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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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vorübergeritten, ohne mich zu sehen, denn sie waren heftig miteinander beschäftigt. Er hatte sie vor sich auf dem Sattel und hielt sie mit den Armen umschlungen.«
    »Was du nicht sagst. Der Alte hielt eine kleine Elfe in seinen Armen. War sie hübsch? Ich meine, mal abgesehen von den Augen …«
    »Mehr konnte ich nicht erkennen. Sie trug ein weites, helles Gewand und einen Schleier vor Nase und Mund.«
    »Vor dem Mund trug sie einen Schleier? Dann wird sie wohl hässlich wie die Nacht gewesen sein, deine kleine Elfe …«
    »Dann hätte er wohl kaum sie so zärtlich an sich gedrückt.«
    Gelächter war zur hören, dann einige boshafte Zoten über alte Männer, die sich ein junges Weib aufs Lager holten.
    »Ist schon eine Weile her, die Sache. Kann sein, dass ich mich nicht mehr genau erinnern kann. Nur die Augen, die waren schon seltsam.«
    »Wird die Banschie gewesen sein, Bruder. Ist er nicht auch bald darauf gestorben?«
    »Lang hat er’s nicht mehr gemacht.«
    Eine junge Magd stieg die Treppe hinunter, einen Eimer mit Asche in der Hand, und Brianna schämte sich jetzt, weil sie fremde Gespräche belauscht hatte. Sie tat, als habe sie nur gewartet, bis die Treppe frei war, um ungehindert hinaufsteigen zu können, und hastete jetzt nach oben. In ihrem Kopf war vollständige Verwirrung. Zuerst hatte sie gefürchtet, es sei von ihr und Connor die Rede, jemand habe sie beobachtet, als sie zur Insel ritten, vielleicht sogar auf der
Insel selbst. Doch dann war ihr klargeworden, dass es sich um ein anderes Paar handeln musste, denn der Mann war schon alt und die Frau trug - wie seltsam - einen Schleier vor Mund und Nase.
    Sie schob das Gehörte beiseite - es ergab keinen Sinn, war vielleicht auch nur der Fantasie eines Betrunkenen entsprungen - sie hatte Wichtigeres zu tun. Sie musste einen Weg finden, mit Connor zu sprechen, bevor es zu spät war. Weshalb hatte er ihr verschwiegen, dass er solch ein Opfer für sie bringen wollte? Sie war gerührt, denn es bewies ihr, wie sehr er sie liebte, aber zugleich war sie zornig auf ihn, denn sie wollte nicht, dass er sich ihretwegen vor seinem Bruder demütigen musste. Weshalb verhandelte er ständig über ihren Kopf hinweg? Oh, sie hatte es so satt, herumzusitzen und abzuwarten, was über sie beschlossen würde, sich anfeinden zu lassen, dumme Bemerkungen anzuhören, ständig aufs Neue vertröstet zu werden. Von Gordons üblem Angriff ganz abgesehen. Kelvin hatte nur zu Recht - wenn Gordon erst auf der Burg das Sagen hatte, würde Connor seine Entscheidung rasch bereuen.
    Weshalb trat Connor nicht mit ihr gemeinsam vor seinen Vater, anstatt sie bei Kelvin und Rona zu verstecken? Wenn Malcolm MacDean sie nicht als Schwiegertochter wollte, dann konnte er es ihr ruhig ins Gesicht sagen, sie war nicht zimperlich, brauchte nicht geschont zu werden. Es wäre ihr nur recht, denn auch sie wollte keinen Schwiegervater, der sie hasste und seinen Sohn für diese Ehe bestrafte. Vielleicht aber würde es ihr gelingen, das Herz von Connors Vater zu gewinnen, wenn sie nur einmal Gelegenheit hatte, in seine Nähe zu gelangen.
    Sie war schon am Eingang zur Halle vorbeigelaufen
und stieg weiter, um in den zweiten Stock zu gelangen, als sie eine helle Gestalt erblickte, die ihr auf der Treppe entgegenkam. An der hohen Haube und dem aufrechten Gang erkannte sie die Burgherrin. Es gab kein Ausweichen, dafür war dieser Aufgang viel zu eng - sie blieb stehen, unwillig über dieses Zusammentreffen, das sie nun vermutlich aufhalten würde.
    »Brianna! Wie schön, dass du mir zuvorkommst. Ich wollte gerade nach dir rufen lassen.«
    Cajas Anrede klang freundlich, fast unbefangen und Brianna wunderte sich darüber. Die Burgherrin musste doch eigentlich in großer Sorge sein, denn es gab Streit zwischen Connor und seinem Vater. Wusste sie schon, was die beiden Brüder miteinander ausgemacht hatten?
    »Verzeiht, Lady Caja. Ich muss auf der Stelle mit Connor sprechen. Ist er schon oben im Gemach seines Vaters?«
    »Er und sein Bruder sind soeben dort eingetreten. Ich fürchte, du wirst warten müssen, denn …«
    »Nein!«, platzte Brianna ihr aufgeregt in die Rede hinein. »Ich kann nicht warten, ich will an diesem Gespräch teilhaben, denn was dort verhandelt wird, geht auch mich an.«
    Cajas Augenbrauen hoben sich, sie sah erstaunt und auch unwillig aus, und Brianna begriff, dass sie es nicht gewohnt war, unterbrochen zu werden. Zumindest nicht von einer Frau.
    »Es geht uns alle an,

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