Herzensstürme - Roman
nicht leicht für dich, hier auf der Burg als Fremde zu leben. Aber ich schwöre dir, dass es bald anders sein wird. Wenn du meine Frau bist, dann wirst du von allen geachtet werden und unsere Kinder werden hier auf dem Hof spielen, so wie Gordon und ich es einst taten.«
Sie senkte den Kopf und schwieg einen Augenblick. Ja, sie wollte ihm so gern vertrauen, denn sie liebte ihn. Und doch schlichen sich immer mehr Bedenken
in ihr Herz, schlimmer noch: das Gefühl, etwas zu tun, das nur Unglück und Not zur Folge haben konnte.
»Brianna!«, mahnte er sie. »Sag mir, ob du zu mir halten und mit mir gemeinsam für unsere Liebe kämpfen willst.«
Sie nahm sich zusammen und sah lächelnd zu ihm auf.
»Ja, Connor. Ich werde kämpfen. Für dein Glück will ich kämpfen, solange ich lebe.«
Überwältigt riss er sie an sich, versicherte ihr, dass auch er nichts als ihr Glück im Auge habe, doch es sei untrennbar mit seinem eigenen verbunden, denn er könnte nicht leben, ohne dass sie an seiner Seite sei.
»Es ist Zeit, Brianna«, sagte er zärtlich und küsste ihr Haar. »Bald werden alle Sorgen ausgestanden sein, und du wirst endlich mir gehören. Für immer, meine kleine Bardin.«
Als er gegangen war, hörte man, wie der Regen gegen Tür und Fensterläden prasselte, zischend und rauschend liefen die Wasserfäden vom Dach herab, um sich im Hof zu breiten Pfützen zu sammeln.
Brianna stand immer noch reglos an der Tür, so wie er sie verlassen hatte, noch spürte sie seine Hände, die so zart auf ihren Wangen gelegen hatte, als er ihr Haar küsste. Seine Worte hatten so zuversichtlich geklungen, weshalb also sollte sie sich Sorgen machen?
»Nun sag es ihr schon«, hörte sie Kelvins gepresste Stimme.
»Warum ich?«
»Du führst doch sonst immer das Wort. Sag es ihr, sie stammt nicht aus dieser Gegend. Sie weiß es nicht.«
Brianna fuhr herum und blickte in Ronas kummervolles Gesicht.
»Was ist los? Was weiß ich nicht?«
Rona wechselte einen Blick mit Kelvin, der rieb sich heftig die Nase und nickte ihr auffordernd zu. Rona seufzte.
»Er hat es dir verschwiegen, Brianna. Aber du solltest es wissen. Wenn Gordon Isla MacMorris heiratet, dann kann er das nur tun, wenn er später Clanchief wird. Anders wird ihr Bruder Gavin es nicht wollen.«
Es schwindelte ihr und sie musste sich rasch auf den Schemel setzen. So war das also.
»Das bedeutet, dass Connor ihm sein Erstgeborenenrecht abtreten muss. Er will darauf verzichten, seinem Vater nachzufolgen, nur damit er dich heiraten kann.«
»O mein Gott - das habe ich nicht gewollt.«
»Es ist noch schlimmer als du denkst, Brianna«, fügte Kelvin hinzu. »Wenn Gordon erst Clanchief ist, wird Connor seinem Bruder gehorchen müssen. So ist es Brauch hierzulande.«
Er neigte sich vor und starrte sie dabei eindringlich an.
»Daraus kann nichts Gutes werden.«
Sie hatte keine Ahnung, weshalb Kelvin gerade den letzten Satz so bedeutungsvoll betonte, doch sie dachte daran, was Gordon ihr noch vor kaum einer Stunde hatte antun wollen, und allein dies schon war Grund genug, Kelvin beizupflichten.
Kapitel 24
»Komm zurück! Du wirst ja ganz nass!«
Brianna war hastig aus dem Haus gestürzt, hatte die Tür hinter sich offen gelassen und lief durch den Regen zum Wohnturm lief. Das Wasser spritzte auf, da sie in eine der grauen Pfützen trat, sie sich überall auf dem Hof ausgebreitet hatten, ein tropfnasser Knecht, der ein Bündel Holz und einige Torfsoden zum Turm hinüberschleppte, blieb kopfschüttelnd stehen, als sie dicht vor ihm vorbeieilte.
»Lass sie«, sagte Kelvin, und er fasste seine Schwester am Arm. »Sie ist ein kluges Mädchen - ich glaube, ich habe sie unterschätzt.«
»Und ich glaube, dass sie eine Dummheit begehen wird«, seufzte Rona.
Im Turmeingang nahm Brianna das nasse Plaid ab und schüttelte es kräftig aus. Sie wollte sich schon zu der schmalen Treppe wenden, die in die oberen Stockwerke führte - da hörte sie halblaute Männerstimmen.
»Dunkle Augen hatte sie, wie Mandeln geformt, und die Brauen waren dicht und schwarz …«
Die Stimmen kamen aus dem Wachraum, wo die einfachen Kämpfer und Knappen untergebracht waren. Sie schwatzen über dich, dachte sie besorgt. Lauf weiter, hör dir das nicht an, es tut nur weh und hilft niemandem. Doch sie blieb trotzdem stehen, um wenigstens einen kleinen Augenblick zu lauschen.
»Besoffen warst du, Bruder!«
»Ich schwöre euch, dass ich keinen Tropfen getrunken hatte. Sie sind an mir
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