Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
Sie auch Künstlerin?«
    »Ich bin eher Handwerkerin. Ich habe das Gefäß gemacht, das Sie sich heute angesehen haben.«
    {283}
    »Sie sind Angeline?« fragte Arnie.
    »Die
berühmte
Angeline, ja.« Sie lachte.
    »Der Name ist sehr schön.«
    »Ich wurde nach Häuptling Seattles Tochter genannt.«
    Die Stadt Seattle trug den Namen eines Indianerhäuptlings? Und er lebte seit dreizehn Jahren hier und hatte keine Ahnung davon? Arnie klappte den Mund zu und nickte nur sachverständig, um seine Unwissenheit nicht zu zeigen.
    Danach schwiegen sie beide, den Blick durch die Windschutzscheibe auf die Straße gerichtet.
    »Ich wohne in der High School Road«, bemerkte Angeline nach einer Weile, und Arnie glaubte einen Anflug von Verlegenheit in ihrer Stimme zu hören. Oder war es Einbildung? Wünschte er nur, daß es ihr mit ihm ähnlich ging wie ihm mit ihr?
    High School Road. Arnie war enttäuscht. Da würden sie bald sein. Und dann? Sag doch was! Jetzt, wo du Kontakt bekommen hast, laß ihn nicht gleich wieder abreißen.
    »Und wo haben Sie Ihre Töpferei?« Sehr weltmännisch, Arnie, echt.
    »In meiner Wohnung. Statt des Küchentischs habe ich eine Töpferscheibe. Es ist natürlich ziemlich schmutzig, aber eine Entschuldigung dafür, daß man keine Einladungen gibt.«
    Arnie sah es vor sich: die bescheidene Wohnung, sparsam eingerichtet mit indianischen Stücken, die tongraue Küche und Angeline an der Scheibe, den Blick auf das Werk konzentriert, das unter ihren schlanken Händen emporwuchs. Er sah die langen, einsamen Abende.
    »Und was machen Sie?« fragte Angeline.
    »Ich bin Wirtschaftsprüfer. Und ich heiße übrigens Arnie.« Er gab ihr die Hand, und sie legte die ihre hinein.
    »Es freut mich, Sie kennenzulernen, Arnie«, sagte sie, und dann verging eine Minute, ohne daß einer sprach. Doch die Hände blieben verbunden. Dann sagte Angeline: »Hier wohne ich«, und entzog ihm ihre Hand.
    Arnie bremste ab und hielt am Bordstein. Angeline wohnte in einem großen Wohnblock, in dem nur Leute mit niedrigem Einkommen lebten. Einen Moment lang saßen sie schweigend nebeneinander, sie schien es nicht eilig zu haben, nach Hause zu kommen, dann sagte sie: »Vielen Dank, daß Sie mich mitgenommen haben.«
    »Es war mir ein Vergnügen.« Er versuchte, sich ihr zuzuwenden, aber das ging nicht richtig, weil der Sicherheitsgurt ihn beengte. Öffnen wollte er ihn nicht; das wäre, fand er, zu auffällig gewesen. »Hoffentlich kann Ihr Bruder das Auto richten.«
    {284}
    »Oh, bestimmt. Mit dem Wagen habe ich schon so viele Pannen gehabt, daß er ihn inzwischen in- und auswendig kennt.«
    »Aber der Volvo ist doch eigentlich ein gutes Auto.«
    »Sicher, aber er hat zuviel drauf. Über zweihunderttausend Kilometer.«
    »Tatsächlich?« Arnie war nie zuvor aufgefallen, wie nah man in diesem Kombi saß. Angeline war keinen halben Meter von ihm entfernt; er hätte sie jederzeit berühren können. Längst totgeglaubte Gefühle regten sich. »Da ist es praktisch, wenn man einen Bruder hat, der was von Autos versteht, nicht?«
    »Ja, das stimmt.«
    Wieder eine Minute des Schweigens. Arnie wurde beklommen. Gleich würde sie aussteigen.
    »Das Gefäß in der Galerie hat mir wirklich gefallen.«
    »Ja?«
    »Ja, und ich würde es sehr gern kaufen, aber –«
    »– es ist zu teuer.«
    Er wurde rot.
    Angeline lachte. Sie lachte viel, wie Arnie festgestellt hatte. »Alles in dieser Galerie ist teuer. Ich könnte dort auch nicht einkaufen. Aber wie soll man für das Können und die Arbeit eines Künstlers überhaupt einen Preis festsetzen?«
    »Oh, ich wollte damit nicht sagen, daß das Gefäß sein Geld nicht wert ist …«
    »Ich weiß.« Angeline öffnete ihren Gurt. »Aber es ist eben eine Menge Geld.«
    Arnie wollte sie nicht gehen lassen. Am liebsten hätte er ewig in diesem alten Kombi voller Kinderspielzeug gesessen und mit Angeline gesprochen.
    »Sie sagten, Sie hätten auch kleinere Stücke in der Galerie?« Sehr clever, Arnie Roth. Ein guter Vorwand, um noch einmal in die Galerie zu gehen. Und sie dann vielleicht zum Mittagessen einzuladen.
    Sie sah ihn einen Moment aufmerksam an, dann lächelte sie. »Die sind leider auch ziemlich teuer. Aber wissen Sie was? In der Galerie müssen wir teuer verkaufen, um die Unkosten zu decken, aber ich habe ein paar sehr schöne Stücke zu Hause, die längst nicht so teuer sind. Sie können sie sich gern ansehen …«
    Arnie glaubte, nicht recht gehört zu haben. Sie lud ihn in ihre Wohnung

Weitere Kostenlose Bücher