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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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Kopf. »Wird er aufhören, wenn sein … Projekt beendet ist?«
    »Wenn die Gefühle oder Gefühlspaare, die er abarbeiten will, zahlenmäßig begrenzt sind, halte ich das für möglich. Dass Serienmörder mit dem Morden aufhören, ohne durch Krankheit, Tod oder andere äußere Umstände gestoppt zu werden, ist allerdings selten. Er könnte sich ebenso gut ein neues Hobby suchen, das nächste Projekt. Oder es kommt zur Eskalation.« Rabe dachte kurz nach, bevor er bestätigend nickte. »Eine Eskalation wäre sogar sehr wahrscheinlich.«
    Jennifer hatte nur kurz im Kopf überschlagen, wie viele Gefühlspaarungen ihr einigermaßen sinnvoll erschienen, um in eine entsprechende Liste aufgenommen zu werden. Sie war lang, verdammt lang. Das konnte Segen oder Fluch sein, denn sie wusste, was eine Eskalation, bezogen auf einen Serienkiller, meistens bedeutete: einen unkontrollierten Ausbruch von Gewalt mit vielen Toten in kürzester Zeit. »Das sind keine besonders guten Aussichten.«
    »Nein, aber die haben Sie von mir auch nicht erwartet.« Doktor Rabe schüttelte den Kopf, bevor er einen unverhohlenen Blick auf seine Uhr warf. »Ich habe Ihnen alles mitgegeben, was ich Ihnen zu diesem Zeitpunkt sagen kann. Wenn Sie neue Informationen haben, lassen Sie sie mir zukommen. Und fixieren Sie sich nicht auf einen Einzeltäter.«
    Grohmann nickte nur stumm. Ihre letzten Hoffnungen hatten sich mit dem Termin bei Doktor Rabe in Luft aufgelöst.
    Sie hatten es mit einem Serienmörder zu tun – oder einer mordenden Gruppierung.
    Das Ticken der Wanduhr kam ihm plötzlich unerträglich laut vor.
    Hannah fühlte sich unwohl. Sie hatte die Hände zwischen die Knie geklemmt und wagte kaum, sich zu bewegen. Herrgott, warum war sie nur hierhergekommen?
    Am Samstagabend war es spät geworden. Sie war mit Aileen bis weit nach Mitternacht auf der Feier geblieben, und sie waren unter den Letzten gewesen, die die Halle im Industriegebiet verlassen hatten. Jesaja hatte ihnen ein Taxi bestellt und den Fahrer im Voraus bezahlt. Allerdings nicht, ohne ihnen zuvor das Versprechen abzunehmen, ihn am Montagabend zu besuchen.
    Ursprünglich hatte Hannah mit Aileen gemeinsam zu dem Haus am Waldrand fahren wollen, doch ihre Mitschülerin hatte sie erst kurz vor dem verabredeten Zeitpunkt angerufen, um ihr zu sagen, dass sie sich verspäten würde, also hatte Hannah alleine den Bus genommen.
    Sie war in ihren Gefühlen mehr als nur gespalten. Ein Teil von ihr freute sich, Jesaja wiederzusehen, ein anderer Teil warnte sie eindringlich davor zuzulassen, dass er sie für sich einnahm.
    Als sie jetzt hier in seinem Wohnzimmer saß, wurde ihr bewusst, dass es dafür längst zu spät war. Er hatte die Tür geöffnet und ihr in die Augen gesehen, und schon hatte ihr Herz zu rasen begonnen. Hannah konnte sich seine Wirkung auf sie nicht ansatzweise erklären. Über die Konsequenzen wollte sie aber auch gar nicht so genau nachdenken.
    Einerseits war sie irgendwie froh, dass Aileen noch nicht da war, andererseits fehlte ihr die Freundin. Sie hätte gerne etwas leidlich Bekanntes gehabt, woran sie sich festhalten konnte.
    Hannah saß in einem stinknormalen Wohnzimmer, das weit von dem entfernt war, was sie erwartet hatte. Der Raum war modern, wenn auch recht farblos eingerichtet und mit der neuesten Technik ausgestattet. Das Einzige, was Hannah mit der Veranstaltung am Samstagabend in Verbindung bringen konnte, war ein Bild von Jezebel, das über dem Sofa an der Wand hing. Es zeigte eine Frau, die einen offenbar toten Säugling in den Armen hielt und an einem blutroten Fluss kniete.
    Dazu kam noch Jesajas vollkommen alltägliche Kleidung. Er trug blaue Jeans und einen dunkelgrünen Pullover. Als er jetzt mit zwei Gläsern aus der Küche kam und eines vor ihr abstellte, kam ihr die Normalität der Situation schon beinahe absurd vor.
    Jesaja setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel und schlug ein Bein über das andere, ohne auch nur einmal den Blick von ihr abzuwenden. Das war etwas, was ihr schon am Samstag aufgefallen war. Seine Art, den Leuten intensiv in die Augen zu sehen, ihre Blicke förmlich einzufangen und festzuhalten. Seine Augen hatten offenbar tatsächlich unterschiedliche Farben. Hannah konnte sich nicht vorstellen, dass er im Moment Kontaktlinsen trug.
    Sie trank von der Limonade und hätte sich beinahe verschluckt. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Jesaja irritierte und faszinierte sie zugleich. Letztlich versuchte sie seinem Blick

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