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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Nacht.« Ihre Stimme brach. »Ich muß noch eine Weile hier bleiben, Arnie, wegen der Formalitäten. Dann bringe ich Mutter nach Hause. Sie ist völlig außer sich. Ach Gott, Arnie …«
    Nachdem Arnie aufgelegt hatte, ging er zu der Glastür, die auf die Terrasse führte. Im Glas sah er das Bild eines törichten kleinen Mannes mit {287} schütterem Haar und dickem Bauch, der nahe daran gewesen war, den Verstand zu verlieren. Einen Mann, der eben noch einen Traum gelebt hatte und jetzt sah, wie der Traum in tausend Stücke zersprang.

32
    Mit einem Retraktor in der einen Hand und dem Endoskop in der anderen hob Mickey die Brust und begutachtete die Brustwand darunter.
    »Ich glaube, es ist alles trocken«, sagte sie zur Operationsschwester, die auf der anderen Seite des Tisches stand. »Machen wir noch gründlich sauber.«
    Mickey füllte die neugeschaffene Brusttasche mit antibiotischer Lösung, saugte dann die Flüssigkeit ab und trocknete den gesamten Raum mit Tupfern aus.
    »Okay.« Sie legte ihre Instrumente ab. »Keine Blutungen. Geben Sie mir jetzt die Prothese.«
    Nachdem Mickey sich noch einmal vergewissert hatte, daß das weiche Silikonpolster die richtige Größe hatte, tauchte sie sie in die Schale mit dem Bacitracin und ging dann daran, sie behutsam in den Hohlraum unter der Brust zu schieben.
    Mickey war guter Dinge. Die Operation war ohne Pannen verlaufen. Bald würde sie mit Harrison ins Wochenende fahren. Sie hatten es lange geplant. Weihnachten in Palm Springs. Mickey freute sich darauf.
    Mickey legte am Einschnitt eine verdeckte Nylonnaht, die unter der Brust saß und kaum erkennbar sein würde. Dann wusch sie das Blut von der ganzen Brust und sagte laut: »Carolyn! Carolyn, wachen Sie auf. Die Operation ist vorbei.«
    Die Patientin, eine junge Frau, wälzte ein paarmal den Kopf hin und her, ihre Lider flatterten, und sie lallte mit schwerer Zunge: »Wann fangen Sie an, Doktor …?«
    »Es ist schon vorbei, Carolyn. Wir sind fertig.«
    »Sie meinen …« Sie seufzte mehrmals tief, während sie langsam ins Bewußtsein zurückfand. »Sie meinen, ich hab’ jetzt einen Busen?«
    Mickey lachte. »Ja, Carolyn, Sie haben einen Busen.«
    Es war für diesen Tag die letzte Operation gewesen; nachmittags hatte Mickey Sprechstunde. Sie machte die meisten Operationen in ihrer Praxis. Aber sie hatte für größere Eingriffe auch Belegbetten im St. John’s Krankenhaus, das nicht weit entfernt am Wilshire Boulevard war.
    Vor drei Jahren waren sie und Harrison von Hawaii nach Süd-Kalifornien {288} übersiedelt. Es war für beide ein neuer Anfang gewesen. Harrison hatte die Firma verkauft, um sich auf das Filmgeschäft zu konzentrieren, und Mickey hatte in Santa Monica eine neue Praxis eröffnet. Beide hatten mit dem Neubeginn auch von dem Traum Abschied genommen, doch noch ein Kind zu bekommen. Nachdem sie nach Mickeys Besuch in Seattle noch zwei Jahre lang von Monat zu Monat gehofft hatten, hatten sie sich damit abgefunden, daß ihnen ein Kind versagt bleiben würde, aber das Schweigen in den vornehmen Räumen von Pukula Hau war danach für beide schwer zu ertragen gewesen. Der Umzug war ein Abschied und ein neuer Anfang gewesen, und in den drei Jahren, die seither vergangen waren hatten sie beide nicht zurückgeblickt.
    In dem kleinen Badezimmer neben ihrem Sprechzimmer schlüpfte Mickey aus dem blauen Operationskittel und zog lange Hose und Pulli an. Ein rascher Blick auf ihre Armbanduhr: in dreieinhalb Stunden würde sie mit Harrison nach Palm Springs starten.
    Sie nahm sich einen Moment Zeit, um einen Blick in den Spiegel zu werfen. Im kalten Licht musterte sie ihre rechte Wange. Ja, sie waren noch da die Schatten der Verunstaltung, von der Chris Novack sie vor sechzehn Jahren befreit hatte.
    Einundzwanzig war sie damals gewesen.
    Sie hatte Chris Novack vor drei Jahren einmal zufällig getroffen, kurz nachdem sie mit Harrison nach Süd-Kalifornien gekommen war. Er hatte wie sie an einer Fachtagung für plastische Chirurgie im Beverley Wilshire Hotel teilgenommen. Sein Haar war schütter, und er war dick geworden; aber mehr als das war ihr die Veränderung seiner Augen aufgefallen. Der Funke war erloschen. Es hatte Mickey bestürzt und traurig gemacht, Chris Novack nur noch als einen Schatten seiner selbst zu erleben. Warum war das Feuer ausgegangen? Was hatte Chris seiner Kraft und Energie beraubt? Nachdem er in seinem Fachgebiet zunächst Pionierarbeit geleistet hatte, war er später aus irgendeinem

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