Herzensbrecher: Roman (German Edition)
bewerkstelligen sollte. Andererseits hatte Blake sie noch nie um etwas Vergleichbares gebeten. Er war mit ganzem Herzen bei der Sache und fest entschlossen zu helfen, nicht nur mit Geld, sondern mit seiner Hände Arbeit. Es war genau die Art von Arbeit, die Maxine lohnenswert fand. Natürlich war es nicht leicht, das menschliche Leid bei einer solchen Katastrophe zu ertragen. Andererseits war es eine Möglichkeit, tatsächlich etwas zu bewirken. Sie war stolz auf Blake, und ihn so reden zu hören trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie wollte den Kindern davon erzählen, damit auch sie stolz auf ihren Vater sein konnten.
»Ich wünschte, ich könnte dir helfen«, sagte sie leise. »Aber ich weiß wirklich nicht, wie ich das anstellen soll.« Sie bewunderte Blakes Engagement und seine harte Arbeit. Wie gern würde sie ihn dabei unterstützen.
»Wie wäre es, wenn du dir am Freitag freinimmst? Ich schicke dir mein Flugzeug, und du fliegst Donnerstagnacht. Dann hättest du das Wochenende – das sind drei ganze Tage. Du fliegst Sonntagabend zurück und bist Montagmorgen wieder in der Praxis.« Über die Einzelheiten hatte er schon gründlich nachgedacht.
»Dieses Wochenende habe ich frei«, antwortete sie nachdenklich. »Thelma vertritt mich. Ich könnte sie bitten, auch am Freitag für mich einzuspringen.« Trotzdem war es verrückt, für drei Tage nach Marokko zu fliegen. Gerade jetzt musste sie sich um so vieles kümmern.
»Ich weiß nicht, wen ich sonst fragen soll. Das Leben dieser Kinder ist zerstört, wenn niemand die richtigen Weichen stellt. Viele von ihnen haben sowieso kaum noch etwas zu verlieren.« Viele Kinder waren verkrüppelt, erblindet oder hatten Gliedmaße verloren, als Schulen und Häuser über ihnen einstürzten. Unzählige waren zu Waisen geworden. Blake hatte gesehen, wie ein neugeborenes Baby lebend aus den Trümmern gerettet wurde. Er hatte daneben gestanden und geweint.
»Gib mir ein paar Stunden, um darüber nachzudenken«, sagte Maxine, als der Summer den nächsten Patienten ankündigte. »Ich muss es mir durch den Kopf gehen lassen.« Heute war Dienstag. Wenn sie tatsächlich nach Marokko fliegen wollte, blieben ihr zwei Tage, um alles zu organisieren. Aber Naturkatastrophen kündigten sich selten an und ließen keine Zeit zum Planen. Sie war früher schon innerhalb weniger Stunden zu einem Unglücksort gereist. Jetzt würde sie Blake gern helfen oder ihm zumindest jemanden nennen, an den er sich wenden konnte. Es gab in Paris einen Verband hervorragender Psychiater, mit denen sie schon zusammengearbeitet hatte und die auf derlei Katastrophen spezialisiert waren. Andererseits reizte es sie, selbst etwas zu tun. Es war eine Weile her, dass sie an einen Unglücksort gerufen wurde. »Wann kann ich dich anrufen?«
»Jederzeit. Ich habe seit einer Woche nicht mehr in meinem Bett geschlafen. Versuch es über mein englisches Handy oder mein BlackBerry. Beide Geräte funktionieren, meistens jedenfalls … und, Max … danke … ich liebe dich, Schatz. Danke, dass du mir zugehört hast und dass es dir nicht gleichgültig ist. Ich verstehe jetzt endlich, wie deine Arbeit aussieht. Du bist eine wunderbare Frau.« Respekt lag in seiner Stimme. Maxine lernte Blake von einer anderen Seite kennen.
»Ich liebe dich auch«, sagte sie leise, und Tränen traten ihr in die Augen. »Ich melde mich, so schnell ich kann. Ich weiß nicht, ob ich selbst reisen kann, aber wenn nicht, dann finde ich jemand Erstklassigen, der zu dir kommt.«
»Ich will aber dich«, bettelte er. »Bitte, Max …«
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, versprach sie und legte auf. Dann öffnete sie die Tür und ließ die nächste Patientin herein, der jetzt ihre ganze Aufmerksamkeit gehören musste. Es handelte sich um ein zwölfjähriges Mädchen, das sich selbst Wunden zufügte und die Arme voller Narben hatte. Sie gehörte zu den Opfern des 11. Septembers und war von ihrer Schule an Maxine verwiesen worden. Der Vater des Mädchens war einer der Feuerwehrleute, die damals ums Leben gekommen waren. Das Mädchen nahm an einer Studie teil, die Maxine für die Stadtverwaltung durchführte. Die Sitzung dauerte länger als üblich, und anschließend eilte Maxine nach Hause.
Als sie dort eintraf, waren die Kinder und Zelda in der Küche. Sie erzählte ihnen von dem Erdbeben in Marokko und was ihr Dad dort leistete. Die Augen der Kinder begannen zu strahlen. Maxine erwähnte auch, dass er sie gebeten hatte, ihm vor Ort zu
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