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Herzensbrecher auf vier Pfoten

Herzensbrecher auf vier Pfoten

Titel: Herzensbrecher auf vier Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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Pyjama, unter einer Decke zu vergraben, anstatt nun hier in ihrem Marc-Jacobs-Rock zu sitzen, der sich in ihre Taille einschnürte. Sie hatte ihn im Schlussverkauf erstanden, und da sie die Marke einfach liebte, hatte sie schlichtweg vergessen, beim Kauf dieses Schnäppchens auf die Größe zu achten. Außerdem mussten berufstätige Frauen in den Dreißigern stets größten Wert auf gute Kleidung legen, da sie nicht mit der Entschuldigung sich übergebender Kinder aufwarten konnten, um in Sachen Kleidung nachlässig zu werden.
    Gerald bedachte sie mit einer perfekt einstudierten mitfühlenden Miene, als er ihr einen großen Schlüsselbund reichte, der mit akkuraten Schildchen mit Dots sorgfältiger Schrift versehen war.
    »Darüber hinaus habe ich hier einen Brief, den Dorothy zurückgelassen hat und der Ihnen bei Übergabe der Schlüssel überreicht werden sollte. Doch Sie sollten sich diesen besser später durchlesen, wenn Sie allein sind.« Er reichte Rachel einen dünnen Umschlag, den sie hinten in ihren Notizblock steckte. »Wie ich schon sagte, können wir gern für Sie einen Makler beauftragen, der vorbeikommt und ein Wertgutachten erstellt, und anschließend die entsprechenden Formulare abschicken. Sie könnten sich in der Zwischenzeit im Hausnach größeren Wertgegenständen umschauen – ansonsten könnten wir auch ein Unternehmen mit der Wohnungsauflösung beauftragen, wenn Sie möchten?«
    »Nein, das übernehme ich. Aber vielen Dank für das Angebot.« Rachels Blick wanderte zwischen Megan und dem Notar hin und her. Sie fragte sich, was sie nun sagen sollte. Trotz ihrer Fehler war Val immer sehr gut in diesen Dingen gewesen; sie wusste stets den richtigen Ton anzuschlagen. Beerdigungen, Hochzeiten, Testamentseröffnungen – kaum war ein älterer Verwandter dahingeschieden, schon stürzte sich ihre Mutter in die Arbeit. Sie hatte Dots Beerdigung komplett von einer anderen Grafschaft aus organisiert und ihr eine Grabstätte direkt neben ihren Eltern zu Hause in Lancashire besorgt. Anscheinend war es typisch für Dot, darauf zu bestehen, dass ihr letzter Wille in Longhampton vom Nachlassverwalter vollzogen wurde – von Rachel.
    Val war so ziemlich die einzige Person, die Rachel kannte, die gekränkt sein konnte, wenn ihr ein großes organisatorisches und verwaltungstechnisches Durcheinander erspart bleiben würde.
    Der Hund starrte sie mit seinen traurigen eisblauen Augen an. Er saß da, ohne einen Mucks zu machen, und schaute dabei so verloren drein, dass Rachel das Gefühl nicht loswerden konnte, dass auch er sich am liebsten mit einem Knochen (oder was auch immer bei Hunden als Äquivalent einer Flasche Rotwein galt) in sein Körbchen zurückgezogen hätte, anstatt hier dieses Affentheater mitzumachen.
    Megan wandte sich an Rachel. »Kann ich Sie um einen Gefallen bitten, ähm … Miss Fielding?«
    »Rachel, bitte. Schieß los«, erwiderte Rachel, die Gem liebend gern Megan überlassen würde. Doch leider war dies nicht Megans Anliegen.
    »Kannst du mich nach Four Oaks mitnehmen, falls du jetzt gleich hinfahren willst?«
    »Natürlich. Ich bin mir ohnehin nicht sicher, ob ich den Weg allein finden würde«, antwortete Rachel und lächelte, da Megan etwas an sich hatte, das es fast unmöglich machte, nicht zu lächeln. Ihre Miene war erwartungsvoll und gutmütig und die Haut immer noch sonnengebräunt, obwohl sich bei diesem trüben Februarwetter die Sonne kaum sehen ließ. Megan war ganz klar ein Hundetyp.
    Megan sprudelte fröhlich los, nachdem sie die Kanzlei verlassen hatten und zum Parkplatz hinübergingen. Erst als sie Rachels Auto erblickte, schlug ihre Redseligkeit in Erstaunen um.
    »Oh, wow, das ist dein Auto?«, rief sie, als Rachel mit einem Druck auf den Schlüssel über die Zentralverriegelung den schwarzen Range Rover öffnete. »Der Wagen ist perfekt für Gem! Gem, schau dir nur mal das traumhafte Auto an, das dein neues Frauchen fährt!«
    Bei der Bezeichnung »neues Frauchen« zuckte Rachel zusammen. »Er ist ein Hund, und ich bin nicht sein Frauchen, okay?« Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und kniff die brennenden Augen zusammen. Sie fügte nicht hinzu, dass der Range Rover wahrscheinlich bald wieder nach London zurückkehren würde, sobald das Unternehmen, von dem sie den Wagen geleast hatte, Wind davon bekam, dass sie ohne Job dastand.
    Du musst einfach nur einen neuen Job bekommen, ermahnte sich Rachel. Bei deinem Lebenslauf stehen dir alle Möglichkeiten offen.

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