Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
gewähren. Er zog ihr Pullover, T-Shirt und BH aus und streichelte ihre entblößten Brüste. Sie hatte bereits mit ihrem letzten Freund ein paar Erfahrungen gesammelt, doch Jesajas Berührungen waren vollkommen anders. Nicht so unbeholfen, nicht so zurückhaltend, sondern von zärtlicher Entschlossenheit. Er wusste, wie und wo er sie anfassen musste.
Sie selbst wagte kaum, Jesaja zu berühren. Als sie ihre eigenen Hände auf Wanderschaft schickte, wies er ihr jedoch zielstrebig den Weg. Durch den Stoff seiner Hose hindurch spürte sie seine Erektion. Die Berührung erregte und verängstigte sie zugleich. Sie streichelte, drückte sanft zu, und ihm schien es zu gefallen.
Er knöpfte ihre Jeans auf, ließ seine Hand zwischen ihre Beine gleiten. Hannah entwich ein leises Stöhnen, als er einen Punkt berührte, den ihr Exfreund niemals gefunden hatte. Schon glitten seine Finger unter den Stoff ihrer Unterhose, reizten sie immer mehr, bis sie nur noch heftig atmend unter ihm lag. Die Erregung überschwemmte ihren Körper und ihren Verstand.
Dann jedoch tastete er sich weiter vor, in tiefere Regionen, und wollte in sie eindringen. Erst in diesem Moment schreckte Hannah auf. »Warte! Nein!«
Jesaja hielt inne, zog seine Hand aber nicht zurück. Fragend sah er sie an. »Was ist?«, erkundigte er sich, offenbar vollkommen überrascht über ihren plötzlichen Sinneswandel.
»Hör auf.« Hannah sah auf seinen Arm hinunter, den er nun endlich zurückzog. »Ich will nicht.« Sie war geschockt, wie weit sie ihn überhaupt hatte kommen lassen. Am ersten Abend, an dem sie allein mit ihm war. Bei ihrer dritten Begegnung! Ihren Exfreund hatte sie einen ganzen Monat hingehalten, bevor er auch nur mit der Hand unter ihr T-Shirt gedurft hatte.
Jesaja ließ sich auf die Fersen zurücksinken und gab ihr so genug Spielraum, ihre Hose wieder an Ort und Stelle zu zerren und sie zu schließen. »Habe ich irgendwas falsch gemacht?«, fragte er.
»Nein … Nein.« Hannah schnappte sich ihr T-Shirt vom Boden und zog es über. »Es ist nur … Ich habe noch nie … Ich meine …« Hitze stieg ihr in die Wangen. Sie hatte mit ihrem Exfreund einige schöne Stunden verbracht, sie waren weit gegangen, doch sie hatte weder zugelassen, dass er mit dem Finger in sie eindrang, noch hatte sie mit ihm geschlafen.
Jesaja sah sie einen Moment lang verwirrt an, dann begriff er. »Oh Gott, das tut mir leid … Ich wollte doch eigentlich auch gar nicht …«
Sein Gesicht und seine Haltung machten aus ihm ein schuldbewusstes Häufchen Elend. Und sie glaubte ihm. »Das alles geht mir eigentlich zu schnell«, sagte sie. »Normalerweise bin ich nicht so …« Ihr Blick fiel auf die Teetasse auf dem Couchtisch. War der Alkohol schuld? Sie fühlte sich noch immer ein wenig benebelt.
»Es tut mir wirklich leid.« Jesaja sah ehrlich zerknirscht aus und brachte seine Kleidung ebenfalls wieder in Ordnung. »Ich bin zu weit gegangen.«
»Ist schon in Ordnung«, murmelte sie. »Vielleicht sollten wir erst mal was essen.«
Er nickte. »Du hast recht. Essen wäre gar nicht mal so schlecht.«
Sie bestellten bei einem asiatischen Lieferservice und schauten fern. Während sie aßen, kehrte Selina zurück, wechselte einen Blick mit ihrem Bruder und verschwand ohne ein Wort im ersten Stock. Jesaja legte erneut seinen Arm um Hannah, machte aber keine Anstalten, sie noch einmal zu küssen oder ihr sonst irgendwie näher zu kommen.
Hannah wurde mit der Zeit ein wenig unruhig. Hatte sie ihn derart vor den Kopf gestoßen, dass er das Interesse an ihr verloren hatte? Noch dazu bestellte er ihr ungewöhnlich früh ein Taxi. Sie befürchtete schon, das zärtliche Band zwischen ihnen zerstört zu haben, doch an der Haustür verabschiedete er sie mit einem Kuss, der Entschuldigung, Versprechen und Bestätigung zugleich war.
Sein Lächeln wirkte dennoch ein klein wenig angespannt. »Wir sehen uns Freitagabend«, hauchte er, als sie sich bereits abgewandt hatte, um zu dem wartenden Taxi zu laufen.
Sie bemerkte nicht, dass sie dabei beobachtet wurde.
12
Jennifer verfluchte sich zum wiederholten Mal, als sie auf den schummrigen Parkplatz hinaustrat. Oliver stand schon bei ihrem Auto und wartete auf sie. Demonstrativer hätte er sein Misstrauen ihr gegenüber nicht zeigen können.
Aber sie war selbst schuld. Warum hatte sie es auch so weit kommen lassen? Sie hätte um achtzehn Uhr ihre Sachen packen und nach Hause fahren sollen. Sie hatte allerdings nicht damit
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