Herzensstürme - Roman
Minnedienst und Frauenlob.
Schließlich blieb er keuchend stehen und fuhr sie wütend an.
»Was soll das werden? Habe ich dir nicht gesagt, du sollst zurückreiten?«
»Ich reite nach Schottland, Herr Angus«, verkündete sie mit freundlichem Lächeln. »Wie es scheint, haben wir zufällig den gleichen Weg.«
»Was willst du in Schottland? Dort ist nichts als Unterdrückung und Not.«
»Ich wollte immer schon nach Schottland. Mein Vater war ein Schotte.«
Er pustete sich das schweißverklebte Haar aus der Stirn und kniff die Augen zusammen. Offensichtlich glaubte er ihr nicht.
»Ich weiß es von Logan«, versicherte sie ihm. »Er hat mir oft vorgeworfen, dass mein Vater ein elender Schotte gewesen sei. Logan hasst die Schotten, wie die Engländer es alle tun.«
Angus schüttelte hilflos den Kopf, er schien nicht zu wissen, ob er fluchen oder lachen sollte, eines aber
war ihm wohl klar: So einfach würde er Brianna nicht wieder los.
»Du stures Mädchen«, murmelte er. »Also gut - bleiben wir zusammen, bis wir in Schottland sind, dort werden sich unsere Wege trennen.«
Er schien bekümmert, wie jemand, der ein Unglück sieht, es aber doch nicht verhindern kann. Auch ihr Angebot, nun statt ihrer auf das Pferd zu steigen, stimmte ihn nicht fröhlicher. Brianna aber war sehr zufrieden, ihren Willen durchgesetzt zu haben.
»Ihr seid lange genug gelaufen, Herr Angus. Schließlich brauche ich Euch als meinen Beschützer, da solltet ihr mit Euren Kräften haushalten.«
Er grinst nicht einmal, sondern meinte nur düster, dass er als Beschützer wenig tauge, da er nicht einmal sein Schwert benutzen dürfe. Mit einem einzigen, geschickten Sprung saß er auf, ihren bewundernden Blick schien er nicht zu bemerken.
Der Pfad führte in immer steiler werdenden Kehren den Berg hinauf, bald verschwanden auch die letzten, hartnäckigen Gräser, nur Moos und dürre Flechten hielten sich noch auf dem kargen Boden. Immer noch brannte die Sonne, doch ein kühler Wind erleichterte den Aufstieg. Bald ging auch Angus wieder zu Fuß, denn er wollte das müde Pferd schonen, und als sie das Rauschen eines Gebirgsbaches vernahmen, beschlossen sie, dort eine Weile zu rasten.
Der Bach strömte klar und eisig aus einem schmalen Seitental, in früheren Zeiten hatte der Reisende durch das Wasser waten müssen, jetzt aber führte eine wackelige Holzbrücke auf die andere Seite. Sie ließen das Pferd trinken, teilten sich die wenigen, verbliebenen Vorräte und die Ziegenmilch, die Brianna in einer Kanne mitführte. Schmunzelnd beobachtete
sie, wie Angus das Gesicht verzog, nachdem er getrunken hatte - warme Ziegenmilch schien nicht gerade zu seinen Leibspeisen zu gehören.
Sie war gerade dabei, das Bündel wieder zu verschnüren, als sie Hufschläge vernahmen. Reiter kamen ihnen entgegen, drei an der Zahl, sie zügelten für einen Moment ihre Pferde, als sie die beiden Barden erblickten, dann ritten sie einer nach dem anderen über die Brücke.
»Seid gegrüßt«, rief ihnen der vorderste zu.
Brianna erwiderte den Gruß freundlich, Angus hingegen nickte nur mit verhaltenem Grimm, es war nicht zu übersehen, dass die drei ihm missfielen. Der jüngste mochte etwas über zwanzig sein, er war der Einzige, der ein gutes Lederwams über dem fleckigen Gewand trug, seine Gefährten waren wesentlich älter, einer war schon grauhaarig, der andere hatte eine hässliche Narbe quer über der Stirn. Sie hatten ihre Kettenhemden und Helme hinter die Sättel geschnallt, auch die eisernen Spieße waren dort verwahrt, in ihren Gürteln steckten lange Dolche.
»Schau an - eine Bardin«, bemerkte der Narbige. »Und welch ein hübsches Kind!«
»Du willst doch nicht etwa nach Schottland reiten, Mädchen?«, rief der jüngere und stieg vom Pferd.
»Weshalb nicht?«, wollte Brianna wissen.
»Weil das ein elendes Land ist. Die Schotten kennen keine Musik, sie fressen die Barden mit Haferbrei zum Frühmahl.«
Das hatte sie doch schon einmal irgendwo gehört.
Da alle drei inzwischen abgestiegen waren, um ihre Pferde trinken zu lassen, beschloss Brianna, ein unverfängliches Gespräch zu beginnen.
»Und wohin führt Euch der Weg?«
»Zurück nach England, meine Hübsche. Wir haben die Schotten gründlich satt und suchen unser Glück anderswo.«
Sie begriff. Die drei waren Kämpfer, die sich mal hier, mal da für Geld einer Armee anschlossen, und ihren Herren gern die Treue hielten, solange sie siegreich waren und Beute verteilt wurde. Möglich, dass sie
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