Herzensbrecher: Roman (German Edition)
Maxine betrat die Zimmer ihrer Kinder nicht, ohne zu fragen, und jetzt schien es ihr besonders angebracht.
»Wie du willst«, antwortete Daphne, und Maxine war klar, dass sie nach den jüngsten Vorfällen nicht auf mehr Begeisterung hoffen durfte.
Daphne lag auf dem Bett und sah fern. Ihre Hausaufgaben hatte sie erledigt, bevor ihre Mutter nach Hause kam. Daphne war eine gute und fleißige Schülerin. Jack war unbeständiger in seinen Leistungen und erlag immer wieder der Versuchung seiner Videospiele. Für Sam gab es noch keine Hausaufgaben. »Ich weiß, dass du wegen des Hausarrests sauer auf mich bist, Daff. Aber diese Bierparty hat mir nicht gefallen. Ich muss doch dir und deinen Freundinnen vertrauen können, vor allem, wenn ich plötzlich zu einem Notfall gerufen werde«, begann Maxine und setzte sich neben ihre Tochter auf das Bett.
Daphne schwieg und starrte auf den Fernseher. Schließlich sah sie ihre Mutter reumütig an. »Es war nicht meine Idee. Eine meiner Freundinnen hat das Bier mitgebracht.«
»Aber du hast zugelassen, dass es getrunken wurde. Unser Zuhause ist heilig, Daffy. Ich muss mich auf dich verlassen können.« Maxine wusste genau, dass sie gewisse Dinge nicht würde verhindern können. Aber diese Bierparty wollte sie nicht tatenlos hinnehmen. Es war wichtig, dass sie elterliche Autorität zeigte. Daphne war das durchaus klar. Sie bedauerte vor allem, dass sie erwischt worden war.
»Ja, ich weiß.«
»Deine Freunde müssen uns mit Respekt behandeln, wenn sie hierherkommen. Die Veranstaltung von heimlichen Bierpartys ist alles andere als ein Zeichen von Respekt.«
»Andere in meinem Alter stellen Schlimmeres an«, entgegnete Daphne und streckte trotzig das Kinn vor. Darauf musste sie Maxine nicht erst hinweisen. Manche Teenager rauchten Haschisch oder nahmen harte Drogen, tranken hochprozentigen Alkohol oder hatten in Daphnes Alter schon Sex. Eine ihrer Patientinnen sammelte seit der sechsten Klasse Erfahrungen mit Blowjobs. »Warum ist es so eine große Sache, wenn wir ein bisschen Bier getrunken haben?« Daphne ließ nicht locker.
»Weil es gegen unsere Regeln verstößt. Wir haben doch Vereinbarungen miteinander. Einige davon sind zwar nicht ausgesprochen, aber wir müssen uns trotzdem daran halten oder sie irgendwann ändern, aber nicht jetzt. Regeln sind nun mal Regeln. Ich bringe auch keine Männer mit nach Hause und feiere wilde Partys. Ihr erwartet von mir ein bestimmtes Verhalten, und das respektiere ich. Ich setze mich nicht abends in mein Zimmer und betrinke mich.«
Trotz allem musste Daphne bei der Vorstellung grinsen. »Viele Mütter meiner Freundinnen bringen ihren Freund mit nach Hause. Du hast eben keinen. Du gehst ja nicht mal aus.« Diese Worte sollten Maxine verletzen, und sie erreichten ihr Ziel.
»Wenn du ein bisschen älter bist, darfst du in meinem Beisein Alkohol probieren. Aber weder du noch deine Freundinnen sind vom Gesetz her alt genug, um Alkohol zu trinken. Ich dulde nicht, dass hier solche Dinge vor sich gehen. Schon gar nicht bei Dreizehnjährigen.«
»Ja, ist ja gut«, sagte Daphne und fügte dann hinzu: »Daddy hat uns letzten Sommer in Griechenland Wein probieren lassen – sogar Sam. Aber der war nicht begeistert.«
»Das ist etwas anderes. Ihr wart mit Dad zusammen und habt nicht hinter seinem Rücken getrunken. Begeistert bin ich allerdings auch davon nicht. Ihr seid zu jung, um Alkohol zu trinken.« Das war typisch Blake. Er hatte völlig andere Vorstellungen als sie, und Regeln existierten für ihn nicht. Für Maxines Geschmack war er in einigen Dingen zu nachlässig, und sie hatte es schon ein paar Mal angesprochen. Aber er hatte nur gelacht.
»Und wenn ich älter bin, lässt du mich dann hier Alkohol trinken?«, hakte Daphne nach.
»Vielleicht. Wenn ich dabei bin. Aber deine Freunde dürfen hier nichts trinken, solange sie minderjährig sind. Ich kann in ernste Schwierigkeiten geraten, vor allem, wenn etwas passiert.« Maxine fand Regeln wichtig, und sie hielt sich daran. Das wussten ihre Kinder und Blake auch.
Daphne schwieg. Sie hörte all das nicht zum ersten Mal. Manche Eltern gingen zum Teil lockerer damit um, andere waren wie ihre Mom.
Sam erschien im Türrahmen. Er trug immer noch das Truthahnkostüm und suchte seine Mutter. »Muss ich heute Abend baden, Mommy? Ich war sehr vorsichtig und bin überhaupt nicht schmutzig.«
Maxine lächelte, und Daphne stellte den Fernseher lauter – ein klares Signal an ihre Mutter, dass sie
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