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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Raucherabteil, und Arnie ging weiter, zu einer freien Bank, wo er ganz allein sitzen und grübeln konnte.
    Du bist achtundvierzig Jahre alt, hast eine Frau und fünf Kinder – reiß dich endlich zusammen und benimm dich wie ein erwachsener Mensch!
    Entschlossen, die Zeitung wirklich zu lesen und nicht an sie zu denken, blätterte er wieder jene Seite auf, die er vorher nur scheinbar gelesen hatte. Ironischerweise hatte er Ruths Kolumne vor sich; sie erfreute sich so großer Popularität, daß sie seit einiger Zeit täglich erschien.
    Arnie las sie nicht immer – sie sprach in erster Linie die weibliche Leserschaft an –, aber wenn er es tat, überfiel ihn jedesmal das beklemmende Gefühl, das dies in letzter Zeit die einzige Kommunikation war, die zwischen Ruth und ihm noch bestand.
    ›Liebe Dr. Ruth: Ich habe vor sechs Monaten angefangen zu joggen. Seitdem habe ich immer wieder leichte Zwischenblutungen, im allgemeinen um die Zeit des Eisprungs. Besteht da ein Zusammenhang? Sind diese Zwischenblutungen Anzeichen für irgendwelche inneren Schädigungen? Bremerton.‹
    ›Liebe Bremerton: Seit immer mehr Frauen Sport treiben, sind Fragen und Probleme aufgetaucht, die bisher kaum Beachtung fanden. ›Sportgynäkologie‹ ist ein relativ neuer Studienbereich, der …‹
    Arnies Gedanken schweiften ab. Was machte Angeline am Wochenende? Sie schien ihm nicht der Typ der verbissenen Joggerin oder Aerobic-Fanatikerin zu sein. Saß sie Tag und Nacht über ihrer Töpferscheibe? Oder hatte sie einen Freund, mit dem sie die Wochenenden verbrachte?
    {299}
    Er ließ die Zeitung auf seinen Schoß sinken. Es hatte keinen Sinn, er konnte sie sich nicht aus dem Kopf schlagen.
    Er sah das Foto von Ruth, das die Kolumne begleitete. »Liebe Dr. Ruth: Wissen Sie eigentlich, daß Ihr Ehemann wie besessen von einer jungen Indianerin ist? Bainbridge Island.‹
    Waren sie denn überhaupt noch Mann und Frau? Sie schliefen nebeneinander im selben breiten Bett, ihre Zahnbürsten hingen nebeneinander im Bad, sie hatten gemeinsame Kinder, die ihnen beiden ähnlich waren, sie reichten eine gemeinsame Steuererklärung ein. Aber darüber hinaus …
    Wann hatten auch die seltenen, mehr oder weniger zufälligen Begegnungen im Bett aufgehört, mit denen sie ein paar Jahre gelebt hatten? Als wir vor zwei Jahren den großen Krach hatten; als ich ihr sagte, daß für mich ein weiteres Kind nicht in Frage kommt. War denn Sex für Ruth nichts anderes als ein Mittel zum Zweck? Es war beinahe so, als läge Ruth nichts an der Lust der Umarmung, sondern einzig an dem Produkt, das daraus hervorging.
    Er hob den Kopf und sah zur schwarzen Bucht hinaus, an deren fernem Rand die Lichter der Stadt blitzten. Vielleicht würde es heute nacht Schnee geben. Kalt genug war es.
    Sie lebten in zwei verschiedenen Welten. Er saß jede Woche vom Montag bis zum Freitag hinter seinem Schreibtisch, und sie rettete Leben, half Babys auf die Welt und schrieb eine Kolumne, die schon fast zur medizinischen Bibel geworden war. Und an den Wochenenden? Da saß Ruth über ihren Briefen oder mußte Hals über Kopf in die Klinik oder bekam Notanrufe von ihren Patientinnen, während Arnie draußen im Garten Holz hackte, oder mit den Kindern einen Ausflug machte und an Angeline dachte.
    Ihr gemeinsames Leben lief in so festen, eingefahrenen Bahnen, daß jeder Ausbruchversuch eine enorme Anstrengung gekostet hätte. Früher einmal war Arnie der Gedanke an Scheidung durch den Kopf gegangen wie ein flüchtiger Vogel. Aber hätte er seine Kinder verlassen können? Was hätte er anfangen, wo leben sollen? Auf seine Art liebte er Ruth immer noch. Und er hatte ja seine Phantasien, in die er sich im Notfall flüchten konnte. Doch in letzter Zeit brodelte es gefählich unter der trägen Behaglichkeit dieses Lebens eintöniger Mittelmäßigkeit, und das machte Arnie Angst.
    Ruth veränderte sich.
    Es war nicht über Nacht geschehen; es war eine allmähliche, schleichende Veränderung, die sich in abrupten Gesten gezeigt hatte, in den Ringen {300} unter Ruths Augen, in überquellenden Aschenbechern und schließlich – das war die Krönung gewesen – Ruths Eröffnung, daß sie beabsichtigte, eine Psychotherapie zu machen.
    Dort würde sie auch an diesem Abend sein, bei ihrer wöchentlichen dreistündigen Sitzung bei Margaret Cummings, wo sie wahrscheinlich im Zimmer hin und her rannte wie ein gefangenes Tier, eine Zigarette nach der anderen rauchte und ›ablud‹ – was immer sie

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