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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hübsche Rundung. Er spritzte sich einen Schwall Wasser über den Kopf, prustete, rieb sich das Gesicht, die Brust, den Bauch, bückte sich dann wieder und wollte die Wäsche fortsetzen …
    »Was ist mit dir?«, hörte sie ihn unwillig knurren. »Hast du noch nie einen nackten Mann gesehen?«
    Sie spürte, wie eine heftige Hitze in ihr aufstieg. Sicher war ihr Gesicht jetzt so rot wie eine Erdbeere.
    »D … doch. Natürlich«, stotterte sie und rubbelte
sein Gewand so fest über den Stein, dass es fast zerriss.
    Dennoch schielte sie zwischen ihren herabhängenden Haaren gleich wieder zu ihm hinüber, doch er hatte ihr jetzt seine Kehrseite zugewendet, während er sich Hüften und Beine wusch. Auch sein Rücken und das wohlgeformte Gesäß waren ein aufregender Anblick. Danach schüttelte er sich, drückte das Wasser aus Haar und Bart und stieg wieder ans Ufer. Brianna beugte sich über ihre Arbeit und reinigte mit großer Sorgfalt seine Hosen, doch die eingetrockneten Blutflecke, die von seiner Wunde stammten, gingen leider nicht heraus.
    Später saß er, in ihren Mantel eingewickelt, auf seinem Lagerplatz und wartete ungeduldig, dass seine Kleider, die Brianna in der Sonne ausgebreitet hatte, endlich trockneten. Wie immer hatte er das Schwert griffbereit neben sich liegen.
    »Es wäre nicht gut, wenn Eure Verfolger gerade jetzt auftauchten, nicht wahr?«, ärgerte sie ihn.
    Er warf ihr einen belustigten Blick zu und bemerkte, dass auch ein nackter Mann sich wehren könne, wenn er nur ein Schwert besaß. Er hob die Waffe und ließ sie zischend durch die Luft sausen, hieb ein paar Äste von den Büschen und behauptete dann unzufrieden, nicht mehr so recht in Übung zu sein. Brianna sah ihm kopfschüttelnd zu. Seit Tagen war niemand hier in der Nähe aufgetaucht - langsam dachte sie darüber nach, ob die ganze Geschichte, die er ihr erzählt hatte, nicht einfach nur ein Märchen war. Aber weshalb sollte er so etwas erfinden?
    »Ihr könnt dieses Schwert auf keinen Fall mitnehmen, es würde Euch verraten.«
    Seine Züge spiegelten unendliche Verblüffung wider.
Dann senkte er zornig die dunklen Brauen und blaffte sie an, als habe sie ihm gerade eben den Fehdehandschuh vor die nackten Füße geworfen.
    »Ich trenne mich nicht von diesem Schwert, Bardin!«
    »Nur ein Ritter darf ein Schwert mit sich führen. Jeder andere würde für solchen Hochmut bestraft, man würde uns beschuldigen, es gestohlen zu haben …«
    »Falsch. Auch ein Händler darf ein Schwert haben, allerdings nicht am Gürtel, er muss es am Sattel des Pferdes befestigen.«
    »Aber nicht ein Barde!«
    Er stieß einen Fluch aus und dieses Mal war sie sich sicher, dass es schottische Worte waren.
    »Wir wickeln es in diesen Mantel«, schlug er vor.
    »Ein Schwert ist auch in einen Mantel eingewickelt noch gut zu erkennen.«
    »Unsinn! Wir sind Barden und schleppen allerlei Musikinstrumente mit uns herum. Woher soll man wissen, dass es nicht ein verdammter Dudelsack oder eine Flöte ist?«
    »Jeder, der Augen im Kopf hat, kann das unterscheiden. Sogar ein Blinder könnte das merken.«
    »Schluss damit. Ein Ritter opfert eher seinen rechten Arm oder seine Ehefrau, als dass er sich von seinem Schwert trennt.«
    »Da kann ich Eure Ehefrau nur bemitleiden.«
    »Unnötig. Ich habe keine.«
    »Das wundert mich gar nicht.«
    Er zischte ärgerlich vor sich hin, dann erhob er sich und ging, ohne sich mit dem Mantel zu bedecken, dicht an ihr vorbei, um seine Kleider zu befühlen. Er zog sie an, obgleich sie noch klamm waren, zerrte an dem zu kurzen Bauerngewand herum und fuhr sich
dann durch das feuchte Haar. Man konnte ihm deutlich ansehen, dass er sich denkbar unbehaglich fühlte.
    »Ich bin so weit«, sagte er düster. »Lass uns aufbrechen.«
    Wenn sie geglaubt hatte, er wollte sich ihres Pferdes bemächtigen und sie zu Fuß laufen lassen, dann hatte sie sich gründlich geirrt. Angus half ihr auf den Wallach hinauf, reichte ihr eines der Bündel und trug selbst das andere, in dem sein Schwert steckte. Er hatte es mit Ästen und Moos dick verpackt, so dass auch Brianna jetzt eingestehen musste, dass man die Waffe auf den ersten Blick für ein Musikinstrument halten konnte.
    Sein Schritt war leicht und federnd, geschickt stieg er über loses Gestein und schmale Wasserläufe, auch schien er sich recht gut in der Gegend auszukennen, denn sie waren nicht lange unterwegs, da fand er den schmalen Pfad, der über Wiesen und Hügel ins Gebirge hinaufführte. Er war

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