Herzensbrecher: Roman (German Edition)
verbringen, die für eine Familie in Westchester arbeitete und einen ganzen Trupp Nanny-Freundinnen eingeladen hatte. Diese Frauen waren etwas Besonderes. Sie hatten alle keine eigenen Kinder und kümmerten sich aufopfernd um den Nachwuchs anderer.
Maxine legte Sam seine Kleidung zurecht und ermahnte Daphne, mit dem Telefonieren aufzuhören und sich anzuziehen. Daraufhin marschierte ihre Tochter mit dem Handy am Ohr ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu. Wieder in ihrem eigenen Zimmer stellte sich Maxine der Frage nach der eigenen Garderobe. Sie entschied sich für einen beigefarbenen Hosenanzug mit passendem Kaschmirrolli und High Heels. Sie streifte den Pulli über den Kopf und begann, ihr Haar zu bürsten.
Zehn Minuten später betrat Sam den Raum. Er hatte das Hemd schief zugeknöpft, das Haar stand in alle Richtungen ab, und sein Hosenstall war offen.
»Sehe ich gut aus?«, fragte er stolz, während Maxine den Reißverschluss hochzog und ihm das Haar glatt strich.
Er grinste, während sie ihm das Hemd zuknöpfte, doch als sie ihn aufforderte, sich eine Krawatte zu holen, quengelte er: »Muss das sein? Das würgt mich.«
»Dann binden wir sie nicht so fest. Grandpa trägt immer eine Krawatte, und Jack hat seine auch an.«
»Daddy trägt nie Krawatten«, entgegnete Sam mit Leidensmiene.
»Doch, natürlich trägt er Krawatten.« Blake sah toll aus im Anzug. »Er zieht eine an, wenn er ausgeht.«
»Nicht mehr.«
»Wie dem auch sei, du wirst an Thanksgiving eine Krawatte tragen. Und die Slipper.« Wenn sie ihn nicht daran erinnerte, würde er in Turnschuhen losziehen. Sam marschierte in sein Zimmer, um Krawatte und Schuhe zu holen. In dem Augenblick erschien Daphne im Türrahmen. Sie trug einen schwarzen Minirock, schwarze Seidenstrümpfe und High Heels und wollte sich bei ihrer Mutter den pinkfarbenen Pulli ausleihen. An ihren Ohrläppchen funkelten kleine Diamanten. Maxine hatte sie ihr zum dreizehnten Geburtstag geschenkt und ihr erlaubt, sich Ohrlöcher stechen zu lassen. Jetzt wollte Daphne unbedingt an jedem Ohr ein weiteres Loch. Schließlich hatte »jeder« in der Schule mindestens zwei Löcher pro Ohr. Bisher hatte Maxine nicht nachgegeben. Sie reichte ihrer Tochter den pinkfarbenen Pulli. Daphne sah hübsch aus. Das dunkle Haar umrahmte sanft ihr Gesicht.
Sams Füße steckten inzwischen in den Slippern, doch er hatte eine ratlose Miene aufgesetzt. »Ich kann meine Krawatte nicht finden«, sagte er und wirkte gleichzeitig hochzufrieden.
»O doch, das kannst du. Geh zurück und hol sie!«, befahl Maxine streng.
»Ich hasse dich«, lautete die erwartete Antwort.
Maxine zog ihren Hosenanzug an, schlüpfte in die Schuhe und legte Perlenohrringe an.
Eine halbe Stunde später waren alle fertig. Die beiden Jungs trugen Krawatten und Skiparkas über den Blazern, Daphne den kurzen schwarzen Mantel mit Pelzkragen, den Blake ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie verließen die Wohnung und gingen zu Fuß den kurzen Weg die Park Avenue entlang zur Wohnung von Maxines Eltern. Daphne wollte ein Taxi nehmen, aber Maxine erklärte, dass ein Spaziergang allen guttun würde. Es war ein wunderschöner sonniger Novembertag, und die Kinder freuten sich darauf, am Abend ihren Vater zu sehen. Er würde im Laufe des Tages aus Paris eintreffen. Maxine hatte zugestimmt, die Kinder zu begleiten. Auch sie freute sich, Blake zu sehen.
Der Portier des Apartmenthauses, in dem ihre Eltern wohnten, wünschte ein frohes Thanksgiving, als sie an ihm vorbei zum Aufzug gingen. Maxines Mutter stand wartend im Türrahmen. Sie sah aus wie eine ältere, etwas kompaktere Ausgabe von Maxine. Ihr Vater stand direkt hinter seiner Frau und strahlte über das ganze Gesicht.
»Sieh an, sieh an, welch gutaussehende Truppe wir da haben«, begrüßte er die vier. Er küsste seine Tochter auf die Wange und gab den Jungen die Hand, während Daphne ihre Großmutter küsste und dann ihren Großvater anlächelte, der sie umarmte.
»Hi Grandpa«, sagte sie mit zarter Stimme und folgte den Großeltern ins Wohnzimmer. Ihre Großmutter hatte Sträuße mit Herbstblumen arrangiert, und die Wohnung wirkte stilvoll und elegant wie immer. Alles war makellos. Die Kinder setzten sich auf Sofa oder Stühle. Sie wussten, dass sie sich hier tadellos zu benehmen hatten. Ihre Großeltern waren nett und liebevoll, aber nicht daran gewöhnt, so viele Kinder im Haus zu haben. Sam zog ein Päckchen Karten aus der Hosentasche, das er mitgeschmuggelt hatte, und
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