Herzensbrecher: Roman (German Edition)
war ein furchtbares Erdbeben. Gar nicht weit von hier sind viele Menschen in ihren Dörfern ums Leben gekommen. Ich habe versucht zu helfen und den Transport von Hilfsgütern per Hubschrauber organisiert.«
»Seit wann spielst du den Samariter?« Sie ließ sich nicht besänftigen. Charles war für sie da gewesen, von Blake jedoch hatte es wie immer keine Spur gegeben.
»Die Menschen hier brauchen Hilfe. Viele haben nichts zu essen, kein Dach über dem Kopf, und überall liegen Tote. Soll ich kommen?«
»Das brauchst du nicht. Sam geht es schon wieder besser«, sagte sie und beruhigte sich allmählich. »Wir haben einen fürchterlichen Schrecken bekommen. Er schläft jetzt, aber du solltest ihn in ein paar Stunden anrufen.«
»Tut mir leid, Max«, sagte Blake, und es klang aufrichtig. »Du hast sowieso schon genug um die Ohren.«
»Ich komme klar. Charles war hier.«
»Ein Glück«, sagte Blake leise, und Maxine bemerkte erst jetzt, wie müde seine Stimme klang. Vielleicht versuchte er tatsächlich, sich in Marokko nützlich zu machen, obwohl sie sich das nur schwer vorstellen konnte. »Ich werde Sam später anrufen. Gib ihm einen Kuss von mir.«
»Das mache ich.«
Tatsächlich rief Blake ein paar Stunden später an. Sam freute sich riesig, mit seinem Vater zu sprechen, und erzählte ihm ausführlich von dem Unfall. Er sagte, dass Charles mit ihm im OP gewesen sei und seine Hand gehalten habe. Mom wäre so nervös gewesen, dass der Arzt sie nicht dabeihaben wollte. Tatsächlich wäre Maxine vor Angst um ihren Sohn beinahe ohnmächtig geworden. Charles war der Held des Tages. Blake versprach, Sam bald zu besuchen. Mittlerweile hatte Maxine über das Erdbeben in Marokko in der Zeitung gelesen. Es war ein schweres Beben gewesen, bei dem zwei Dörfer komplett zerstört worden waren und auch in den Städten beträchtlicher Schaden entstand. Blake hatte die Wahrheit gesagt. Trotzdem nahm Maxine es ihm übel, dass sie ihn nicht hatte erreichen können. Das war typisch für ihn. Er würde sich nie ändern. Zum Glück hatte sie jetzt Charles. Er war jeden Tag nach der Arbeit gekommen, übernachtete nach wie vor auf dem Sofa und kümmerte sich rührend um Sam. Der richtige Zeitpunkt, den Kindern von der Hochzeit zu erzählen, schien gekommen. Es war Juni, und die Ferien hatten begonnen.
Am Samstagmorgen versammelte Maxine alle in der Küche. Charles war ebenfalls anwesend, obwohl sie das für keine gute Idee hielt. Doch er wollte unbedingt dabei sein, wenn sie es den Kindern sagte. Trotz allem war Maxine der Meinung, dass sie ihm dieses Zugeständnis schuldig war. Er hatte sich bei Sam bewährt, und sie konnte ihn unmöglich ausschließen. Wenn die Kinder ihr etwas zu sagen hatten, was er nicht hören sollte, dann konnten sie es ebenso gut später tun.
Als alle am Tisch saßen, sprach sie zunächst davon, wie fürsorglich sich Charles während der vergangenen Monate um sie alle gekümmert hatte. Dabei sah sie die Kinder fest an, als wollte sie die drei davon überzeugen. Maxine befürchtete nach wie vor, dass die drei auf die Neuigkeit nicht eben positiv reagieren würden. Aber ihr blieb nichts anderes übrig – sie musste mit der Sprache herausrücken.
»Und deshalb haben Charles und ich uns entschlossen, im August zu heiraten.«
Es herrschte Totenstille. Die Kinder starrten Maxine reglos an.
»Ich liebe eure Mutter und euch«, fügte Charles steif hinzu. Er hatte keine Übung in solchen Situationen, und die fünf – Zelda eingeschlossen – bildeten eine einschüchternde Gruppe.
»Willst du uns auf den Arm nehmen?« Daphne fand als Erste ihre Stimme wieder.
»Davon kann keine Rede sein«, entgegnete Maxine mit ernster Miene.
»Du kennst ihn doch kaum.« Daphne redete nur zu ihrer Mutter und ignorierte Charles.
»Wir sind seit fast sieben Monaten zusammen, und in unserem Alter kann man einschätzen, ob etwas richtig ist«, zitierte Maxine Charles.
Daphne erhob sich und verließ die Küche. Kurz darauf knallte die Tür zu ihrem Zimmer.
»Weiß Dad davon?«, fragte Jack.
»Noch nicht«, antwortete Maxine. »Wir wollten es euch zuerst sagen.«
»Aha«, sagte Jack und ging ebenfalls hinaus. Seine Tür knallte zwar nicht, aber Maxine verließ der Mut. Es war noch schwieriger, als sie vermutet hatte.
»Ich glaube, es wird schön«, sagte Sam und sah die beiden an. »Du warst im Krankenhaus sehr nett zu mir, Charles. Vielen Dank.« Er war höflich und wirkte nicht so verstört wie die anderen beiden, aber
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