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Herzenstimmen

Herzenstimmen

Titel: Herzenstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sendker
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willst du hier?
    Was willst du in New York?
    Es wird kein gutes Ende nehmen.
    Hab keine Angst.
    Hör auf mich!
    Nein, hör nicht auf sie. Hör auf mich!
    Meine Gedanken drehten sich im Kreis, ich fühlte mich gelähmt. Vielleicht hatte U Ba recht: Vielleicht musste ich etwas tun, um herauszufinden, dass ich etwas anderes wollte.
    Und hoffen, dass es dann nicht zu spät war.

13
    M ein Bruder bestand darauf, mich zum Flughafen zu begleit en. Er hatte einen Freund, der einen Wagen organi sierte und uns nach Heho brachte.
    U Ba hielt während der ganzen Fahrt meine Hand. Wir sprachen nicht viel, ein Blick hin und wieder genügte. Wie ich diese einvernehmliche Stille, diese wortlose Verständigung in New York vermissen würde.
    Plötzlich mussten wir anhalten. Ein Armeelaster wendete, er versperrte die schmale Straße. Auf der Ladefläche saßen junge, bewaffnete Soldaten, die uns aus leeren Gesichtern grimmig anstarrten. Zwei schwarze, blank polierte Stiefel kamen auf unseren Wagen zu, im Rückspiegel konnte ich sehen, wie die Augen von U Bas Freund größer und größer wurden. Ich wusste nicht, dass man Angst riechen kann. Sie stank. Sie verströmte den widerlichen Geruch von frisch Erbrochenem. Selbst mein Bruder rutschte etwas unruhig hin und her.
    Sein Freund kurbelte langsam die Scheibe hinunter. Rot ge färbte Zähne kamen durch das Fenster auf uns zu, neugierige Augen glotzten uns an.
    Ich dachte an Ko Bo Bo. An Maw Maw. Und je länger ich an sie dachte, desto ruhiger wurde ich: Es gibt eine Kraft, die schwarzen Stiefeln widersteht. Die sich nicht vor roten Zähnen fürchtet. Es gibt eine Kraft, die stärker ist als die Angst. Die sich dem Bösen widersetzt. Ich war überzeugt, dass Thar Thar recht hatte: Sie steckte in jedem von uns.
    Der Offizier und der Fahrer wechselten ein paar Sätze, sie lachten ein Lachen, das ich nicht zu deuten wusste. Dann war die Straße wieder frei, der Soldat winkte uns weiter.
    Wir fuhren über eine Bergkuppe und sahen den Flughafen schon vor uns liegen. Mir wurde so schwer ums Herz, dass ich die Hand meines Bruders fest drückte.
    Ich wollte nicht.
    Der Wagen bog in eine lange Allee aus Eichen, Pinien, Eukalyptusbäumen und Akazien, an deren Ende der Terminal und der kleine Tower lagen. Wir fuhren langsam die Straße entlang. Alles in mir sträubte sich. Mir war übel, und ich spürte, wie ich an diesem warmen Tag zitterte, als wäre mir bitterkalt.
    Wir hielten auf einem staubigen Platz, auf dem ein Reisebus stand, dem einige Touristen entstiegen. Keiner von uns sagte ein Wort.
    U Ba stieg als Erster aus, holte meinen Rucksack aus dem Auto und trug ihn über die Straße bis zu einem Gittertor, an dem ein Polizist ihn mit strengen Worten aufhielt. Ich stand so passiv dabei, als hätte ich nichts damit zu tun.
    »Weiter darf ich nicht«, sagte mein Bruder.
    »Warum nicht?«
    Sein Blick verriet mir, dass das eine dumme Frage war.
    Wir standen uns gegenüber, ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Er nahm mich an beiden Händen und schaute mir lange in die Augen.
    »Bis bald«, sagte er.
    »Bis bald«, antwortete ich. »Vielen Dank für …«
    Er legte einen Finger auf seinen Mund, und ich verstummte. Er küsste seinen Finger und führte ihn an meine Lippen, wo er einen flüchtigen Moment lang ruhte. Dann drehte sich U Ba abrupt um und ging.
    Warte. Geh nicht. Bleib bei mir, wollte ich ihm hinterherrufen. Ich fühlte mich so verlassen wie die kleine Julia auf dem Fensterbrett.
    Ich nahm den Rucksack, schaute noch einmal zurück. Mein Bruder stand allein auf dem sandigen Platz, mit einer Hand hielt er den Knoten seines Longy, mit der anderen winkte er.
    Sein Lächeln. Würde ich ihn je wiedersehen? Würde ich mein Versprechen, ganz bald wiederzukommen, dieses Mal halten?
    Ich ging langsam die Auffahrt hoch, betrat zögernd das Gebäude.
    Ich wollte nicht.
    Die Abfertigungshalle war ein kleiner Raum mit drei Schaltern, die aussahen, als hätte ein Tischler sie gerade provisorisch hingestellt. Mein Gepäck wurde auf einer alten, verrosteten Waage gewogen, ich bekam eine handschriftlich ausgefüllte Bordkarte.
    Ein Sicherheitsbeamter winkte mich durch einen Metalldetektor, dessen schrilles Piepen ebenso wenig jemanden interessierte wie meine halb volle Wasserflasche.
    Ruhelos lief ich durch den kargen Wartesaal, unfähig, mich auch nur für einen Moment zu setzen.
    Die Maschine wartete bereits auf dem Vorfeld, nach wenigen Minuten wurde unser Flug aufgerufen. Mein Herz raste.
    Ich

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