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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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Vanessa zuckte nur die Schultern. »Pech für Sie.«
    Der Staatsanwalt schüttelte leicht den Kopf, um seinen Zorn zu überspielen. Die Kriminellen wurden nicht nur immer jünger, sondern auch immer dreister. »Was ist mit dem Ohrhänger passiert? An wen habt ihr ihn verkauft?«
    »An niemanden«, empörte sich Vanessa. »Wie oft werden wir eigentlich noch danach gefragt?! Es war einer, okay, ein einziger Ohrring, von Anfang an!«
    »Das glauben wir euch nicht«, erwiderte Jennifer unbeeindruckt. »Wir wollen jetzt endlich einen Namen hören.«
    »Es gibt keinen Namen, gottverdammt!« Vanessa war inzwischen so zornig, dass sie mit der Faust auf den Tisch schlug. »Keinen einzigen! Wir hatten doch noch gar nicht richtig angefangen, da ist irgendwer zur Pausenaufsicht gerannt, und die haben uns direkt hochgenommen!«
    Grohmann startete einen letzten Versuch. »Davon werdet ihr dann wohl den Richter überzeugen müssen. Es könnte natürlich auch sein, dass ihr die Wahrheit sagt, und der Ohrring befindet sich möglicherweise noch in dem Auto. Doch wenn wir den Wagen nicht haben …«
    Vanessa durchschaute seine Strategie. Ihr entschiedenes Kopfschütteln unterbrach ihn. Sie beugte sich vor und sah ihm direkt in die Augen. »Vergessen Sie’s. Keine Namen.« Dann lehnte sie sich zurück und starrte demonstrativ den Kalender an der Wand an.
    Es war vorbei. Mehr würden sie aus den beiden Kids hier und heute nicht herausholen. Der Staatsanwalt bedeutete Jennifer mit einer wortlosen Geste, dass sie fertig waren, und stand auf. Sie erhob sich ebenfalls, um ihm nach draußen zu folgen.
    Noch im Türrahmen hielt sie jedoch inne. Die Selbstherrlichkeit der beiden Teenager schürte ihre Wut. Eigentlich wusste sie, dass es sinnlos war und sie sich an Olivers Marschrichtung halten sollte, doch sie konnte sich nicht einfach schweigend umdrehen und gehen.
    Also machte sie kehrt und fixierte die Jugendlichen. »Weshalb schützt ihr diese Typen?«, fragte sie barsch. »Was geben sie euch für eure Loyalität? Kippen? Alk? Das Gefühl, cool zu sein?«
    Sie spürte Olivers Blick in ihrem Rücken, doch er schritt nicht ein. »Glaubt ihr, die würden für euch den Mund halten, wenn sie an eurer Stelle hier säßen?!«
    Jennifer schüttelte den Kopf. »Dieses Scheißverhalten, das ihr an den Tag legt, führt zu nichts. Im Moment fühlt ihr euch wie die Könige. Ihr seid besser als alle anderen, oder? Besser als eure Eltern, eure Mitschüler, die Lehrer, die Bullen.«
    Jetzt hatte sie die volle Aufmerksamkeit der beiden. Offenbar wussten sie nicht, wie sie den plötzlichen Ausbruch der Kommissarin deuten sollten. Zumindest hatte es ihnen die Sprache verschlagen.
    »Einen Scheiß seid ihr besser. Ihr haltet eure Köpfe für irgendwelche Typen hin, die euch nur ausnutzen, denen ihr vollkommen am Arsch vorbeigeht und die euch bei der ersten Gelegenheit in den Rücken fallen werden. Denkt ihr, das ist es wert?« Jennifer nickte grimmig. »Im Moment denkt ihr das noch. Das, was euch die Erwachsenen erzählen, ist ja nur Bullshit. Sollen sie doch reden, nicht wahr? Ist doch nichts dabei, als Hartz- IV -Empfänger in irgendeiner versifften Bude zu enden und nichts anderes zu tun zu haben, als den ganzen Tag dumpf in die Glotze zu starren oder für einen Euro die Stunde den Dreck anderer Leute wegzumachen. Ist doch eigentlich schon fast erstrebenswert, oder?«
    Sie sah Florian an. »Du glaubst, du wirst mal der ganz große Macker, ein Typ, dem die Frauen scharenweise hinterherlaufen. Irgendwo wird die Kohle schon herkommen, im Zweifel findet sich irgendeine illegale Quelle. Vielleicht siehst du aber auch so gut aus, dass die Mädels das Geld freiwillig mitbringen. Nur, soll ich dir mal was sagen? Mädchen stehen nicht auf Macho-Versager, und erst recht nicht auf Typen, die den Großteil ihrer Zeit als Huren ihrer Mitgefangenen im Knast verbringen.«
    Jennifers Blick wanderte zu Vanessa. »Und dir wird auch nicht irgendein Prinz zufliegen, der dich aus der ganzen Scheiße herausholt und dich bis an sein Lebensende durchfüttert. Für die Männerwelt wirst du mit ganz viel Glück nur die Matratze sein, mit etwas Pech zusätzlich auch noch das Dienstmädchen. Und eine Schwangerschaft oder ein Kind ändern gar nichts daran. Spätestens dann sind die Typen verschwunden, aber nicht, ohne sich vorher über dich kaputtzulachen.«
    Jennifer sah zwischen Vanessa und Florian, die vollkommen erstarrt auf ihren Stühlen saßen, hin und her. »So stellt ihr

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