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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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erfahren.«
    »Und bist du glücklich?«
    »Ja.«
    Sein Lächeln wurde tiefer. »Ich bin jetzt eine Weile in Los Angeles. Hast du Lust bald einmal mit mir zu essen?«
    Sie spürte, wie sie sich innerlich anspannte. Aber das war albern; es gab nichts zu fürchten.
    »Oh, ja. Ich würde gern hören, was du all die Jahre getrieben hast, seit –«
    Sie brach ab.
    »Seit dem Glockenturm?« Jonathan lachte leise. »Ja, da gibt es viel zu erzählen. Aber außerdem habe ich ein Geschenk für dich, Mickey. Etwas ganz Besonderes, und ich möchte es dir geben, wenn wir unter uns sind.«

33
    Sie gehörte zum Stamm der Suquamish, sie aß gern Fisch, ihre liebste Jahreszeit war der Herbst und sie war nie über die Grenzen des Staates Washington hinausgekommen. Schritt für Schritt, wie Herbstblätter, die man aufhebt, um sie zum Pressen in ein Album zu legen, sammelte Arnie {297} alle Informationen über Angeline und ihr Leben, derer er habhaft werden konnte. Er kannte die Marke der Zigaretten, die sie rauchte, er vermerkte, daß sie manchmal ein Buch mithatte, er hörte aus Gesprächen während ihrer Fahrten auf der Fähre, daß ihre jüngste Schwester Krankenschwester werden wollte. All diese Dinge verwahrte er für sich wie kleine Schätze. Sie machten Angeline aus.
    Seit dem Tag im vergangenen September, als er beinahe zu ihr nach Hause gefahren wäre, um eines ihrer Gefäße zu kaufen, hatte Arnie mit dem Überlebensinstinkt einer Schildkröte, die genau weiß, wann es gefährlich ist, den Kopf herauszustrecken, den Rückzug angetreten. Er war noch einmal davongekommen. Was, um alles in der Welt, war nur damals in ihn gefahren.
    »Deine Sterne stehen anscheinend alle hintereinander, Daddy«, hatte die dreizehnjährige Rachel altklug gesagt. »Oder du bist in der
midlife crisis.
« Solche Bemerkungen schnappte Rachel genau wir ihre Schwestern von ihrer Mutter auf. Die Mädchen wirkten alle viel zu erwachsen für ihr Alter.
    Arnie und Angeline hatten sich auf freundliche und völlig ungefährliche Alltäglichkeiten geeinigt. Man winkte sich zu, wechselte ein paar belanglose Worte miteinander, wenn man sich auf der Fähre traf, weiter ging es nicht. Arnie hatte nicht den Mut aufgebracht, sie zu einer Tasse Kaffee einzuladen oder noch einmal in die Galerie zu gehen oder sich auf dem Boot einfach neben sie zu setzen. Und jeden Nachmittag sprang der Volvo mit ärgerlicher Zuverlässigkeit sofort an, und Angeline brauste vom Parkplatz.
    Arnie konnte nur hoffen, daß ihm seine Gefühle nicht vom Gesicht abzulesen waren; daß er so kühl und gleichgültig wirkte, wie er zu sein vorgab, denn sie verschwendete über das tägliche »Guten Morgen, Arnie« oder »Ein schöner Tag heute, nicht?« hinaus offensichtlich keinen Gedanken an ihn. Auch das Spiel der Blicke war vorüber. Seit dem Tag, an dem er in die Galerie gestolpert war und sie dann in seinem Kombi voller Kinderspielzeug nach Hause gefahren hatte, schien sich der geheimnisvolle Zauber verflüchtigt zu haben. Verständlich. Angeline sah ihn jetzt so, wie er war. Alle Neugier war verflogen.
    Eigentlich hätte er froh sein müssen. Er hatte zu Hause Probleme genug, da hätte er es gar nicht gebrauchen können, wenn sich zwischen ihm und diesem Mädchen tatsächlich etwas angesponnen hätte.
    Er blieb zurück, tat als wäre er so vertieft in seine Abendzeitung, daß ihm das Vordrängen der Menge zur Fähre gar nicht auffiel. Er machte das nicht jeden Abend so, das wäre zu auffällig gewesen; ab und zu zwang er {298} sich dazu – und es kostete ihn wirklich Riesenüberwindung –, gleich mit den ersten müden und hungrigen Bainbridgers auf die Fähre zu gehen und Angeline hinten zurückzulassen; sie ging nämlich immer als eine der letzten an Bord. Es war also allein Arnie überlassen, ihre zufälligen Begegnungen zu arrangieren, und zwar so, daß sie keinen Verdacht schöpfte, daß es absichtlich geschah.
    »Hallo, Arnie. Fahren Sie nicht mit?«
    Er riß den Kopf hoch und sagte, »Was?« Sie stand direkt neben ihm und lächelte ihn an.
    »Du meine Güte!« er faltete hastig die Zeitung zusammen und klemmte sie unter den Arm. »Ich hab’ überhaupt nicht aufgepaßt.«
    Die Fähre trompetete. Arnie und Angeline kamen als Letzte an Bord. Beinahe hätten sie das Boot verpaßt. Dann, dachte Arnie, wäre ihnen nichts anderes übriggeblieben, als zu warten, bis vierzig Minuten später die nächste Fähre kam. Das wäre doch etwas gewesen!
    Angeline setzte sich wie immer ins

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