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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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die Nadel jetzt herausziehen?« fragte sie.
    Sie verankerten den Katheter mit schwarzer Seide an der Haut und verbanden die Stelle dann mit Gaze und Pflaster. Nachdem Sondra ihre Handschuhe ausgezogen hatte, schloß sie das Ende des Schlauchs an einer Tropfflasche an und machte den Hahn auf. Die Infusion begann.
    Derry kam um das Bett herum, nahm Sondra beim Arm und sagte leise:
    »Kommen Sie, gehen Sie jetzt rüber und legen Sie sich hin. Alec und ich machen hier weiter.«
    Die Erschöpfung der letzten drei Tage holte sie ein, als sie sich in ihrer Hütte voll angekleidet auf ihr Bett fallen ließ. Im Nu war sie eingeschlafen. Derry ließ sie nicht, wie sie verlangt hatte, um die Mittagszeit wecken, und als sie schließlich in der Dunkelheit erwachte, brauchte sie einen Moment, um sich zu orientieren. Draußen war alles still.
    Dann fiel es ihr wieder ein. Ouko!
     
    Im Krankensaal war es dunkel, die Patienten schliefen. Am Schwesterntisch saß vor der aufgeschlagenen Bibel die Nachtschwester. Als Sondra zu Oukos Bett ging, fand sie Derry dort.
    »Wie geht es ihm?« fragte sie, um den Wandschirm herumkommend.
    Beinahe erschreckt, drehte sich Derry um. »Sie sind wach.«
    »Wie geht es Ouko?«
    »Soweit gut.« Derry wies zu der Flasche mit der Nährlösung hinauf, die an den Katheter angeschlossen war. »Die hab’ ich vorhin aus Nairobi mitgebracht. Wenn wir alles richtig berechnet haben und mit dem Katheter keine Probleme bekommen, müßte das Ouko lange genug am Leben halten.«
    Sondra betrachtete die Infusionsflasche. Unmittelbar nach der Operation hatten sie Ouko eine Traubenzuckerlösung gegeben, um sich zu vergewissern, daß der Katheter funktionierte. Die Nährlösung, die jetzt hier hing, war nicht einfach herzustellen gewesen, und es war auch nicht erwiesen, ob sie wirklich wirken würde; das würde sich erst mit der Zeit herausstellen.
    {201}
    »Morgen werden wir wissen, ob es hilft« sagte Derry und wandte sich Sondra zu. Dicht nebeneinander standen sie im Halbdunkel des stillen Raumes. »Wir fangen mit einer Flasche pro Tag an und steigern die Menge, wenn er es verträgt.«
    Er hielt inne und sah sie mit einem merkwürdigen Blick an. Er öffnete den Mund, als wolle er noch etwas sagen, aber dann überlegte er es sich anders und sah auf den schlafenden Jungen hinunter. »Ich habe Rebecca gesagt, dafür zu sorgen, daß immer eine Schwester hier sitzt«, bemerkte er. »Und ich habe ihr gesagt, daß sie und die anderen ihre Anweisungen direkt von Ihnen entgegennehmen sollen.«
     
    Ouko wurde zum Mittelpunkt in der Missionsstation. Die anderen Patienten behandelte man wie immer; den Massai-Jungen ließ man keinen Moment aus den Augen. Sein Zustand blieb kritisch.
    Vier Tage nach dem Eingriff entzündete sich die Haut um den Katheter herum, und die ganze Vorrichtung mußte erneuert werden. In den Zeiten, wo Ouko bei Bewußtsein war, erlitt er so heftige Krämpfe, daß man ihn jedesmal verloren glaubte. Am zehnten Tag war in seiner Lunge ein beunruhigendes Glucksen zu hören, und man setzte ihn auf Antibiotika, um einer Lungenentzündung vorzubeugen. Die Schwestern sorgten dafür, daß Ouko immer sauberes Bettzeug hatte und täglich mehrmals umgebettet wurde, damit er sich nicht wund lag. Pastor Sanders betete jeden Morgen an seinem Bett, und abends flehte die Gebetsgruppe bei Kerzenlicht Gottes Segen auf ihn herab.
    Er verlor beängstigend an Gewicht. Die Formel der Nährlösung wurde geändert, die Kalorienzahl erhöht. In seinem Urin fand sich Zucker. Wieder wurde die Zusammensetzung der Nährlösung verändert. Wenn er es vertrug, fütterte man ihn über die Magensonde mit Sahne und Ei. Sein Harnkatheter entzündete sich und mußte ausgetauscht werden; wieder bekam er Antibiotika. Die Lungenentzündung blieb hartnäckig; immer wieder mußte durch die offene Luftröhre Flüssigkeit abgesaugt werden. Immer war jemand an seinem Bett.
    Am achtzehnten Tag endlich, zwei Wochen und vier Tage seit dem Nachmittag, an dem sein Vater ihn gebracht hatte, blieb Ouko vierundzwanzig Stunden lang ohne einen Krampfanfall bei Bewußtsein. Der Luftröhrenkatheter wurde entfernt.
    Am neunzehnten Tag wurde der Infusionskatheter entfernt.
     
    Sondra hatte am nächsten Morgen eine Amputation vor sich; sie mußte einem Taita-Ältesten den völlig von Geschwüren zerfressenen Fuß ab {202} nehmen. Während sie im Labor die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Operation traf, kam Alec herein.
    »Wie wär’s mit einem

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