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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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Autobahnbrücke herumtrieben, doch das war im Moment nebensächlich. Die genauen Umstände und Hintergründe aufzudecken war Sache der örtlichen Polizei.
    »Was ist dann passiert? Wir brauchen Details«, erinnerte der Staatsanwalt.
    »Das war ’ne ziemlich fette Karre. Noch neu. Haben uns sofort gewundert, was der da wollte.« Vanessa begann erneut, imaginäre Linien auf der Tischplatte nachzuzeichnen. »Der Kerl ist ausgestiegen, hat die Fahrertür offen gelassen und ist einfach weggegangen.«
    Florian nickte. »Einer von den anderen hat ihm noch was hinterhergeschrien, daraufhin hat er uns den Mittelfinger gezeigt. Dann war er verschwunden und ist nicht mehr zurückgekommen.«
    »Und?«, hakte Jennifer nach.
    Vanessa zuckte die Schultern. »Na, was wohl? Wir sind hin zu dem Wagen und haben gleich gesehen, dass der Schlüssel steckte … Die anderen haben den Kofferraum aufgemacht. Einer meinte noch, dass da vielleicht ’ne Leiche drinliegt. Tat sie aber nicht. Das Auto war sauber.«
    Jennifer schüttelte innerlich den Kopf über so viel Dummheit. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Florian und Vanessa einem Alkohol- und Drogentest unterzogen worden waren. Ein Cocktail aus jugendlicher Abenteuerlust und illegalen Substanzen war bestens geeignet, den Verstand auszuschalten, das wusste sie aus eigener Erfahrung.
    »Jedenfalls habe ich in die Einkaufstüten geguckt und die Klamotten entdeckt. Die anderen haben von so was keine Ahnung, die haben gar nicht gerafft, was das für teures Zeug ist. Sie haben nur gelacht und gemeint, wir könnten den Scheiß haben. Also habe ich die Tüten mitgenommen. Die anderen sind dann mit dem Auto weggefahren, und wir sind abgehauen.«
    Dieselbe Geschichte, die sie den Offenbacher Kollegen erzählt hatten, ohne die geringste Abweichung. So unglaubwürdig sich das Ganze auch anhörte, gab es keinen greifbaren Hinweis darauf, dass sie logen. Allerdings waren sie mit Sicherheit im Lügen echte Profis.
    »Könnt ihr den Typen beschreiben?«, fragte Oliver.
    Schweigsames Kopfschütteln.
    »Größe, Körperbau, Haarfarbe? Irgendetwas?«
    »Der hatte dunkle Sachen an und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen«, antwortete Florian. »Der war so schnell verschwunden …«
    »Mit wem genau habt ihr unter der Brücke abgehangen? Habt ihr eine Ahnung, wohin sie mit dem Auto gefahren sind?«
    Vanessa zuckte die Schultern, während Florian keinerlei sichtbare Reaktion zeigte. Die Offenbacher Staatsanwältin hatte Grohmann bereits vorgewarnt, dass sie nicht damit rechnen konnten, Namen aus den beiden herauszubekommen.
    »Das ist sehr wichtig«, fügte er hinzu. »Der Mann, den ihr gesehen habt, hat sehr wahrscheinlich einen Mord begangen und euch dazu benutzt, Beweise zu vernichten.«
    »Wenn er denn überhaupt existiert«, warf Jennifer zweifelnd ein.
    »Das ist die Wahrheit«, schnappte Vanessa sofort.
    »Sicher doch. Ich glaube eher, dass ihr die Sachen von einem eurer Kumpels bekommen habt.« Jennifer beugte sich vor. Dass sie mit einem Mord in Verbindung gebracht wurden, war bisher das Einzige, was irgendeine spürbare Wirkung auf die beiden gezeigt hatte. »Ihr deckt einen Mörder. Das nennt man Strafvereitelung, und das ist gleichbedeutend mit Knast.«
    Vanessas trotzige Miene zeigte nur für den Bruchteil einer Sekunde Risse, dann wiederholte sie: »Der Typ hat das Auto mit den Klamotten unter der Autobahnbrücke abgestellt. Die anderen haben die Karre mitgehen lassen. Das ist alles.«
    Einschüchtern ließ sie sich also offenbar nicht. »Was für ein Auto war das genau?«, hakte Grohmann nach.
    »Ein Mercedes«, antwortete Florian sofort.
    »Und was für ein Modell?«
    »Keine Ahnung. Groß, bestimmt teuer. Hatte Ledersitze. Dunkelblau.«
    Der Staatsanwalt zog einige Fotos aus der Aktenmappe und legte sie vor den Jugendlichen auf den Tisch. Sie zeigten sieben verschiedene Mercedes-Modelle, doch nur eines davon entsprach dem Wagen, den Larissa Schröder gefahren hatte.
    Florian deutete augenblicklich darauf. »Der da war’s.«
    Der Staatsanwalt wechselte einen Blick mit Jennifer. Um sich eines Autos zu entledigen, war die Vorgehensweise absolut unüblich, aber äußerst effektiv. Ihr Täter hatte die beiden und ihre unbekannten Freunde erfolgreich für seine Zwecke missbraucht.
    »Wie heißen eure Kumpels, die das Auto mitgenommen haben?«, versuchte Grohmann es noch einmal. »Wir müssen diesen Wagen finden. Eure Freunde sind uns dabei ziemlich egal.«
    »Wir sind keine Verräter.«

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