Herzensstürme - Roman
Himmel - wie es jetzt regnet, wenn nur unser Dach dicht hält. Kelvin hat es noch im Frühjahr flicken müssen, weil ein Marder sich hindurchgefressen hatte …«
Brianna wäre lieber zum Fenster gelaufen, um in den Hof hinauszuschauen, denn sie sorgte sich um Connor. Wieso blieb er so lange fort? Was, wenn er den Feinden direkt in die Arme geritten war? Doch sie wusste, dass Rona schelten würde, wenn sie den Fensterladen öffnete, weil dann Wind und Regen ins Haus eindringen konnten. Also setzte sie sich brav neben Kelvin ans Feuer und versuchte, trotz ihrer Aufregung, unbeschwert und freundlich zu erscheinen.
»Meinem Pferd geht es gut. Es wird vortrefflich versorgt …«
»Hattest du Zweifel daran?«, fragte Kelvin zurück.
Es klang fast beleidigt, auch sah er sie dabei mit vorwurfsvollen Augen an.
»Aber nein«, beeilte sie sich zu versichern.
»Dann hättest du ja nicht in den Stall gehen müssen!«
»Es war nur … Ich wollte nicht unhöflich sein.«
Er nahm einen eisernen Stab und stocherte damit im Feuer herum, rote Funken stoben auf, und Brianna wich rasch zurück, damit kein Loch in ihr Gewand gebrannt wurde. Weshalb war Kelvin so zornig? Hatte er gewusst, was Gordon von ihr verlangen würde? Glaubten Rona und Kelvin jetzt vielleicht gar, sie habe …
»Connor war hier und hat dich gesucht«, sagte Kelvin mürrisch.
Sie fuhr aufgeregt von ihrem Schemel hoch und begriff nicht, weshalb man ihr diese Mitteilung erst jetzt machte.
»Er ist zurück? Wo ist er jetzt?«
»Drüben im Wohnturm. Er wollte ein Wort mit seinem Bruder reden. Es ist besser, du störst die beiden nicht.«
Unruhig lief sie zur Tür, zögerte jedoch, sie zu öffnen und zum Turm hinüberzulaufen. Welch ein Pech, dass Connor gerade in dem Augenblick zurückkam, als sie mit seinem Bruder im Pferdestall war. Was würde Gordon ihm jetzt wohl erzählen? Ach, vermutlich gar nichts. Die Sache war wenig rühmlich für ihn gewesen.
»Lauf nicht herum wie ein aufgescheuchtes Huhn, Mädchen«, meinte Rona lächelnd. »Setz dich hin und übe dich in Geduld. Connor wird alles schon regeln. Du kannst auf ihn vertrauen, da bin ich ganz sicher.«
Sie seufzte und gab ihre Absicht auf. Weshalb sollte sie Connor jetzt auch nachlaufen? Er war den ganzen Vormittag über fortgeblieben, hatte ihr nicht einmal einen guten Morgen gewünscht - da konnte er nicht erwarten, dass sie durch Regen und Wind zu ihm hinüberrannte. Er würde schon kommen, wenn er sie sehen wollte.
»Und du hör endlich auf, ein zorniges Gesicht zu ziehen und im Feuer herumzustochern«, fuhr sie ihren Bruder an. »Es ist schon genug Unruhe und Streit auf der Burg.«
»Du hast nur zu recht, Rona«, gab Kelvin zurück.
Es klang nicht versöhnlich, sondern eher wie ein Vorwurf und Brianna hatte das Gefühl, er blicke sie dabei zornig an. Aber vielleicht hatte er ja auch Rona gemeint, die dicht neben ihr stand und ihr jetzt das
Plaid um die Schultern legte. Wieder hatte Brianna das beklemmende Gefühl, ein Eindringling zu sein, der Unfrieden an einen Ort brachte, an dem zuvor heitere Harmonie geherrscht hatte. Ach, sie hatte es ja schon vorher geahnt. Weshalb war sie Connor nur gefolgt? Sie hätte ihn verlassen müssen, denn sie würde ihm nur Unglück bringen. Aber nun war es schwerer als je zuvor, diese Absicht auszuführen, denn ihre Liebe zu ihm wuchs mit jedem Tag, mit jeder Stunde …
Einige kräftige Schläge gegen die Tür ließen alle zusammenfahren, und Brianna, die eben noch ganz und gar mutlos gewesen war, spürte, wie ihr Herz einen Sprung machte. Da war er - stand auf der Schwelle, Sehnsucht und Zärtlichkeit lagen in seinen grauen Augen, ein Lächeln spielte um seinen Mund.
»Brianna! Verzeih, dass ich so spät komme. Ich werde dir alles erzählen.«
»Komm herein«, knurrte Kelvin unwirsch. »Oder willst du, dass wir alle nass werden? Mach die Tür hinter dir zu, sonst geht uns noch das Feuer aus.«
Connor lachte, schlug laut die Tür hinter sich zu und nannte Kelvin einen alten Grummler, der wohl schon viel zu lange untätig in seiner Hütte am Feuer hocke.
Er wandte sich jetzt wieder Brianna zu, und sein Lächeln war so sieghaft, dass sie davon angesteckt wurde.
»Ich habe von dir geträumt, Brianna«, sagte er zärtlich. »Und ich weiß, dass dieser schöne Traum bald wahr werden wird.«
Brianna schmolz bei seinen Worten dahin. Rona hatte recht - er würde alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, er hielt das Wort, das er ihr gegeben
hatte. Sie hatte
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