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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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solange ich keine Ahnung hatte, was mir dieser ganze Mist in der Schule mal bringen soll, habe ich mich auch nicht gerade um gute Noten bemüht.«
    Die Kellnerin kam und servierte die Getränke. Jennifer nippte an ihrem Wein und schloss für einen Moment die Augen, während sich die unterschiedlichen Aromen entfalteten. Als sie sie wieder öffnete, sah sie sich mit Olivers musterndem Blick konfrontiert, der sie schon beinahe irritierte.
    Es schienen Minuten zu vergehen, bis er endlich etwas sagte. »Wieso bist du eigentlich Polizistin geworden?«
    Die Frage entlockte ihr ein Lächeln. »Ich hätte mit dir wetten sollen.«
    »Worüber?«
    »Sagtest du nicht, dass du auf gar keinen Fall über die Arbeit reden willst?«
    Oliver ließ sich nicht beirren. »Diese Vorgabe schließt alle Themen aus, die man sonst gewöhnlich während der Arbeitszeit nicht bespricht.«
    Jennifer warf ihm einen kritischen Blick zu. »Hm, du stellst also die Regeln auf, und ich muss mich daran halten?«
    »Zumindest heute Abend«, erwiderte er mit dem Anflug eines Grinsens.
    »Ist das ein versteckter Hinweis, der mir zu denken geben sollte?« Auch wenn sie noch immer lächelte, fragte sie sich, ob er versuchte, die Thematik anzusprechen, die sie eigentlich hierher geführt hatte.
    »Vielleicht.« Oliver zuckte die Schultern, bevor er seine Frage wiederholte. »Also, was hat dich zur Polizei geführt?«
    »Willst du die offizielle oder die inoffizielle Version hören?«, fragte Jennifer zu ihrem eigenen Erstaunen. Was war heute Abend eigentlich mit ihr los, dass sie derart offen und ehrlich war?
    »Es gibt zwei Versionen?«, fragte Oliver, allerdings nicht ganz so überrascht, wie sie es erwartet hätte. »Dann will ich beide hören.«
    Sie dachte kurz daran, sich herauszureden, doch das würde er ihr vermutlich nicht durchgehen lassen. »Die offizielle Version lautet, dass ich schon immer einen besonders ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hatte und deshalb immer schon klar war, welchen Beruf ich einmal ergreifen würde.«
    Oliver musste unwillkürlich lachen. »Und diesen Mist kaufen dir die Leute ab?«
    »Zuweilen schon«, erwiderte Jennifer. »Außer Katia vielleicht.«
    Er nickte. »Ihr kann man nichts vormachen. Und sie selbst macht auch keinem etwas vor.«
    Bei dem Gedanken an ihre Kollegin musste Jennifer erneut lächeln, obwohl sie eigentlich immer noch sauer auf sie war. »Dafür fehlt ihr einfach die Zeit.«
    »Ja, das sagt sie immer, auch wenn ich bisher nicht verstanden habe, was sie damit eigentlich meint …«
    Jennifer wusste es, sie wusste es nur zu gut. Soweit ihr bekannt war, waren sie und Möhring die einzigen Personen, die über Katia Bescheid wussten. Und die Kollegin wollte mit Sicherheit, dass es so blieb. »Das ist eben Katia.«
    Oliver entging natürlich nicht, dass sie Informationen vor ihm zurückhielt. Trotzdem hakte er nicht nach. »Und wie lautet die inoffizielle Version?«
    »Um ehrlich zu sein, erzähle ich die normalerweise niemandem. Absolute Verschlusssache.«
    So leicht ließ er sie nicht davonkommen. »Du hast es selbst angesprochen.«
    Jennifer nahm einen weiteren Schluck Rotwein. Wieso hatte sie überhaupt damit angefangen? Wieso hatte sie nicht versucht, ihm die offizielle Version oder eine der gängigsten Varianten aufzutischen? »Es gibt eine Akte über mich«, sagte sie schließlich.
    Oliver runzelte fragend die Stirn.
    Sie seufzte. »Eine Jugendstrafakte mit meinem Namen liegt irgendwo in einem Archiv in Heidelberg. Und sie dürfte recht umfangreich sein.«
    Der Staatsanwalt reagierte erstaunlich ruhig, ohne offensichtliche Neugier. »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich überrascht sein sollte, aber ich bin es nicht.«
    »Jeder hat seine dunklen Seiten«, erwiderte Jennifer und musterte ihn intensiv.
    Oliver ging auf ihre unausgesprochene Frage jedoch nicht ein. Er blieb beim Thema, obwohl er wusste, dass es ihr unangenehm war. »Du hast die beiden Teenager in Offenbach nicht zusammengestaucht, weil sie dich an deinen Bruder erinnert haben, sondern an dich selbst«, sagte er sanft.
    »Stimmt«, gab Jennifer nach einem Moment des Zögerns zu. »Ich weiß, welchen Weg man in diesem Alter einschlagen kann.«
    Oliver nickte. »Ich muss zugeben, dass du mich neugierig auf die Details machst, aber ich wage eigentlich nicht, danach zu fragen.«
    Jennifer lag die Erwiderung auf der Zunge, dass er sich die Akte ja beschaffen könne, doch sie schluckte den Anflug von Trotz herunter. Sie hatte vieles getan,

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