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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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müssen es mit der Hyperalimentation versuchen.« Sie trat zu Alec und Derry am Fußende des Betts, während Rebecca Ouko frische Kissen unterschob.
    Derry sah Alec an. Der schüttelte den Kopf. »Ich habe davon gehört, Derry, aber um diesen Eingriff erfolgreich durchführen zu können, müßten wir ideale Bedingungen haben. Die Risiken sind ungeheuer groß. Allein schon durch den Katheter könnten wir es mit Sepsis, Thrombose oder Arythmie zu tun bekommen. Ganz zu schweigen von den Stoffwechselstörungen: Glukosurie, Acidose, Lungenödem.«
    Derry sah Sondra mit hochgezogenen Brauen an.
    »Ich habe nicht behauptet, daß es risikolos ist.«
    »Wie steht es mit dem Eingriff selber? Wie riskant ist der?«
    »Es könnte passieren, daß wir das Brustfell anstechen, und die Lunge kollabiert. Wir könnten glauben, in einem Gefäß zu sein, während wir in Wirklichkeit im Pleurasack sind und ihm den Brustraum mit Massen von Flüssigkeit vollpumpen. Wir könnten auch eine Arterie treffen, dann ist er sofort tot. Aber –« Sie wies mit der Hand auf den schlafenden Jungen – »wenn wir nichts tun, lebt er nicht mehr lang.«
    Derry schwankte. Sollte sie Ouko weiteren Qualen unterziehen, die vielleicht sein Leiden nur verlängerten? War es den Menschen draußen vor dem Haus gegenüber fair, ihnen Hoffnungen zu machen?
    Er sah Sondra an, sah ihren flehenden Blick und sagte: »Also gut, versuchen wir’s.«

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    Sie hatten weder die erforderlichen Instrumente noch die richtig ausgewogenen Nährlösungen; sie verfügten weder über die für einen solchen Eingriff notwendigen keimfreien Bedingungen, noch über Mitarbeiter mit einschlägiger Erfahrung, aber das konnte die drei Ärzte auf der Uhuru Missionsstation nicht von ihrem Unternehmen abhalten.
    Sondra arbeitete die ganze Nacht, um mit viel Improvisation alles für den Eingriff vorzubereiten. Derry hatte ihr zwar befohlen, wenigstens ein paar Stunden zu schlafen; aber sie war viel zu aufgedreht, um Ruhe zu finden.
    Instrumente und Geräte hatte sie rasch beisammen, da nichts Außergewöhnliches gebraucht wurde. Sorge machte ihr die Keimfreiheit. Bei einem geöffneten Blutgefäß bestand immer die Gefahr der Infektion. Sobald der operative Eingriff selbst abgeschlossen, der Katheter in die obere Hohlvene eingeführt und verankert war, würde eine ständige Beobachtung dieser Stelle, notwendig sein. Der Katheter durfte nicht verschoben werden oder unter Spannung geraten, Katheter und Wunde mußten stets absolut saubergehalten werden, die Nährlösungen mußten unter sterilen Bedingungen zugeführt werden, und Ouko mußte rund um die Uhr beobachtet werden.
    All diese Aufgaben würden die Schwestern übernehmen müssen.
    Während die Missionsstation schlief und die Massai draußen ihre leisen Gesänge in die Nacht sandten, legte Sondra die Instrumente zurecht, die sie für den Eingriff brauchen würden. Sie kochte alles im altmodischen Autoklav des Krankenhauses dreimal aus, um sicher zu sein, daß es keimfrei war.
    Während Sondra im Krankenhaus an der Arbeit war, beriet sich Derry mit der Notaufnahmestation eines Krankenhauses in Nairobi. Die Formel für die konzentrierte Nährlösung, die Ouko zugeführt werden sollte, war keine einfache Sache; in Zusammenarbeit mit dem Pharmazeuten in Nairobi bestimmte Derry den Bedarf an Vitaminen, Proteinen, Electrolyten, Zucker und Salz sowie Oukos täglichen Kalorienbedarf. Die sterilen Lösungen, sagte man ihm, würden am Spätnachmittag des folgenden Tages für ihn bereit sein. Derry wollte sie mit dem Flugzeug abholen.
    Bei Tagesanbruch operierten sie.
    Da Ouko möglichst wenig bewegt werden sollte, einigten sie sich darauf, ihn in seinem Bett zu lassen, und den Eingriff dort vorzunehmen. Sie stellten noch einen Wandschirm auf und verhängten ihn mit sauberen Laken. Alec setzte sich mit dem Stethoskop hinter Oukos Kopf, um Puls {198} und Herz zu überwachen. Derry und Sondra standen sich auf beiden Seiten des Bettes gegenüber. Und am Fußende stand Rebecca, schweigend und aufmerksam, die dunklen Augen über dem Mundtuch unergründlich.
    Nachdem Sondra und Derry sich Gummihandschuhe übergezogen hatten, bedeckten sie Ouko mit keimfreien Tüchern. Nur über dem Schlüsselbein des Jungen blieb ein kleines Quadrat jodroter Haut frei.
    Als das getan war, sah Sondra zuerst zu Alec, der ihr mit einem Nicken bestätigte, daß Puls und Herzschlag stabil waren, dann zu Derry, dessen Blick ernst war, aber frei von Zweifel. Sie nahm die

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