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Herzensbrecher: Roman (German Edition)

Herzensbrecher: Roman (German Edition)

Titel: Herzensbrecher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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beeindruckt, dass sie sich daran erinnerte, und bezweifelte, dass es umgekehrt genauso gewesen wäre. »Sie wird morgen entlassen. Danke für die Nachfrage. Die alte Dame ist erstaunlich. Sie hat einen dreiundneunzigjährigen Freund.«
    »Da hat sie mehr als ich«, entschlüpfte es Maxine lachend.
    »Sie hat jedes Jahr einen neuen Freund. Die alten Herren fallen um wie die Fliegen, aber innerhalb weniger Wochen findet sie einen neuen. Jeder sollte das Glück haben, so alt zu werden. Als sie die Lungenentzündung bekam, war ich besorgt, aber sie hat sich erholt. Ich mag die alte Dame und wünschte, alle meine Patienten wären so.«
    Maxine lächelte amüsiert. »Kann ich etwas für Sie tun, Doktor?«, fragte sie und klang sehr formell, aber sie stand eben unter Zeitdruck.
    »Ich habe darüber nachgedacht, ob Sie vielleicht mit mir zu Mittag essen würden«, begann er und klang verlegen. »Sie haben immer noch etwas gut bei mir wegen der Wexlers.« Dies war die einzige Begründung, die ihm eingefallen war.
    »Seien Sie nicht albern!«, erwiderte Maxine und sah auf die Uhr. Dass er ausgerechnet heute anrufen musste! Seit heute Morgen lieferte sie sich einen Wettlauf mit der Zeit. »Das war ein Versehen. Suizidalität von Jugendlichen ist nun mal nicht Ihr Fachgebiet. Glauben Sie mir, ich hätte keine Ahnung, wie ich eine Zweiundneunzigjährige mit gebrochener Hüfte und Lungenentzündung behandeln sollte.«
    »Das ist sehr großzügig von Ihnen. Wie wäre es mit einem Treffen zum Lunch?« Er ließ nicht locker.
    »Das ist wirklich nicht nötig.«
    »Ich weiß, aber ich würde Sie trotzdem gern einladen. Passt es Ihnen morgen?«
    Maxine konnte sich keinen Reim darauf machen. Warum wollte dieser Mann mit ihr essen gehen? »Ich weiß nicht … möglicherweise muss ich durcharbeiten«, suchte sie nach einer Ausrede.
    »Übermorgen? Irgendwann müssen Sie etwas essen.«
    »Nun, ja, das tue ich sogar … wenn ich Zeit habe.« Das war nicht oft der Fall. Schließlich bot sie Donnerstag an. »Aber Sie brauchen mich wirklich nicht einzuladen.«
    »Ich glaube doch«, antwortete Dr. West lachend. Er schlug ein Restaurant in der Nähe ihrer Praxis vor. Es war ein nettes kleines Lokal, in dem Maxine sich manchmal mit ihrer Mutter traf. Darauf beschränkte sich ihr gesellschaftliches Leben auch schon. Es war Jahre her, dass Maxine das letzte Mal mit einer Freundin essen war.
    Sie verabredeten sich für zwölf Uhr mittags. Nachdenklich legte Maxine auf. Ging es hier tatsächlich nur um kollegiale Höflichkeit oder doch um etwas anderes? In jedem Fall war es überflüssig. Sie konnte sich kaum daran erinnern, wie Dr. West aussah. Am Freitag war sie so mitgenommen von Hilary Andersons Tod gewesen, dass sie nur eine vage Erinnerung an einen großen Mann mit graumeliertem blondem Haar behalten hatte. Sie trug den Termin in ihrem Kalender ein, erledigte noch rasch zwei Anrufe und widmete sich dann dem letzten Patienten des Tages.
    Maxine musste sich um das Abendessen kümmern, da Zelda wegen ihres Zahns Schmerzmittel genommen hatte und im Bett lag. Der Tag endete genauso chaotisch, wie er begonnen hatte. Zum krönenden Abschluss ließ Maxine das Essen anbrennen und bestellte daraufhin für alle Pizza.
    An den nächsten beiden Tagen ging es nicht viel ruhiger zu, und erst als sie am Donnerstagmorgen in ihrer Praxis war, fiel ihr die Verabredung mit Dr. West wieder ein. Mittags saß sie am Schreibtisch und starrte auf den Terminkalender. Was hatte sie nur dazu getrieben, diese Einladung anzunehmen? Sie kannte den Mann doch gar nicht und wollte ihn auch nicht kennenlernen. Das Letzte, was sie momentan brauchte, war ein Mittagessen mit einem Fremden. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie bereits fünf Minuten zu spät war. Sie schnappte sich ihren Mantel und eilte aus der Praxis. Die Zeit, sich die Haare zu kämmen oder Lippenstift aufzutragen, nahm sie sich nicht, und im Grunde war ihr das egal.
    Als Maxine im Restaurant eintraf, saß Charles West bereits an einem Tisch und erwartete sie. Maxine erkannte ihn sofort wieder. Dr. West erhob sich, um sie zu begrüßen. Er war groß und machte einen sympathischen Eindruck. Sie schätzte ihn auf Ende vierzig. Er lächelte sie freundlich an.
    »Entschuldigen Sie die Verspätung«, stieß sie atemlos hervor, und ihm entging nicht der misstrauische Ausdruck in ihren Augen. Charles West wusste genug über Frauen, um zu erkennen, dass Maxine nicht auf der Suche nach einer Beziehung war. Sie

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