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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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abzuladen hatte. Soweit Arnie beurteilen konnte, hatte es etwa zu der Zeit angefangen, als ihr Vater gestorben war.
    Der Brief von Mickey war ein zusätzlicher Auslöser gewesen. Seit Mickey vor fünf Jahren in Seattle gewesen war, hatten sie sich kaum noch zu Weihnachten geschrieben. Dann war plötzlich Mickeys Brief gekommen, und Ruth war wütend gewesen. Für Arnie völlig unverständlicherweise. Er hatte den Brief gelesen. Mickey hatte lediglich angefragt, ob Ruth sich ein paar Tage freimachen und nach Los Angeles kommen könnte, um Sondra etwas moralische Unterstützung zu geben, und Ruth war fast ausgeflippt. »Was glaubt die eigentlich, was ich mit meiner Zeit anfange?« hatte sie wütend gefragt. »Soll sie doch Sondra moralische Unterstützung geben; sie hat Zeit genug. Wo waren sie denn, als
ich
Unterstützung brauchte?«
    Arnie, der keine Ahnung hatte, wovon sie redete oder was diese Wut bei ihr hervorgebracht hatte, hielt es für das Beste, den Mund zu halten.
    ›Liebe Dr. Ruth: Warum reden Sie nicht mehr mit Ihrem Mann? Bainbridge Island.‹
    »Arnie?«
    Er fuhr herum. Angeline.
    »Es ist mir etwas unangenehm, aber Sie sind der einzige, den ich hier auf der Fähre kenne. Ich wollte Sie um einen Gefallen bitten.«
    »Aber natürlich. Worum geht’s denn?«
    »Um mein Auto wieder mal. Ich komme mir wirklich blöd vor, aber mein Bruder hat den Wagen heute abgeschleppt, weil er in seiner Werkstatt etwas reparieren wollte, und nun ist es noch nicht fertig. Könnten Sie mich wohl noch einmal nach Hause fahren?«
    Er war selig. Erst am Morgen hatte er sich vorgestellt, wie sie neben ihm in seinem Kombi saß und angeregt mit einem weltmännischen Arnie plauderte, und jetzt saß sie wirklich an seiner Seite und erzählte, genau wie in seinen Phantasien. Nur war er so verkrampft vor lauter Glück und Erwartung, daß er überhaupt nicht weltmännisch sein konnte. Er konzentrierte sich deshalb aufs Fahren, während Angeline {301} ihm ein paar Details aus ihrem Leben lieferte, die er seiner Faktensammlung einverleiben konnte.
    »Er sagt mir dauernd, daß ich mir einen neuen Wagen kaufen soll, aber das kann ich mir einfach nicht leisten. Die Galerie bringt nicht soviel. An den Wochenenden gehe ich mit meinen Sachen auf den Markt in der Pike Street und verkaufe an die Touristen, um mir etwas dazu zu verdienen.«
    Wenn er das früher gewußt hätte! Wie oft hatten die Mädchen ihn sonntags geplagt, mit ihnen auf den Markt zu gehen!
    »Da muß ich nach Ihnen Ausschau halten. Ich habe mein Vorhaben, eines Ihrer Gefäße zu kaufen, noch nicht aufgegeben.«
    Enttäuschend schnell erreichten sie den Wohnblock. Wie beim letztenmal schien sie es nicht eilig zu haben, nach Hause zu kommen, sondern blieb sitzen, als wolle sie die ideale Gelegenheit schaffen. Ob das nun wirklich ihre Absicht war oder nicht, Arnie ließ sich eines der wenigen Male in seinem Leben hinreißen.
    »Sie können sagen, was Sie wollen«, erklärte er, »es ist stockfinster draußen und ich fühle mich für Sie verantwortlich. Also bringe ich Sie jetzt zu Ihrer Haustür.«
    »Na schön«, antwortete Angeline einfach.
    Sie schlugen einen Bogen um diverse Dreiräder, gingen über einen Hof, wo einmal grünes Gras gewesen, jetzt aber nur noch gefrorener Matsch war, dann eine Treppe hinauf, deren Wände mit Graffiti dekoriert waren. Auf der einen Seite lief ein Ehekrach, auf der anderen der Fernseher, dann standen sie viel zu bald vor Angelines Tür, und Arnie verfluchte den raschen Flug der Zeit, der die schönsten Momente so schnell davontrug.
    Er wollte ihr eben gute Nacht wünschen, als sie, den Schlüssel schon im Schloß, sich umdrehte und sagte: »Wollen Sie nicht hereinkommen und sich meine Sachen ansehen? Ich verspreche, daß ich nicht versuchen werde, Sie zu beschwatzen.«
    Einen Augenblick später trat er in die Wohnung, in der er in den letzten fünf Monaten die Hälfte seines Lebens verbracht hatte. In einer Weise war sie genauso, wie er es sich vorgestellt hatte, in anderer Weise überhaupt nicht.
    An einer Wand hing ein Poster von Häuptling Joseph mit den traurigen Augen; an der anderen eine gerahmte Batik mit dem bekannten Motiv des Sonnendiebstahls durch den Thunderbird. Ein paar indianische Tongefäße standen herum, eine gefiederte Friedenspfeife, die sehr alt sein mußte, lag auf einem Bord, ansonsten hatte Angelines Wohnung nichts {302} Indianisches. Abgesehen von der Madonnenstatue auf dem Fernsehapparat und in der Küche einem Bild

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