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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sogar auf das Tier ein.

    »Du hast lange geschlafen, Brianna«, rief er ihr zu. »Ich fürchtete schon, dein Pferd könne sich langweilen, da wollte ich ein wenig mit ihm reden.«
    Sie kniff böse die Augen zusammen - auch wenn er so harmlos tat, sie traute ihm nicht. Ganz sicher hatte er ihr das Geld dagelassen und versucht, auf ihr Pferd zu steigen. Vermutlich war es bei dem Versuch geblieben. Der Herr Rittersmann hatte einsehen müssen, dass sein Plan zwar gut gewesen war, doch er hatte einen entscheidenden Mangel: Angus war noch viel zu schwach, um sich auf das ungesattelte Pferd zu schwingen. Zumal das Schwert an seinem Gürtel ihn dabei zusätzlich behinderte.
    »Sprecht Ihr öfter mit Pferden?«, fragte sie spöttisch.
    Er gab dem Tier noch einen freundschaftlichen Klaps, dann stakste er langsam und sichtlich mühevoll zu ihr hinüber. Ein Wunder, dass er überhaupt schon wieder auf den Füßen war.
    »Ein treuer Hund, ein edles Pferd - sie sind es schon wert, dass man mit ihnen redet.«
    »Wohl eher als mit einen Pferdedieb.«
    Er setzte sich dicht am Bach nieder und fuhr sich mit der Hand durch das dichte, wirre Haar. Er war sehr blass, der morgendliche Ausflug hatte ihn angestrengt.
    »Ich wollte es nicht stehlen, Brianna«, sagte er schuldbewusst. »Ich habe dir fast mein gesamtes Geld dagelassen. Versteh doch: Wenn ich in die Hände meiner Verfolger gerate, ist mein Leben verwirkt. Ich muss es wenigstens schaffen, über die Berge nach Schottland zu gelangen, dort habe ich Freunde, die mich aufnehmen.«
    »Auf diesem Klepper würdet Ihr sowieso nicht weit
kommen«, meinte sie kopfschüttelnd. »Ich hätte Euch für klüger gehalten.«
    Er schwieg niedergeschlagen - vermutlich wollte er nicht zugeben, dass sie Recht hatte.
    »Wenn Ihr in dieser Aufmachung durch die Berge reitet, wird man Euch rasch erkennen, zumal Euer Gewand noch mit Blut getränkt ist«, fuhr sie fort. »Weshalb verkleidet Ihr Euch nicht als Bauer oder Hirte?«
    »Welch eine Idee. Darauf kann wirklich nur ein Weib kommen.«
    Jetzt war sie endgültig beleidigt. Zuerst wollte er ihr Pferd stehlen und dann machte er sich noch über sie lustig. Dabei versuchte sie nur, ihm zu helfen. Weshalb tat sie das eigentlich? Nur weil er ein anziehendes Lächeln besaß und schmeichlerische Worte reden konnte? Damit war jetzt Schluss.
    »Macht doch was Ihr wollt!«
    Sie ließ ihn sitzen und lief zu ihrem Lagerplatz zurück, schüttelte ihren Mantel aus und nahm sich Käse und Brot. Da konnte er lange warten, bis sie ihm Brei kochte oder gar einen Sud bereitete. Das Beste würde sein, sie ließ ihm einige Lebensmittel da und ritt dann auf und davon. Schließlich war sie nicht seine Amme, das Leben war hart, jeder musste selbst sehen, wie er durchkam. Sein Geld würde sie auf keinen Fall nehmen, das sollte er ruhig behalten, sie war keine, die man kaufen konnte.
    Es ging ihm noch verdammt schlecht, und als er sich an ihr vorüber auf sein Lager schleppte, musste sie sich zusammennehmen, um nicht doch vom Mitleid überwältigt zu werden. Er ließ sich langsam im trockenen Laub nieder, verbiss sich das Stöhnen und griff dann nach der Kanne, um ein wenig Wasser zu
trinken. Das Fieber war zurückgekommen, sie sah, dass seine Hand zitterte, als er den Krug wieder auf den Boden stellte.
    »Ich wollte dich nicht beleidigen, Brianna«, murmelte er. »Es ist im Grunde ein sehr guter Vorschlag, du bist überhaupt ein kluges Mädchen …«
    »Spart Euch Eure süßen Reden für die Damen in den Burgen auf«, gab sie giftig zurück. »Ich bin eine Bardin - mir braucht Ihr nichts vorzulügen.«
    »Ich lüge nicht, Brianna. Und ich bin auch keiner, der den Damen zarte Komplimente macht. Ich bin ein Krieger, ich wurde für den Kampf ausgebildet und habe schon so manche Schlacht geschlagen.«
    Darauf schien er sogar stolz zu sein. Ein Krieger, ein adeliger Ritter. Nun ja, die hohen Herren waren voller Dünkel, sich wie ein Bauer zu kleiden verletzte ihre Eitelkeit.
    »Selbst wenn ich es wollte - ich habe kein Gewand, keine Schuhe, wie die Bauern sie tragen«, fuhr er fort.
    Sie kaute vor sich hin, sah dann seinen hungrigen Blick und reichte ihm schließlich Brot und Käse, sie brachte es einfach nicht fertig, ihn hungern zu lassen. Sein Augenaufschlag war voller Dankbarkeit und erinnerte an einen halbwüchsigen Knaben, der um Verzeihung bat, nachdem er etwas Schlimmes ausgefressen hatte. Sie seufzte. Er hatte etwas an sich, das ihren Ärger immer wieder zum Schmelzen

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