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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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technischen Hilfsmittel, die dort zur Verfügung standen.
    Sie, Alec und Derry hatten nur ihre Augen und Ohren.
    »Wie geht es ihm?« fragte sie leise, als sie um den Wandschirm herumkam.
    In Oukos Nische hatte man abgedunkelt und Teppiche auf den Boden gelegt, um die Schritte zu dämpfen. Der Junge war am frühen Abend einmal aufgewacht, hatte aber bisher keinen weiteren Krampfanfall gehabt.
    Alec stand von seinem Stuhl auf, nickte Pastor Thorn zu, der jetzt die Arbeit am Atembeutel übernommen hatte, und ging mit Sondra zusammen durch den Saal nach vorn.
    »Mir ist schleierhaft, wie wir das schaffen sollen«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Der Tropf reicht niemals aus. Der Junge ist unterernährt. Er wird uns verhungern.«
    »Wir haben ihn bisher zweimal über die Magensonde gefüttert, und er hat es gut aufgenommen.«
    Doch Alec fand das nicht zufriedenstellend. »Wir brauchen die Geräte, um ständig sein Blut überprüfen zu können. Wir haben keine Ahnung, wie sein Elektrolythaushalt aussieht. Wenn wir ihn ständig mit dem Curare ruhigstellen, bekommt er früher oder später ein Lungenödem. Und wenn wir es absetzen, riskieren wir, daß er an den Krämpfen stirbt. In ein anderes Krankenhaus können wir ihn auch nicht verlegen, weil er für den Transport zu schwach ist. Ich weiß wirklich nicht, Sondra.«
    Aber ich weiß es, dachte sie. Ich habe ihn am Leben erhalten, als er kurz vor dem Tod war. Und jetzt ist es an mir, dafür zu sorgen, daß er am Leben bleibt.
    {193}
    Als sie zum Schwesterntisch kamen, blickte Rebecca von der Zeitung auf, die sie gelesen hatte. Ihr Blick war kalt und herausfordernd, als sie Sondra ansah.
    »Bitte setzten Sie sich jetzt zu Ouko, Rebecca. Pastor Thorn ist ganz allein mit ihm.«
    Demonstrativ richtete Rebecca ihren Blick auf Alec, sah ihn fragend an.
    Der nickte müde. »Ja, gehen Sie zu ihm, bitte.«
    Sie stand auf und ging.
     
    Um Mitternacht bekam Ouko erneut Krämpfe. Er verlor den Tropf. Sondra arbeitete bis zum Morgengrauen, um einen neuen zu legen. Draußen schimmerten die ersten Sonnenstrahlen, die Missionsstation erwachte langsam zum Leben. Oukos Zustand hatte sich sichtlich verschlechtert.
    Alec mußte Sondra zwingen, in ihre Hütte zu gehen und sich niederzulegen. Sie schlief unruhig und erwachte kaum erfrischt vom Brummen der zurückkehrenden Cessna. Als sie eine Viertelstunde später ins Krankenhaus hinüberkam, war das Atemgerät bereits angeschlossen. Ein durchsichtiger grüner Schlauch beförderte feuchten Sauerstoff in Oukos Lunge. Doch sein Zustand hatte sich nicht gebessert. Die Nahrung, die man ihm über die Magensonde zugeführt hatte, hatte er erbrochen.
    Es war, wie Derry vorausgesagt hatte: Ouko verhungerte ihnen unter den Händen.
     
    »Du hast dein Möglichstes getan, Sondra«, sagte Alec, der mit ihr an Oukos Bett saß. Es war spät abends, die Missionsstation schlief, Ouko war seit sieben Stunden an das Atemgerät angeschlossen. Niemand konnte Sondra von seinem Bett vertreiben.
    Unverwandt war ihr Blick auf das Gesicht des Jungen gerichtet. Ouko sah friedlich aus, wie er da schlafend vor ihr lag. Aber der Schein trog. In seinem Körper tobte der Kampf mit unverminderter Härte, und das Gift gewann langsam, aber sicher die Oberhand.
    »Ich gebe nicht auf, Alec«, sagte sie leise. Ihre Stimme war ruhig, ohne Emotion.
    Alec nahm ihre Hand. »Sondra, du hast getan, was in deiner Macht stand. Mehr kann man nicht mehr tun. Kein Mensch kann über längere Zeit nur mit intravenöser Ernährung am Leben gehalten werden, das weißt du. Er wird von Tag zu Tag schwächer werden. Wir sind am Ende unserer Kunst angelangt.«
    {194}
    Sondra hörte ihm gar nicht zu. Sie starrte auf Oukos schmalen Brustkorb, der sich regelmäßig hob und senkte. Das Atemgerät erfüllte seine Aufgabe. Die Schwestern sorgten dafür, daß der Junge saubergehalten wurde und sich nicht wund lag. Es mußte doch ein Mittel geben, ihm die Nährstoffe zuzuführen, die er brauchte, um am Leben zu bleiben, bis das Gift sich verbraucht hatte und aus seinem Körper ausgeschwemmt worden war.
    Immer noch starrte Sondra auf den kindlich schmalen Körper. Unter der rötlich braunen Haut zeichneten sich die Rippen ab. Das Schlüsselbein trat scharf hervor.
    Das Schlüsselbein …
    »Alec«, sagte Sondra erregt. »Alec, hast du schon mal von Hyperalimentation gehört?«
    »Hm«. Er rieb sich das Kinn. »Ich glaube, ich habe mal was darüber gelesen. Ein experimentelles Verfahren zur künstlichen

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