Herzensbrecher: Roman (German Edition)
Sam legte den Hörer beiseite und tapste auf nackten Füßen zum Schlafzimmer. Er schaute durch die offene Tür und sah seine Eltern schlafend auf dem Bett liegen. Sein Vater schnarchte. Sam wollte die beiden nicht wecken, deshalb schlich er leise zurück zum Telefon.
»Sie schlafen noch«, sagte er mit fester Stimme.
»Sie?« Mit wem lag Maxine um diese Uhrzeit am Tag ihrer Hochzeit noch im Bett? Das ergab keinen Sinn.
»Mein Dad ist auch hier. Er schnarcht«, erklärte Sam. »Ich werde Mom sagen, dass du angerufen hast, wenn sie aufwacht.« Sam hörte ein Klicken und legte auf. Er ging nach oben in sein Zimmer. Da noch niemand auf war, gab es keinen Grund, sich anzuziehen. Er schaltete den Fernseher ein, und zum ersten Mal hörte er nicht einmal Zeldas Baby. Alle schienen im Tiefschlaf zu liegen.
Um halb elf kamen der Friseur und die Kosmetikerin. Zelda ließ die beiden ins Haus. Sie bemerkte erst jetzt, wie spät es schon war, und ging schnell nach oben, um Maxine zu wecken. Sie war überrascht, als sie Blake neben Maxine im Bett liegen sah. Doch sie konnte sich denken, was geschehen war. Beide waren vollständig angezogen. Vermutlich waren sie nach der Party sternhagelvoll gewesen. Sie rüttelte Maxine leicht an der Schulter. Aber erst nach einem Dutzend Versuchen regte sich Maxine und sah verstört zu Zelda auf. Sie schloss die Augen sofort wieder und presste die Hände an die Schläfen. Blake schlief immer noch tief und fest und schnarchte wie eine Bulldogge.
»O mein Gott!«, stöhnte Maxine und kniff die Lider zusammen, um die Augen vor dem grellen Licht zu schützen. »O mein Gott! Ich habe einen Gehirntumor und sterbe.«
»Ich tippe eher auf zu viel Champagner«, sagte Zelda und bemühte sich, nicht zu lachen.
»Nicht so schreien!«, flehte Maxine mit geschlossenen Augen.
»Sie sind in einem üblen Zustand«, stellte Zelda fest. »Der Friseur und die Kosmetikerin sind da. Was soll ich den beiden sagen?«
»Ich brauche keinen Friseur«, sagte Maxine und versuchte, sich aufzusetzen. »Ich brauche einen Gehirnchirurgen … o mein Gott!«, stieß sie erneut hervor und blickte auf Blake hinunter. »Was treibt er denn hier?« Plötzlich fiel es ihr wieder ein. Erstaunt sah sie Zelda an.
»Ich glaube nicht, dass etwas geschehen ist«, versicherte diese. »Sie sind immerhin vollständig angezogen.«
Maxine stieß Blake an und rüttelte ihn wach. Er regte sich und stöhnte ebenfalls.
»Anscheinend eine Gehirntumor-Epidemie«, sagte Zelda.
Blake öffnete die Augen und sah beide Frauen schwach grinsend an. »Ich wurde entführt. Hi Zellie. Wie kommt es, dass Ihr Baby nicht schreit?«
»Er hat sich wohl verausgabt. Was darf ich Ihnen bringen?«
»Einen Arzt«, verlangte Maxine. »Oh, Mist, nein, denken Sie nicht einmal daran. Wenn Charles uns so sieht, bringt er mich um.«
»Er muss es ja nicht erfahren«, sagte Zelda mit fester Stimme. »Es geht ihn nichts an. Noch sind Sie nicht seine Frau.«
»Wenn er es erfährt, werde ich es niemals sein.« Maxine stöhnte.
Blake hielt diesen Gedanken für gar nicht so schlecht. Er stand auf, testete seine wackeligen Beine, zupfte seine Fliege zurecht und schwankte zur Tür.
»Ich werde nach Hause gehen«, sagte er, als wäre das ein revolutionäres Konzept.
»Sie sollten viel Kaffee trinken«, schlug Zelda vor.
»Wie viel haben Sie eigentlich getrunken?«, fragte sie, nachdem sich die Haustür hinter Blake geschlossen hatte.
»Viel. Champagner ist mir noch nie bekommen«, erklärte Maxine und kletterte aus dem Bett.
Da kam Sam ins Schlafzimmer. »Wo ist Daddy?«, fragte er und schaute seine Mom neugierig an. Sie sah noch viel mitgenommener aus als Daphne, die ebenfalls einen Kater hatte.
»Er ist nach Hause gegangen«, sagte Maxine und schlich auf Zehenspitzen durchs Zimmer, während in ihrem Schädel ein Feuerwerk explodierte. Es war eine Wiederholung der Vorstellung von letzter Nacht, nur nicht ganz so schön.
»Charles hat angerufen«, verkündete Sam.
Seine Mutter blieb wie angewurzelt stehen. »Und was hast du gesagt?«, krächzte sie.
»Dass du noch schläfst.« Erleichtert schloss Maxine die Augen. Sie wagte nicht, Sam zu fragen, ob er seinen Vater erwähnt hatte. »Er wollte nur hallo sagen oder etwas in der Art.«
»Ich kann ihn nicht anrufen. Ich bin zu krank. Er wird sofort merken, dass ich gestern zu viel getrunken habe, und sich Sorgen machen.«
»Sie sehen ihn ja bei der Hochzeit«, pflichtete Zelda ihr bei. »Und erst mal müssen wir
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