Herzensbrecher: Roman (German Edition)
sagte, war richtig. Obwohl Maxine es nicht aussprach, war sie seiner Meinung. »Er ist nur einfach nicht an Kinder gewöhnt.«
»Als er mit mir zu dem Basketballspiel gegangen ist, wollte er mir das Internat schmackhaft machen«, sagte Jack mit besorgtem Blick. »Willst du uns etwa fortschicken, Mom?«
»Natürlich nicht. Charles war selbst im Internat, und es hat ihm dort sehr gefallen. Deshalb glaubt er, dass es für jeden eine tolle Sache wäre. Aber ich würde euch nie wegschicken.«
»Das sagst du jetzt«, erwiderte Daphne. »Warte, bis du mit ihm verheiratet bist. Dann wird er dich schon von seiner Meinung überzeugen.«
»Dazu wird es nicht kommen. Ihr seid meine Kinder und nicht seine.«
»So verhält er sich aber nicht. Er bildet sich ein, ihm gehöre die Welt.« Daphne warf ihrer Mutter einen wütenden Blick zu.
»Das ist doch Unsinn!«
Maxine hatte zwar ihre liebe Not, Charles zu verteidigen, aber sie war froh, dass die Kinder ihrem Ärger Luft machten. So kam die Angelegenheit zumindest offen zur Sprache. »Er ist es einfach gewohnt, alles allein zu entscheiden, aber er wird nicht über euer Leben bestimmen. Das will er überhaupt nicht, und ich würde es auch nicht zulassen.«
»Er hasst Dad«, stellte Jack nüchtern fest.
»Auch das glaube ich nicht. Er mag eifersüchtig auf ihn sein, aber er hasst ihn nicht.«
»Was Dad wohl dazu sagen wird?«, fragte Daphne gespannt. »Er wird traurig sein, wenn du wieder heiratest, Mom.«
»Bestimmt nicht. Er ist doch nun wirklich kein Kind von Traurigkeit. Ist er eigentlich noch mit Arabella zusammen?«
»Ja«, antwortete Daphne mit düsterer Miene. »Hoffentlich kommt er nicht auch noch auf die Idee zu heiraten. Das hätte uns jetzt noch gefehlt.«
Die Kinder führten sich auf, als wäre etwas Furchtbares geschehen. Die Nachricht von der geplanten Heirat ihrer Mutter war keine gute Neuigkeit für sie gewesen. Maxine hatte damit gerechnet, trotzdem tat es weh. Nur für Sam schien alles in Ordnung zu sein, aber er mochte Charles auch mehr als die anderen.
Nach dem Abendessen meldete sich Charles und erkundigte sich nach der Stimmung der Kinder. Er vermisste Maxine, aber er hatte aufgeatmet, als er nach Hause gehen konnte. Die vergangenen Tage waren sehr anstrengend gewesen. Erst Sams Unfall und jetzt das. Und Maxine saß zwischen allen Stühlen.
»Es ist alles in Ordnung. Die Kinder brauchen einfach nur Zeit, um sich an die Vorstellung zu gewöhnen«, versicherte sie.
»Wie viel denn? Zwanzig Jahre?« Charles klang sehr mitgenommen.
»Nein. Sie sind eben Kinder. Gib ihnen ein paar Wochen. Sie werden auf unserer Hochzeit genauso tanzen wie alle anderen.«
»Hast du es Blake schon gesagt?«
»Nein, ich rufe ihn nachher an. Ich wollte es den Kindern zuerst sagen. Und meine Eltern werde ich morgen anrufen. Sie werden begeistert sein!« Charles hatte die beiden bereits kennengelernt und mochte sie sehr. Ihm gefiel die Vorstellung, in eine Arztfamilie einzuheiraten.
Den Rest des Abends waren die Kinder lustlos. Sie blieben in ihren Zimmern und sahen sich DVDs an. Sam schlief in seinem Bett. Als Maxine später allein in ihrem Bett lag, dachte sie darüber nach, dass Charles in zwei Monaten neben ihr liegen würde. Nach so vielen Jahren konnte sie sich kaum vorstellen, wieder mit jemandem zusammenzuleben. Und Sam hatte recht – er würde dann nicht mehr bei ihr schlafen können. Auch Maxine bedauerte das. Obwohl sie Charles liebte, hatten die guten Neuigkeiten für alle eine Kehrseite, auch für sie. So war das Leben nun einmal. Man tauschte das eine gegen das andere ein. Es war schwer, den Kindern das begreiflich zu machen. Manchmal hatte sie ja sogar selbst Probleme damit.
Kurz nach Mitternacht rief sie Blake an. Bei ihm war es jetzt Morgen. Er klang beschäftigt und abgelenkt. Maxine hörte im Hintergrund Maschinengeräusche. Eine Unterhaltung war kaum möglich.
»Wo bist du? Was machst du?«, fragte sie mit lauter Stimme, um gegen den Lärm anzukommen.
»Auf der Straße. Ich helfe bei den Aufräumarbeiten. Wir haben ein paar Bulldozer eingeflogen. Es werden immer noch Menschen aus den Trümmern gezogen. Max, hier laufen Kinder durch die Straßen, die kein Zuhause mehr haben. Sie suchen ihre Eltern. Ganze Familien wurden ausgelöscht. Überall liegen Verletzte, weil die Krankenhäuser überfüllt sind. Du kannst dir nicht vorstellen, welche Zustände hier herrschen.«
»Doch, das kann ich«, widersprach sie traurig. »Ich habe selbst an solchen
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