Herzensbrecher: Roman (German Edition)
freue mich schon auf morgen.« Heute wollte Blake mit den Kindern eine Theaterpremiere besuchen, und am nächsten Abend würden sie alle gemeinsam essen gehen. »Aber ein bisschen Zeit solltest du auch mit ihnen allein haben.«
»Trotzdem, wenn du dabei bist, ist es noch schöner«, antwortete er voller Zuneigung. Er genoss es aber auch, mit den Kindern allein zu sein. Immer fiel ihm etwas Witziges ein, was sie unternehmen konnten. Am nächsten Tag wollte er mit ihnen zum Schlittschuhlaufen, und Maxine sagte, dass sie vielleicht mitkäme. Aber heute wollte sie allein sein. Die Kinder waren beschäftigt und gut aufgehoben. Blake sagte, sie könne jederzeit anrufen, wenn sie ihre Meinung doch noch ändere, und Maxine versprach, das zu tun. Es war angenehm, ihn in der Stadt zu wissen. Das verschaffte ihr eine Atempause.
Maxine ging im Park spazieren, gammelte den Rest des Tages in der Wohnung herum und wärmte sich zum Abendessen eine Suppe auf. Sam rief an, bevor sie ins Theater gingen. Er erzählte ganz begeistert von seinem Tag.
»Ich wünsche dir viel Spaß heute Abend«, sagte Maxine. »Morgen komme ich mit zum Schlittschuhlaufen.« Sie freute sich tatsächlich darauf, obwohl sie ständig an die Andersons denken musste und jedes Mal einen Stich verspürte. Während sie in der Küche ihre Suppe aß, kam Zelda herein.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte sie mit besorgter Miene. Sie kannte Maxine gut.
»Ja, Zellie. Danke.«
»Sie sehen aus, als wäre jemand gestorben.«
»Eine meiner Patientinnen ist gestorben. Ein fünfzehnjähriges Mädchen.«
»Ich verabscheue Ihren Job«, entfuhr es Zelda. »Er deprimiert mich. Ich weiß nicht, wie Sie das schaffen. Warum können Sie nicht etwas Schönes tun, zum Beispiel Babys auf die Welt bringen oder so?«
Maxine lächelte. »Ich bin gern Seelenklempnerin. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man auch auf diese Weise dazu beitragen kann, so manchen Patienten am Leben zu halten.«
»Ja, da haben Sie recht«, stimmte Zelda zu und setzte sich ebenfalls an den Tisch. Maxine sah aus, als könnte sie ein bisschen Gesellschaft gebrauchen. Zelda hatte ein gutes Gespür dafür, wann Maxine sich ein Gespräch wünschte und wann es besser war, sie allein zu lassen. »Wie kommen die Kinder mit ihrem Dad zurecht?«
»Gut. Er hat mit ihnen einen Hubschrauberrundflug gemacht, sie waren einkaufen, essen und heute Abend besuchen sie eine Theaterpremiere.«
»Er ist kein Vater, sondern der Weihnachtsmann«, stellte Zelda fest.
Maxine nickte. »Das muss er sein, um seine ständige Abwesenheit zu kompensieren«, stellte sie nüchtern fest. Es war keine Kritik, sondern eine Tatsache.
»Das kann man nicht mit einem Hubschrauberrundflug ins Lot bringen«, antwortete Zelda weise.
»Er bewegt sich damit im Rahmen seiner Möglichkeiten. Es gelingt ihm einfach nicht, lange an einem Ort zu bleiben. So war er schon immer. Seit er über die finanziellen Mittel verfügt, ist es nur schlimmer geworden. Männer wie ihn hat es immer gegeben. In früheren Zeiten wurden sie Schiffskapitäne, Abenteurer oder Entdecker. Christoph Kolumbus hat vermutlich auch eine Horde Kinder zu Hause zurückgelassen. Manche Männer sind einfach nicht dafür geschaffen, ein geregeltes Leben zu führen und jeden Tag aus dem Büro nach Hause zu kommen.«
»Mein Vater war auch so«, antwortete Zelda. »Meine Mutter ließ er sitzen, als ich drei war. Er trat der Handelsmarine bei und ward nie wieder gesehen. Jahre später hat meine Mutter herausgefunden, dass er mit einer anderen Ehefrau und vier Kindern in San Francisco lebte. Er hat sich nie die Mühe gemacht, sich von meiner Mutter scheiden zu lassen oder ihr auch nur zu schreiben. Er ist einfach gegangen und hat sie mit meinem Bruder und mir alleingelassen.«
»Haben Sie ihn jemals wiedergesehen? Später, meine ich«, fragte Maxine interessiert. Darüber hatte Zelda noch nie gesprochen. Sie war sehr diskret, was ihr Privatleben betraf.
»Nein, er starb, bevor es dazu kam. Ich hatte vor, nach Kalifornien zu reisen, um mich mit ihm zu treffen. Mein Bruder hat es geschafft, aber es war kein schönes Wiedersehen. Meine Mutter starb an gebrochenem Herzen. Sie hat sich zu Tode getrunken, als ich fünfzehn war. Ich bin dann zu meiner Tante gezogen, und die starb, als ich achtzehn war. Seither habe ich als Nanny gearbeitet.« Das erklärte, warum Zelda sich einen Arbeitsplatz in Familien gesucht hatte. Dort fand sie die Stabilität und das liebevolle Umfeld, nach dem sie sich als
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