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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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ein?
    »Ich verkaufe oft von meiner Wohnung aus«, fuhr Angeline fort. »Nur {285} so bringe ich meine Sachen überhaupt an den Mann. In der Galerie verkaufe ich im Jahr vielleicht vier Töpfe, wenn ich Glück habe. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich mir mit dem, was ich privat verkaufe.«
    Arnie landete mit dumpfem Aufprall wieder auf dem Boden der Realität. Männer in der
midlife crisis
können sich ganz schön in die Nesseln setzen, wenn sie die Signale junger Frauen mißdeuten. Er sah auf seine Uhr und sagte: »Ich würde mir die Sachen gern ansehen, aber ich muß nach Hause.«
    Angeline kramte in ihrer Handtasche und zog eine etwas zerknitterte Karte heraus. »Bitte. Vielleicht finden Sie doch einmal Zeit.«
    Arnie warf einen Blick auf die Karte. ›Angeline. Amerikanische Volkskunst‹. Darunter eine Telefonnummer. Sehr professionell und geschäftsmäßig.
    Arnie seufzte. Je älter, desto dümmer.
    »Ich brauche das Geschenk schon für morgen. Das Fest ist morgen abend …« Arnie überlegte rasch. Diesen Abend hatte Ruth ihre Gesprächsgruppe. Sie würde erst spät nach Hause kommen. Und dies war wirklich die letzte Gelegenheit, ihr ein Geschenk zu kaufen. »Sind Sie später zu Hause?« fragte er und steckte ihre Karte ein.
    »Ja, den ganzen Abend. Wenn Sie vorbeikommen wollen, tun Sie das ruhig. Ich bin auf Nummer 30.«
    »Vielleicht komme ich wirklich.«
    Sie lächelte wieder, aber nicht so tief diesmal, nicht so zuversichtlich. Scheu, dachte Arnie. Als hätte auch sie …
    »Nochmals vielen Dank, Arnie«, sagte sie leise, die Hand am Türgriff.
    »Es wird schon dunkel. Ich sollte Sie zur Tür bringen.«
    »Das ist nicht nötig. Die Leute hier sind meine Freunde. Gute Nacht. Bis später vielleicht.«
    Jahre war es her, daß Arnie Roth sich so blöde vorgekommen war. Was hatte er sich eigentlich bei der ganzen Sache gedacht? Sich vor einem Mädchen lächerlich zu machen, das er kaum kannte – daß seine Tochter hätte sein können! Sie lachte sich jetzt wahrscheinlich kaputt über den kleinen kahlköpfigen Anglo, der sich in sie verknallt hatte wie ein Schuljunge. Sie hoffte wahrscheinlich darauf, ihm zehn von ihren Töpfen anzudrehen, die Miete für den ganzen Monat, um sich dann mit ihren Künstlerfreunden über ihn zu amüsieren.
    Arnie lenkte den Wagen in die Auffahrt, stellte den Motor ab und starrte durch die Windschutzscheibe auf den mächtigen alten Baum, von dem die Schaukel herabhing. Nein, so war Angeline nicht. Er stellte {286} sie nur so hin, um sich selber zu retten; sich vor der größten Dummheit seines Lebens zu bewahren.
    Auf keinen Fall würde er heute abend zu ihr gehen.
    Er machte die Haustür auf und rief. Niemand antwortete. Es war kein Mensch da.
    Müde zog Arnie sein Jackett aus und lockerte die Krawatte, dann sah er die Post durch.
    Er war Angeline gegenüber wirklich unfair. Sie war offensichtlich keine Großverdienerin, sonst würde sie nicht in einer Sozialwohnung leben. Es war nicht ihre Schuld, daß er sich in sie verliebt hatte wie ein pubertärer Jüngling. Sollte sie sich ein Geschäft entgehen lassen, nur weil Arnie Roth total verrückt war? Außerdem brauchte er ja wirklich ein Geschenk für Ruth.
    Er würde später zu ihr fahren. Wenn er mit den Kindern gegessen hatte.
    »Hallo!« rief er auf dem Weg in die Küche. »Wo seid ihr alle?«
    Vielleicht würde er sogar eines von den Mädchen mitnehmen. Rachel mochte Keramik. Sie würde das sicher interessieren. Ich nehme sie mit, damit ich mich nicht noch einmal wie ein Vollidiot benehme.
    In der dunklen, kalten Küche blieb er stehen.
    Aber – angenommen, Angeline ging es um das gleiche wie ihm, und dann schleppte er seine dreizehnjährige Tochter an.
    Arnie versuchte, seine Gedanken zu zügeln. Es war fast sieben Uhr. Nie zuvor hatte er bei seiner Heimkehr das Haus leer vorgefunden. Nirgends brannte Licht. Nirgends lief ein Fernseher. Er konnte sich nicht vorstellen, wo die Kinder waren.
    Angeline. Vielleicht fahre ich später zu ihr. Allein …
    Er überlegte, versuchte, sich zu erinnern. Hatte Ruth etwas davon gesagt, daß die Mädchen nach der Schule irgendwohin gehen würden?
    Als das Telefon läutete, dachte Arnie einen verrückten Moment lang, es müsse Angeline sein.
    Es war Ruth. »Arnie, mein Vater ist gerade gestorben. Ich bin mit Mutter im Krankenhaus. – Nein, nein, du brauchst nicht zu kommen. Die Kinder sind bei Hannah. Mort hat sie von der Schule abgeholt und gleich mitgenommen. Sie bleiben über

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