Herzensbrecher: Roman (German Edition)
Bemerkung machte er jedes Mal. Sosehr er Blakes Gesellschaft früher geschätzt hatte, sein Verhalten der Familie gegenüber nahm er ihm übel.
»Er kommt heute Abend«, antwortete Maxine ohne Vorwurf in der Stimme. Sie wusste, was ihr Vater dachte, und konnte ihm nicht widersprechen.
»Für wie lange?«, fragte ihre Mutter. Sie teilte die Meinung ihres Mannes, dass Blake als Ehemann und Vater eine große Enttäuschung war.
»Vielleicht übers Wochenende«, sagte Maxine und fügte in Gedanken hinzu: Wenn überhaupt. Bei Blake konnte man nie wissen. Aber zumindest würde er Thanksgiving mit den Kindern feiern. Das war keine Selbstverständlichkeit, und die Kinder freuten sich über alles, was er ihnen anbot.
»Wann hat er sie das letzte Mal gesehen?«, hakte ihr Vater mit sichtlichem Missfallen nach.
»Im Juli. Er war mit ihnen in Griechenland auf dem Boot. Es hat ihnen gut gefallen.«
»Darum geht es nicht«, entgegnete ihr Vater streng. »Kinder brauchen einen Vater. Aber er ist nie da.«
»Du hast ja recht«, stimmte Maxine ehrlich zu. Sie brauchte Blake nicht mehr zu verteidigen. Allerdings wollte sie ihn auch nicht schlechtmachen, schon gar nicht vor den Kindern. »Deshalb haben wir uns scheiden lassen. Er liebt die Kinder. Er ist nur viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Das ist ungerecht – wie Sam es ausdrücken würde. Aber die Kinder haben sich damit arrangiert. Vielleicht kommt die Wut später, wenn sie größer sind. Aber momentan scheint es für sie in Ordnung zu sein. Sie akzeptieren ihn so, wie er ist, als liebenswerten, unzuverlässigen Menschen, mit dem sie zu gegebener Zeit Spaß haben können.« Das war die perfekte Charakterisierung von Blake.
Maxines Vater runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Und was ist mit dir?«, fragte er besorgt. Wie seine Frau fand auch er, dass Maxine zu viel arbeitete. Natürlich war er stolz auf sie, aber sie musste sich zusätzlich um die Kinder kümmern. Das erschien ihm unfair, und er gab Blake die Schuld an dieser Entwicklung – mehr, als Maxine selbst es tat. Im Gegensatz zu ihren Eltern hatte sie schon vor langer Zeit ihren Frieden damit geschlossen.
»Es geht mir gut«, antwortete sie. Maxine wusste natürlich, worauf ihr Vater anspielte. Ihre Eltern fragten jedes Mal.
»Kein netter junger Mann am Horizont?« Er sah sie hoffnungsvoll an.
»Weit und breit keine Spur«, sagte sie lächelnd. »Ich teile mein Bett immer noch mit Sam.«
Ihre Eltern lachten amüsiert. »Hoffentlich ändert sich das bald.« Arthur Connors runzelte die Stirn. »Ehe du dich’s versiehst, sind die Kinder erwachsen, und dann wirst du allein sein.«
»Mir bleiben noch ein paar Jahre, bevor ich deswegen in Panik geraten muss.«
»Es geht rasend schnell«, beharrte ihr Vater. »Ich habe nur einmal geblinzelt, da warst du schon auf der Universität. Und sieh dich jetzt an. Du bist eine Koryphäe auf deinem Gebiet. Dabei kommt es mir so vor, als seist du immer noch fünfzehn.« Er lächelte sie liebevoll an, und ihre Mutter nickte.
»Ja, mir geht es im Grunde nicht anders, Dad. Manchmal beobachte ich, wie Daphne meine Pullover und High Heels anzieht, und ich frage mich, wie das möglich ist. Als ich sie das letzte Mal anschaute, war sie doch erst drei. Jack ist plötzlich genauso groß wie ich, sozusagen über Nacht in die Höhe geschossen, und Sam war vor fünf Minuten noch zwei Monate alt. Ist das nicht verrückt?«
»So richtig merkwürdig wird es sich anfühlen, wenn die ›Kinder‹ in deinem Alter sind. Für mich wirst du trotzdem immer Kind bleiben.«
Das war das Schöne daran, Eltern zu haben. Sie gaben einem die Sicherheit, nicht das älteste Familienmitglied zu sein.
Manchmal fragte Maxine sich, ob Blake dieses verrückte Leben führte, weil er Angst vor dem Altwerden hatte. Wenn das so war, konnte sie es ihm nicht einmal vorwerfen. Verantwortung übernehmen zu müssen, hatte er schon immer gefürchtet, und trotzdem war er in geschäftlichen Dingen außerordentlich erfolgreich. Doch das war etwas anderes. Im Grunde seines Herzens hatte er für immer das »Wunderkind«, der Sonnyboy bleiben wollen. Trotzdem war er jetzt ein Mann in mittleren Jahren. Das machte ihm offenbar Angst, und er konnte nicht schnell genug davonlaufen. Leider entging ihm dadurch eine Menge. Während er immer schneller lief, wuchsen die Kinder heran, und er hatte außerdem seine Frau verloren. Für sein Leben als »Peter Pan« bezahlte er einen hohen Preis.
»Rede dir bloß
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