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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Spritze mit der langen Hohlnadel und sagte leise: »Zuerst muß ich jetzt die Unterschlüsselbeinvene finden. Durch die führen wir den Katheter ein.«
    Die drei Ärzte blickten auf das kleine Viereck rötlich brauner Haut, das sich mit den Atemzügen kaum merklich hob und senkte, Oukos Halsvenen waren angeschwollen; man hatte das Fußende des Bettes mit Holzklötzen leicht angehoben, damit das Blut sich in den oberen Gefäßen sammeln konnte. Die Unterschlüsselbeinvene würde so leichter zu finden sein. Sondra hatte plötzlich Angst. Wenn sie nun statt einer Vene eine Arterie traf …
    Dennoch war ihre Hand ruhig, als sie behutsam unter dem Schlüsselbein entlangtastete. Als sie jene Stelle gefunden hatte, wo das Schlüsselbein mit dem Brustbein verbunden ist, senkte sie die Nadel zur Haut hinunter. Dann zögerte sie. Ihr Mund war wie ausgetrocknet. In ihren Ohren dröhnte es. Mehrmals hatte sie bei diesem Eingriff zugesehen, aber ihn jetzt mit eigener Hand vorzunehmen –
    Sie stieß die Nadel in die Haut. »Derry«, murmelte sie.
    Sofort griff er herüber und hielt den schweren Glaszylinder am Ende der Nadel ruhig. Während Sondra langsam und vorsichtig die Nadel tiefer schob, folgte Derrys Hand, die den Zylinder umfaßt hielt, der ihren.
    »Zurückziehen«, sagte sie.
    Derry drückte den Zylinder leicht nach oben; es kam nichts.
    Sie warteten auf Blut; dunkles Blut, das ihnen sagen würde, daß die Nadel in der Vene war. Wenn gar nichts kam, hieß es, das sie ihr Ziel verfehlt hatten; kam Luft, so bedeutete es, daß sie einen Lungenflügel getroffen hatten; und wenn sie helles, pulsendes Blut ansogen …
    Sondra schluckte. Die Fingerspitzen auf dem Handgriff, trieb sie die Nadel immer tiefer in Oukos Brust. Sie spürte, wie ihr Schweißperlen auf die Stirn traten.
    »Zurückziehen, bitte«, murmelte sie.
    {199}
    Derry drückte den Glaszylinder hoch. Nichts.
    Rebecca stand unbewegt am Fuß des Bettes und beobachtete die Vorgänge mit unergründlichem Blick.
    Alec hörte Oukos Herz ab.
    »Zurückziehen«, sagte Sondra.
    Noch immer nichts.
    Sie begann zu zittern. Jetzt mußte sie doch angekommen sein! War sie vielleicht schon zu tief? Sie befand sich gefährlich nahe an Oukos rechter Lungenspitze. Soll ich die Nadel herausziehen und es noch einmal versuchen, aus einem anderen Winkel?
    »Zurückziehen!«
    Der Glaszylinder blieb leer.
    Ihre Hände erstarrten. Sie konnte nicht weiter. Aber sie konnte auch nicht herausziehen. Es ist etwas schiefgegangen! Ich hätte das nicht versuchen sollen!
    Sondra flüsterte: »Ich glaube, ich kann nicht –« Da umfaßte Derry ihre Hand und führte die Nadel tiefer, und als er diesmal den Stempel zurückzog, stieg eine Welle rostroten Blutes im Zylinder auf.
    Die vier am Bett atmeten zu gleicher Zeit auf.
    »Gut«, sagte Sondra und holte einmal tief Luft. »Wir sind in der Unterschlüsselbeinvene. Jetzt müssen wir den Katheter durch die Nadel einführen und in der oberen Hohlvene placieren.«
    Während Derry die Spritze hielt, nahm Sondra feinen Kunststoffschlauch, glättete ihn und spannte ihn über Oukos Brust. Nachdem sie die rote Linie vermerkt hatte, die die Entfernung zum Herzen markierte, sagte sie: »Bitte die Spritze entfernen, Derry.«
    Ein wenig Blut quoll heraus, als die Spritze von der Nadel gezogen wurde. Sondra tupfte es ab und ging dann daran, den dünnen Schlauch in die Kanüle einzuführen. Ihre Hände zitterten jetzt. Wenn sie sich vertan hatte, konnte der Schlauch ins Herz gehen oder in den Hals hinauf und würde Ouko töten.
    Sondra und Derry arbeiteten Hand in Hand. Während der Schlauch langsam tiefer in die Hohlnadel glitt, neigte sich Alec mit gespannter Aufmerksamkeit vor. Das Stethoskop in den Ohren, die Hände unter den Tüchern auf Oukos Brust, horchte er auf ein erstes Anzeichen einer Störung im Herzen.
    Von Sondras und Derrys Fingern geführt, schob sich der Schlauch immer weiter hinein, und als endlich die rote Markierungslinie auf gleicher Höhe mit der Haut war, hielt Sondra inne und sagte: »Jetzt müßten wir angekommen sein.«
    {200}
    Sie starrten alle drei auf das rotbraune Fleckchen Haut, als könnten sie hindurchsehen und die große Vene darunter entdecken.
    Selbst Rebecca beugte sich vor, als wolle auch sie ins Innere von Oukos Brustkorb hineinsehen. In ihren Augen blitzte es, als sie wieder zurücktrat.
    Sondra sah Alec an. »Was macht das Herz?«
    »Hört sich gut an. Keine Arhythmie.«
    Sie blickte zu Derry hinüber. »Sollen wir

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