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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Leuten.«
    »Sind Sie Krankenschwester?«
    »Nein, Medizinstudentin. Im ersten Jahr. Und Sie? Was machen Sie?«
    »Ich bin Wirtschaftsprüfer. Mein Büro ist in Encino, alles schön sauber, kein Blut und keine Toten.«
    »In der Medizin gibt’s nicht nur Blut und Tote, Mr. Roth. Das ist nur die eine Seite. Die andere ist das Leben.«
    Er nickte gehorsam, schien aber nicht überzeugt. »Und Sie studieren also Medizin?« fragte er dann und sah Ruth mit seinen braunen, sanften Augen einen Moment lang sehr intensiv an. »Ist es wirklich so hart, wie ich gehört habe?«
    »Noch viel härter, glauben Sie mir.«
    »Ja, ich weiß von Norm, daß man sehr viel arbeiten muß. Bleibt Ihnen da überhaupt noch Zeit für was anderes?«
    Ruth sah ihm in das offene, verletzliche Gesicht und dachte, laß dich mal lieber nicht mit mir ein. Ich bin zu einer normalen Beziehung mit einem Mann derzeit nicht fähig.
    »Ich gehöre zu den Leuten«, sagte sie, »die praktisch Tag und Nacht büffeln. Ich möchte nämlich als Beste abschließen, und da bleibt neben dem Studieren wirklich kaum Zeit für etwas anderes.«
    »Bewundernswert.«
    Sie sah ihn groß an. »Finden Sie wirklich?«
    »Aber ja, ich bewundere Menschen, die wissen, was sie wollen und ihr Ziel entschlossen verfolgen, auch wenn es Opfer kostet.«
    »Manche von meinen Freunden sehen das ganz anders.«
    »Dann sind sie vielleicht keine richtigen Freunde.«
    Sie sah ihn an und war plötzlich froh, daß sie sich von Sondra hatte überreden lassen, auf das Fest mitzugehen.
    Als Arnie Roth sagte: »Kommen Sie, schlagen wir uns mal zum Buffet durch und sehen, was es da alles Gutes gibt«, nickte Ruth mit ihrem einladendsten Lächeln und dachte, zum Teufel mit dir, Steve Schonfeld.
    {61}
    Mickey hockte in ihrem Versteck in der Ecke und beobachtete das Treiben um sie herum. Wie sie Ruth beneidete, die, einen Teller mit Brötchen in der Hand, mitten im Gedränge mit einem lächelnden Mann zusammenstand und ausgelassen lachend den Kopf in den Nacken warf, daß die braunen Haare flogen. Wenn man so selbstsicher, so unbefangen sein könnte!
    Sie drehte den Kopf, um nach Sondra Ausschau zu halten, und da sah sie den Mann an der Tür.
    Er starrte sie unverhohlen an.
    Ihr stockte der Atem, und instinktiv suchte sie nach einem Fluchtweg. Verstohlen spähte sie noch einmal zu ihm hinüber; er war gerade erst mit einigen anderen Leuten hereingekommen, und sein Blick war unzweifelhaft genau auf sie gerichtet.
    Mickey überfiel die alte Panik. Sie sprang von ihrem Stuhl auf und blickte hastig nach rechts und links. Dann riskierte sie noch einmal einen gehetzten Blick. Guter Gott, er kam auf sie zu.
    Sie glitt an der Wand entlang, duckte sich hinter einer riesigen Topfpalme und entdeckte zu ihrer Erleichterung die Tür, die zu den Toilettenräumen führte. Die Rettung. Sie stürzte hinaus und hetzte den kurzen Korridor entlang zur Damentoilette.
    Drinnen war niemand, wie sie aufatmend feststellte. Sie trat zum Waschbecken und blickte aufmerksam in den Spiegel. Warum hatte der Fremde sie so angestarrt? Sie schob das Haar hinters Ohr, holte das Makeup-Fläschchen aus ihrer Handtasche und machte sich daran, eine neue Schicht aufzutragen. Dann kämmte sie sorgfältig ihr Haar nach vorn über die Wange, dann drehte sie sich um und ging wieder hinaus.
    Er erwartete sie.
    »Hallo«, sagte er und lächelte sie an. »Ich hab Sie da hineingehen sehen. Ich bin Chris Novack.«
    Mickey blickte auf die dargebotene Hand, nahm sie aber nicht. Sie fühlte sich wie gefangen in dem kleinen Flur. Die geschlossene Tür an seinem Ende, durch die gedämpft Musik und Stimmengewirr drangen, schien weit entfernt.
    »Studieren Sie hier in Castillo?«
    Sie hielt, wie das ihre Gewohnheit war, den Kopf leicht seitlich, so daß ihm ihr linkes Profil zugewandt war. Er war ein gutaussehender Mann. Groß, schlank, Ende vierzig.
    »Sie sprechen doch Englisch, nicht wahr?« fragte er, und sein Lächeln vertiefte sich.
    »Ja …«
    {62}
    »Ich sah Sie ganz allein sitzen und dachte, Sie hätten am letzten Abend des Jahres 1968 vielleicht gern ein bißchen Gesellschaft. Kann ich Ihnen etwas zu trinken holen? Oder etwas vom Buffet?«
    »Nein, danke«, erwiderte sie hastig.
    »Ich bin noch nicht lange hier in Los Angeles und kenne kaum jemanden.« Er machte eine kleine Pause. »Also – studieren Sie hier? Oder arbeiten Sie im Krankenhaus?«
    »Ich studiere.«
    Mickey starrte zu ihrer Handtasche hinunter.
    »Entschuldigen Sie«, sagte

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