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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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schweigsam geworden und gab auf ihre Reden nur einsilbige Antworten. Häufig beschattete er die Augen, um auch gegen die Sonnenstrahlen scharf zu sehen, sicherte sich nach allen Seiten ab und schien auch nach einigen Stunden an keine Rast zu denken. Am Fuß der Berge entdeckten sie eine kleine Herde Ziegen und einige Schafe, die die mageren Gräser zupften, zwei Hirten hockten dabei, und Brianna lenkte das Pferd zu ihnen hinüber, um ein wenig Ziegenmilch zu erhandeln.
    Angus sagte kaum ein Wort, während sie mit den beiden Hirten schwatzte. Als er jedoch die misstrauischen Blicke der jungen Burschen bemerkte, beeilte er sich ein breites, einfältiges Grinsen zu zeigen.
    »Ist wohl nicht einer der Schnellsten, dein Gefährte, wie?«

    »Er ist ein wenig dumm, aber ein guter Kumpan«, gab sie harmlos zurück. Die beiden Hirten lachten meckernd, als hätten sie es von ihren Ziegen so gelernt.
    »Bei diesen Muskeln könnte man fast glauben, er sei ein Krieger«, meinte der eine. »Schade, dass er keinen guten Kopf hat - Gott verteilt die Gaben nun einmal unterschiedlich. Der eine hat einen starken Körper, der andere dafür einen wachen Sinn.«
    »Und der dritte ist ein schwächlicher Zwerg und hat dazu Hafergrütze im Hirn«, lachte Brianna fröhlich.
    Während sie weiterzogen, wurde Angus’ Miene immer nachdenklicher, schließlich, nachdem sie die ersten, sanften Steigungen überwunden hatten, blieb er in einer Wegkehre stehen.
    »Was ist? Wollt Ihr hier rasten?«, wunderte sie sich. »Das ist kein guter Platz.«
    »Nein, Brianna«, sagte er ernst und legte sanft die Hand auf das Pferdemaul. »Hör zu: Ich habe nachgedacht. Es war vielleicht doch kein so guter Gedanke, mich als Barde zu verkleiden. Es ist besser, wenn du umkehrst und ich allein weitergehe. Ich will dich nicht in Gefahr bringen.«
    Erstaunt sah sie ihn an, seine Züge waren verschlossen, doch sie zweifelte nicht daran, dass er es ernst meinte.
    »Und wieso fällt Euch das jetzt ein, da wir schon auf dem Weg sind?«
    »Ich bin ein wenig dumm«, sagte er und grinste. »Mein Kopf ist voller Hafergrütze. Deshalb habe ich so lange gebraucht, um diese Entscheidung zu fällen.«
    Ärgerlich stieß sie die Luft aus. Aha - er war beleidigt, weil sie sich über ihn lustig gemacht hatte.

    »Ich wollte Euch nicht kränken …«
    »Das hast du nicht, Brianna«, gab er mit Entschiedenheit zurück. »Du hast sehr viel für mich getan, und ich werde dir immer dafür dankbar sein. Und gerade deshalb habe ich kein Recht, dich in mein Schicksal hineinzuziehen. Ich will, dass du jetzt dein Pferd wendest und zurückreitest.«
    Er hatte in ruhigem Ton gesprochen wie ein Mann, der sich einen Entschluss ernsthaft und lange überlegt hat. Es klang edelmütig, er sprach von Respekt und Zuneigung, nur leider fiel es auf keinen fruchtbaren Boden. Sie spürte nur eine riesige, unerklärliche Enttäuschung in sich aufsteigen.
    »Neulich noch habt Ihr mich mit Engelszungen dazu überredet«, schimpfte sie. »Jetzt auf einmal wollt Ihr mich fortschicken. Kann es sein, dass Ihr Euch wie ein Blatt im Winde dreht, Herr Angus?«
    »Es ist schade, dass du mich nicht verstehen willst«, gab er mit harter Stimme zurück. »Lebe wohl, Brianna.«
    Er wandte sich um und ging mit raschen, weit ausholenden Schritten davon, war schon um die Kehre gebogen, bevor sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte. Es war ihr Pferd, das Angus aus eigenem Antrieb folgte, es setzte langsam aber stetig die Hufe und schien nicht bereit, sich von seinem Freund zu trennen.
    Fast musste Brianna lachen. Er hatte mit dem Tier gesprochen, hatte es gestreichelt und schön mit ihm getan - er hatte es geschafft, ihr Pferd zu behexen.
    »Herr Angus.«
    Er lief eilig weiter, beschleunigte seine Schritte sogar und drehte sich nicht nach ihr um.
    »Damit Ihr es wisst«, rief sie ihm nach. »Ich lasse
mich nicht herumkommandieren! Von niemandem! Nicht von Logan und schon gar nicht von Euch!.«
    Langsam folgte sie ihm, brauchte ihr Pferd nicht anzutreiben, denn es lief freiwillig hinter ihm her, manchmal im Schritt, dann wieder musste es einen kurzen Trab einlegen, wenn er sich gar zu weit entfernte. Die Mittagssonne brannte unbarmherzig hernieder, und die grauen Felsbrocken, über die der Weg nun bergan führte, warfen die Hitze auf den Wanderer zurück. Angus wischte sich mit der Hand über die Stirn, und sie hörte ihn fluchen. Auf Schottisch. Die wenigen Worte, die sie verstehen konnte, klangen kein bisschen nach

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