußert? Nein, der Pfarrer war für diese Aufgabe ein unsicherer Kandidat! Die Pflegeeltern eigneten sich auch nicht. Den Tischler mochte er nicht, und die Frau ... Ihre Einflußnahme würde Katharina nur daran erinnern, daß die beiden bisher über ihr Leben bestimmt hatten. Sie war einundzwanzig und die Vormundschaft erledigt. Es blieb der Gutsherr. Jan van Grunten war der einzige, dem er es zutraute, entsprechend vorsichtig zu Werke zu gehen. Er besaß die richtige Mischung aus überlieferter Autorität und Modernität.
    Jakob rechnete aus, wann er im Dorf ankommen würde. Konnte er dem Gutsherrn nach Einbruch der Dunkelheit noch einen Besuch abstatten? Wie förmlich war man im Gutshaus? Er erhöhte die Geschwindigkeit und wußte, es war aussichtslos. Selbst wenn er eine halbe Stunde früher ankam, war es eigentlich zu spät für einen Besuch. Er konnte natürlich von der nächsten Raststätte aus anrufen und sich anmelden. Und was, wenn der Gutsherr Besuch hatte? Eine entsetzliche Vorstellung drängte sich ihm auf. Heidelinde Wulf mit schrillem Lachen über den Gutsherrn gebeugt. »Und jetzt zeige ich dir, wie ich es bei ihm gemacht habe.«
    Jakob wurde heiß, er drehte die Scheibe herunter und setzte sich dem Fahrtwind aus. Was waren das alles für dumme Gedanken: einen Fürsprecher! Hatte er jemals so etwas nötig gehabt. Und wie altmodisch! Was mußte Katharina von ihm denken, wenn sie es erfuhr? Würde sich nicht alles gegen ihn kehren? Was war das für ein Unsinn mit dem Heiratsantrag! Katharina war eine junge Frau, die noch nicht im geringsten an so etwas dachte; sie würde sich totlachen.
    Er war ein Idiot. Ein verdammter Hornochse. Ein Irrer. Was tat er da? Er benahm sich wie ein Stoffel aus dem letzten Jahrhundert. Verdammt, es würde ihm doch wohl noch möglich sein, einem Mädchen seine Liebe zu zeigen. Und wenn es ihn abwies, würde er in den Wald gehen und sich erschießen. Aus. Vorbei, du Idiot! Unvorstellbar, daß sie ihn abwies, wenn er es nur richtig machte: »Katharina, ich danke dir für deine Ohrfeige, seitdem weiß ich, daß ich in dich verliebt bin.«
    Er lachte grimmig. Alles falsch. Unsinn. Vielleicht wollte er nur erneut geschlagen werden, vielleicht hatte sie etwas in ihm geweckt, das einander bedingte: Sex und Gewalt. Vielleicht waren alle Frauen und alle Männer im Dorf so veranlagt? Sprach seine Erfahrung nicht dafür? Was hatte er dann dort zu suchen? Nichts, du Idiot, aber auch gar nichts!
    »Katharina, ich bin zurückgekommen, weil ich dir das Angebot machen möchte, das Dorf zu verlassen. Ich habe genug Geld, um dir zu helfen. Ich will keine Ansprüche daraus ableiten. Aber eines solltest du wissen: Ich liebe dich!«
    Nicht schlecht.
    Nein, so ein Quatsch: die klassische Retterrolle. Ein schöner Traum aus dem Kino. Da konnte er gleich hoffen, daß bei seiner Rückkehr die Tischlerei brannte, Flammen aus dem Haus schlugen, Katharina im Nachthemd hilfeschreiend am Fenster stand und er die aus dem ersten Stock Springende mit bloßen Armen auffing.
    »Mein Retter!«
    »Heirate mich.«
    »Ja.«
    Einige Kilometer lang trauerte Jakob dieser Lösung nach. Es war die beste, die einzige mit spontanem Happy-End.
    Oder so: Der Vater mit dem

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