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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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Ganze hat wirklich absolut nichts mit einer Sekte gemein. Kein Zwang, keine Riten, keine Schwüre, keine Gehirnwäsche, nichts Religiöses. Für mich und Selina ergeben sich natürlich auch Vorteile. Die Kunst meiner Schwester lässt sich in diesem Rahmen einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen. Sie wird für ihre Arbeiten geradezu vergöttert.«
    »Dann ist das alles für dich also nichts als Show? Eine Einnahmequelle?«, hakte Hannah verblüfft und ungläubig zugleich nach.
    Tobias schüttelte den Kopf. »Nein, keinesfalls. Es ist eine glückliche Fügung, dass mein dunkles Leben zugleich ein Engagement ist, das mich und meine Schwester finanziell unabhängig macht. Daran ist nichts Verwerfliches.«
    »Wenn die Menschen, mit denen du dich umgibst und die eure Unabhängigkeit finanzieren, etwas ganz anderes in dir und dieser Gruppierung sehen, dann vielleicht schon.«
    »Ich bin kein Therapeut, Hannah. Ich gebe den Leuten nur das, was sie verlangen. Ich schaffe eine Umgebung, in der sie sich wohlfühlen und ihre Faszination für die Dunkelheit leben können.«
    »Machst du es dir da nicht ein bisschen einfach?« Hannahs Faszination für den Mann, den sie am Samstag unter dem Namen Jesaja kennengelernt hatte, schwand rapide. Ebenso ihre Angst. Sie mochte das profane Gesicht nicht, das er der normalen Welt präsentierte. »Du nutzt diese Menschen aus.«
    »Nein«, widersprach Tobias. »Das würde ich tun, wenn ich ihnen etwas vormachen würde. Das tue ich aber nicht. Ich habe zwei Seiten, beide sind echt.« Er beugte sich vor, ein Glitzern in den Augen. »Du kannst mir aber glauben, dass dieses kultivierte Leben, das du hier siehst, nicht meinem wahren Ich ent spricht.«
    Wenn sie nicht ohnehin schon ganz hinten auf dem Sofa gesessen hätte, wäre Hannah vor ihm zurückgewichen. Ihre Furcht loderte von einem Moment zum anderen erneut auf. Plötzlich wollte sie einfach nur noch fort von ihm. Gleichzeitig spürte sie aber auch wieder seine Anziehungskraft, den Sog des Verbotenen und Verborgenen. Wo, zum Teufel, steckte Aileen?
    Tobias stand auf, umrundete den niedrigen Couchtisch und hielt ihr auffordernd eine Hand entgegen. »Willst du meine andere Seite, mein wahres Ich, nicht noch ein wenig besser kennenlernen?«
    Da war es wieder. Dieses Flattern in ihrer Magengegend. Es war nicht mehr Tobias, der nun vor ihr stand, sondern Jesaja, der sie einlud, ihm und seinen dunklen Geheimnissen näherzukommen. Eine Stimme in ihrem Hinterkopf heulte protestierend auf, als sie den Arm ausstreckte, und verstummte sofort, als sich ihre Hände berührten.
    Die Mischung aus Furcht, Faszination, Neugier, der Ahnung von Gefahr und Jesajas Anziehungskraft überwältigte ihren Verstand. Sie stand auf, ohne diese Entscheidung bewusst getroffen zu haben.
    Sie folgte Jesaja die Treppe in den ersten Stock hinauf. Auch hier wirkten Farbgestaltung und Einrichtung vollkommen normal. Sie gingen einen kurzen Flur entlang, dann öffnete ihr Gastgeber eine Tür, die sich als Portal in eine völlig andere Welt entpuppte.
    Die Wände des Zimmers waren schwarz gestrichen, und die schwarzen Vorhänge waren so dick, dass selbst grelles Tageslicht keinen Weg hineingefunden hätte. Die zwei elektrischen Lampen, die Jesaja eingeschaltet hatte, spendeten gedämpftes Licht. Mehr war aber auch nicht nötig, um die unzähligen Kerzen anzuzünden, die überall im Raum verteilt waren.
    In der Mitte des Zimmers stand ein schmiedeeisernes Bett mit Wäsche aus schwarzem Satin. Die übrigen Möbel waren ebenfalls ausnahmslos schwarz, entweder betont schlicht gehalten oder längst vergangenen Epochen nachempfunden. Über dem Bett hing ein beeindruckender Drachenkopf an der Wand, der aus massivem Stein gefertigt zu sein schien, vermutlich aber nur eine sehr überzeugende Attrappe war. Um seinen Hals war eine Metallkette geschlungen, von der weitere Ketten herabhingen, die mit altertümlichen Schellen am Bettgestell festgemacht waren.
    Ein Regal war mit Büchern vollgestopft, deren Titel Hannah nicht lesen konnte, deren Einbände aber den Schluss zuließen, dass es sich nicht um leichte Unterhaltungsliteratur handelte. Zwei Wasserspeier bewachten zähnefletschend einen dunklen Altar, auf dem Papier, eine altmodische Feder, ein Tintenfass und ein kunstvoll verziertes Messer bereitlagen. Ein zweifellos von Jezebel gemaltes Bild hing an der Wand gegenüber dem Bett. Es zeigte in aller Deutlichkeit, wie eine Vampirin von einem riesigen Monster penetriert

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