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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sie zufrieden. »Wenn du noch länger hier im Stall stehst, wirst du dick und faul werden, mein Lieber.«
    Gordon zog die Augenbrauen hoch und besah das Pferd abschätzend.
    »Ein Reitpferd ist er wohl nicht, oder? Mir scheint eher, er hat die meiste Zeit in seinem Leben einen Wagen gezogen.«
    »Ich weiß es nicht. Als Logan ihn einem Händler abkaufte, war der Klepper schon nicht mehr jung, doch ich glaube, er ist früher auch geritten worden.«
    »Logan?«
    »Das war mein Ziehvater.«
    Sie biss sich auf die Lippen, denn sie hatte eigentlich nicht so viel aus ihrer Vergangenheit preisgeben wollen. Gordon nahm die Antwort jedoch gelassen
hin, fragte auch nicht weiter, sondern trug ein Bündel Heu zu dem Klepper, um ihm noch eine besondere Ration zu verschaffen.
    »Ihr solltet ihn nicht verwöhnen«, meinte sie kopfschüttelnd, als er dem Tier das Heu vorgeworfen hatte und sich das Gewand abstaubte.
    »Oh, ich glaube, er hat es verdient, Lady Brianna. Hat er nicht Euer Leben gerettet?«
    »Vor allem hat er Connor und mich wieder zusammengeführt, als ich schon glaubte, er sei im Moor versunken.«
    Der Klepper beeilte sich, ein Maul voll Heu zu nehmen, denn nun liefen die übrigen Pferde herbei, um mitzufressen. Er zeigte sich jedoch großmütig und ließ die anderen gewähren, es blieb ihm auch nicht viel anderes übrig, denn sie waren stärker und jünger als er.
    »Ein ganz erstaunliches Pferd. Vermutlich kann er auch singen und die Trommel schlagen - schließlich ist er ja das Pferd einer Bardin.«
    Brianna ärgerte sich über seine Ironie - natürlich wollte er sie aushorchen, aber da hatte er Pech, sie würde ihm nicht viel erzählen. Gordon begriff rasch, dass er den falschen Ton angeschlagen hatte, er lachte plötzlich auf und fing an, über seine Kindheit zu reden. Möhren hätte er heimlich in der Küche geklaut, um sie an die Pferde zu verfüttern. Einmal habe ein junger Hengst wild um sich geschlagen und ihn an der Schulter erwischt, da habe es Prügel gesetzt, vor allem für Connor, der der ältere war und schlecht auf den kleinen Bruder aufgepasst hatte.
    »War er ein besorgter älterer Bruder?«, wollte sie wissen.
    »O ja - Connor war mein Beschützer, er hat mich
immer herausgehauen, wenn es Ärger gab. Er war auch mein Lehrmeister, er zeigte mir, wie man eine Angel macht, einen Bogen schnitzt - alles, was ein junger Bursche so wissen muss, habe ich von Connor gelernt. Auch später, als wir älter wurden …«
    Sie zögerte, denn sie sah, wie seine Augen blitzten.
    »Und Ihr wart ein gelehriger Schüler?«, fragte sie mit harmloser Miene.
    »Gewiss«, gab er zurück und strich mit dem Finger zärtlich über das Maul einer Stute. »Obgleich ich in einigen Dingen niemals an ihn heranreichen werde. Er ist geschickter mit dem Schwert, er hat mich schon mehrfach beim Tjost aus dem Sattel gehoben, und auch bei den Damen ist er stets erfolgreicher, als ich es bin.«
    »Das muss für Euch doch ein wenig ärgerlich sein, oder?«
    Er schob die Stute weg und schüttelte energisch den Kopf.
    »Aber nein - ich gönne es Connor von Herzen. Du liebe Güte - wie oft schlich er sich in der Nacht aus unserem Gemach und erzählte mir später stolz, wo und mit welcher der hübschen Mägde er zusammen gewesen war. Er hat auch in den Dörfern seine Liebschaften gehabt, wie der Teufel war er da hinter den Röcken her und ein paar dumme Hühner haben sich seinetwegen sogar in den See gestürzt. Auch die jungen Damen in den Nachbarclans haben sich die Augen nach ihm wund geschaut. Da gibt es so manche traurige Geschichte zu erzählen, Brianna, denn mein Bruder liebt es, der Minne mit all seinen Sinnen zu dienen.«
    »Connor war tatsächlich ein - Weiberheld?«
    »Kein Rock war vor meinem Bruder sicher, wenn
eine hübsche Person darin steckte. Darauf war er sehr stolz.«
    Da hatte sie es! Es war ihre eigene Schuld, sie war neugierig gewesen und hatte ihn herausgefordert.
    »Es ist gut«, sagte sie beklommen. »Gehen wir zurück zu Kelvin und Rona - ich friere hier in dem zugigen Stall.«
    »Verzeiht«, rief er erschrocken. »Ich rede lauter Unsinn. Glaubt mir, Lady Brianna, ich bin sehr glücklich, dass Ihr meine Schwägerin werdet. Eine Würdigere konnte Connor nicht finden …«
    Sie nickte gleichgültig zu seinem Geschwätz und wollte sich an ihm vorbei zum Ausgang schieben, doch er hielt sie am Arm fest.
    »Nie sah ich schönere Augen als die Euren«, murmelte er. »Lasst mich wissen, woher diese samtene Schwärze kommt.

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