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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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Freunden. Ich bin kein Kind mehr, halt dich aus meinem Leben raus, es sei denn, ich fordere explizit deine Intervention an. Keine Familienevents.«
    Was sie unter unsinnigen Verboten verstand, wollte er jetzt lieber noch nicht ergründen. »Gibt es irgendetwas, das ich über dich wissen sollte?«
    »Hm.« Hannah lehnte sich zurück und dachte nach. »Ja, da gibt es wohl ein paar Dinge: Ich bin Morgenmuffel und normalerweise erst eine Stunde nach dem Aufstehen ansprechbar. Ich bleibe auch am Wochenende lange im Bett und will dann nicht gestört werden. Ich brauche länger im Bad. Ich hasse Fisch, dafür liebe ich Nutella.« Sie blickte nachdenklich zur Decke. »Ach ja, ich rauche nicht, trinke ab und zu in Maßen, genehmige mir gelegentlich einen Joint, und mein monatliches Taschengeld beträgt zweihundert Euro.« Sie warf ihm einen leicht provokanten Blick zu. »Das war’s. Und bei dir?«
    Oliver musste die ganzen Informationen erst einmal sortieren. »Okay, damit kann ich so weit leben, außer mit dem Joint.«
    Hannah stöhnte auf. »Bitte keine Moralpredigt, nicht das Drogenaufklärungsprogramm und keine Verbote.«
    Oliver schüttelte den Kopf. Seine Begeisterung über die Tatsache, dass seine Tochter Gras rauchte, hielt sich verständlicherweise in Grenzen, doch er wusste, wie sinnlos es war, hier mit aller Gewalt gegensteuern zu wollen. »Kein Verbot. Lediglich vier Bitten.«
    »Gleich vier?«
    Oliver zählte sie an den Fingern seiner rechten Hand ab. »Erstens: Du rauchst kein Gras hier in der Wohnung. Zweitens: Lass dich nicht erwischen. Drittens: Wenn du dich erwischen lässt, sag niemandem, dass ich davon gewusst habe. Und viertens – und das ist die wichtigste Bitte: Halt dich von härteren Sachen fern.«
    Hannah nickte. »Mach dir da mal keine Sorgen.«
    Das haben schon zu viele vor dir gesagt. Es war ein Gedanke, den er für sich behielt. Er konnte nicht mehr tun, als Hannah im Blick zu behalten, solange sie bei ihm wohnte, und auf jedes Anzeichen zu achten, das darauf hindeutete, dass es nicht bei einem gelegentlichen Joint geblieben war. Und zu hoffen, dass das eben nie passieren würde. »Na schön«, sagte er deshalb nur.
    »Und?«, fragte sie erneut. »Was ist mit dir? Was sollte ich über dich wissen?«
    Oliver zuckte die Schultern, denn er hatte sich darüber wirklich noch nie Gedanken gemacht. Wieso auch?
    »Hast du eine Freundin?«, fragte Hannah, als er keine Antwort gab.
    »Nein.« Die Wunde, die am Vortag gerissen worden war, begann wieder ein wenig zu schmerzen.
    »Irgendwelche Macken?«
    »Keine Ahnung.«
    Hannah sah ihn abschätzend an, entschied dann aber offenbar, dass sie das im Zweifel schon noch selbst herausfinden würde. Sie blickte auf die Uhr an der Wand. »Es ist spät geworden. Ich muss morgen früh raus.«
    Wer musste das nicht? Immerhin hatte er jetzt noch einen weiteren Termin für den morgigen Tag auf der Liste.
    Hannah stand auf. »Ich blockiere jetzt noch kurz das Bad, und das Wohnzimmer ist dann Sperrzone bis morgen früh.« Im Türrahmen blieb sie noch einmal stehen. »Ach ja, du sollst Mom anrufen, egal, wie spät es ist. Sie ist ziemlich sauer, weil du sie noch nicht zurückgerufen hast.«
    Selbst wenn die Nachrichten seiner Ex auf der Mailbox nicht nur aus Gift und Galle bestanden hätten, hätte er das nicht getan. Heute Abend würde er sich ganz bestimmt kein Telefonat mehr mit ihr antun. »Ist sie wenigstens auch auf dich wütend?«
    »Nicht wirklich.«
    Das hieß, Bianca würde den gesamten Kübel ausgesuchter Höflichkeiten über seinem Kopf ausschütten. Wenn er denn jemals zurückrief. »Prächtig.«

6
    Als Oliver am Mittwochmittag Jennifers Büro betrat, saß sie gerade vor ihrem Rechner und sah sich das Überwachungsvideo aus der Boutique an. Der Staatsanwalt kam weitaus später als angekündigt und ließ sich schweigend auf Marcels Stuhl fallen, ohne seine Jacke auszuziehen.
    Ihm war anzusehen, dass er gereizt war, weshalb Jennifer beschloss, die spitze Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, hinunterzuschlucken. Es gehörte einiges dazu, Oliver Grohmann aus der Ruhe zu bringen, und noch einiges mehr, bis er seine negativen Gefühlsregungen offen zeigte.
    Jennifer stoppte die Aufzeichnung und warf ihm über den Bildschirm hinweg einen fragenden Blick zu. »Alles in Ordnung?«
    Er schüttelte den Kopf und stieß ein Seufzen aus.
    »Dein Termin oder deine Fahrt hierher?« In der Nacht waren die Temperaturen wieder deutlich gefallen, und es herrschte dichtes

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