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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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schäbig, ihn jetzt im Stich zu lassen? Nein, es war einfach nur vernünftig. Schließlich musste sie an sich selbst denken, sie stand allein in der Welt und konnte sich auf keinen Fall diesen Kerl aufhalsen. Diesen Pferdedieb und Schönredner. Diesen Flüchtling, der irgendwelche mordlustigen Verfolger hinter sich herzog.

    »Könnt Ihr tatsächlich auf der Flöte spielen?«, entfuhr es ihr.
    Er riss die Augen auf, und sein Blick war unergründlich.
    »Ich kann es lernen, Brianna.«

Kapitel 6
    Zwei Tage und zwei Nächte regnete es in Strömen, und Angus schlief fast die ganze Zeit über. Sein Schlaf war unruhig, oft murmelte er unverständliche Worte, einmal glaubte sie, ihn schluchzen zu hören, dann wieder schlug er um sich, als müsse er sich gegen einen unsichtbaren Gegner wehren. Nur hin und wieder wachte er auf, aß und trank, um sich gleich wieder auszustrecken und erneut die Augen zu schließen. Brianna ließ ihn in Ruhe, er brauchte den Schlaf, um wieder zu Kräften zu kommen, die Wunde heilte jetzt rasch, auch das Fieber war bald verschwunden. Sie nutzte die Zeit, um ihr buntes Bardengewand zu flicken und es anzulegen. Angus bemerkte diese Verwandlung kaum, er war viel zu schläfrig.
    »Es wäre gut, wenn du die Umgebung im Auge behalten würdest«, bat er sie.
    Als ob er ihr das noch sagen musste. Was tat sie denn die ganze Zeit über?
    »Es ist niemand in der Nähe. Nur gestern Nachmittag sah ich einen Trupp Gewappneter in der Ferne vorüberreiten. Vermutlich sind es wieder einmal englische Ritter, die nach Schottland ziehen, um dort für Ordnung zu sorgen.«
    Sein Blick wurde starr auf diese Nachricht hin, und sie wunderte sich. Was kümmerten ihn die Ritter des Königs? Die hatten gewiss anderes zu tun, als sich in die Fehde zweier Adelsfamilien einzumischen. Schottland gehörte der englischen Krone, König Edward
hatte dort einen Statthalter eingesetzt, um das Land zu regieren und seine Gewappneten mussten die rebellischen Schotten in Schach halten.
    »Ihr habt mir nicht gesagt, wen Ihr erschlagen habt«, fragte sie misstrauisch. »War es etwa einer der Getreuen unseres Königs?«
    »Nein.«
    »Wer dann?«
    Er drehte sich auf die Seite und war schon wieder halb im Schlaf.
    »Je weniger du darüber weißt, desto besser ist es für dich, Brianna.«
    Damit hatte er nicht ganz Unrecht, sie ließ ihn in Ruhe.
    Als die Sonne wieder schien, stand Angus von seinem Lager auf und reckte sich. Mit kritischen Augen sah er Brianna an und schien von ihrem bunten Kleid wenig angetan. Dann blickte er an sich herunter, zog sich ungeniert das wollene Gewand über den Kopf und reichte es ihr.
    »Würdest du es für mich waschen?«
    »Ich? Bin ich eine Wäscherin?«
    Er lächelte sie bittend an.
    »Ich habe so etwas noch nie in meinem Leben getan. Frauen können das viel besser.«
    »Na schön«, knurrte sie.
    Schließlich hatte sie auch Logans Kleider gewaschen, ihm das Essen bereitet, für die Instrumente gesorgt, den Karren sauber gehalten und auch das Pferd gefüttert. Und das von Anfang an - sie war fünf Jahre alt gewesen, als er sie zu sich nahm.
    Sie lief zum Bachufer, suchte sich eine Stelle, an der einige breite, flache Steine herumlagen und begann mit der Arbeit. Das Gewand hatte die Wäsche bitter
nötig, das Wasser wurde trüb, wenn sie es auswrang, dafür hellte sich der Stoff merklich auf.
    Etwas flatterte an ihr vorbei und landete dicht neben ihr im Bach. Hätte sie nicht rasch zugegriffen, dann wären Angus’ Hemd samt der Beinkleider von der Strömung davongetragen worden.
    »Das auch bitte. Wenn es dir nichts ausmacht …«
    Er stand ein Stück bachaufwärts am Ufer, stieg jetzt mit einem Fuß ins Wasser und beugte sich dann hinunter, um sich Brust und Schultern zu bespritzen. Er war vollkommen nackt, auch den Verband hatte er abgenommen, der nun nicht mehr nötig war. Das Sonnenlicht und der Schatten der Baumkronen spielten auf seiner hellen Haut. Brianna starrte fasziniert zu ihm hinüber, ihr Herz schlug so aufgeregt, als sei sie stundenlang gegen den Wind gelaufen. Sein Körper war schlank und doch kraftvoll, bei jeder seiner Bewegungen traten die Muskeln und Sehnen hervor, die bewiesen, dass er eine harte und lange Kampfausbildung hinter sich hatte. Weshalb war ihr nie aufgefallen, welch breite Muskelstränge sich über seinen Rücken zogen? Seine Hüften waren schmal und zugleich fest, wenn er die Knie beugte, sah man, welche Kraft in seinen Oberschenkeln steckte, sein Gesäß hatte eine

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