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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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ihre beiden Koffer von ihm abnehmen.«
    »Ich bin Dr. Farrar«, erklärte er kurz, drehte sich um und schob sich schon ins Gewühl. »Bleiben Sie einfach hinter mir«, fügte er hinzu, ohne sich nach ihr umzudrehen. »Das wird hier besser werden, wenn der neue Flughafen fertig ist.«
    Als sie nach der Paß- und Zollkontrolle endlich in den kühlen, sonnigen Morgen hinaustraten, führte Derry Farrar sie zu einem VW -Bus, der zu Sondras Überraschung in grellen Zebrastreifen gespritzt war. Er sprach kein Wort, während er das Fahrzeug durch den dichten Verkehr am Flughafen steuerte, und Sondra, der sein steinernes Schweigen Unbehagen verursachte, fiel nichts ein, worüber sie hätte sprechen können.
    Derry Farrar war ein gutaussehender Mann. Braungebrannt, in Khakihose und Khakihemd mit aufgekrempelten Ärmeln, erinnerte er Sondra an die legendären weißen Jäger früherer Zeiten. Er hielt sich sehr gerade, hatte die straffen Schultern und den kraftvollen Rücken eines jungen Mannes, obwohl er Sondras Schätzung nach mindestens fünfzig Jahre alt sein mußte. Das schwarze Haar trug er sauber gescheitelt und glatt zurückgekämmt wie ein vornehmer Engländer, und seine Ausdrucksweise war geschliffen. Doch mit dem offenen Hemd, das die braungebrannte Brust sehen ließ, hätte er sich kaum in der Fleet Street zeigen können.
    Sein Gesicht faszinierte sie. Es wirkte weich und doch gleichzeitig sehr verschlossen. Die dichten schwarzen Brauen gaben ihm einen strengen, beinahe zornigen Zug, und die tiefblauen Augen hatten etwas Unergründliches. Es war ein widersprüchliches Gesicht, anziehend und abweisend zugleich.
    Die zweispurige Landstraße, in die sie einbogen, war von leuchtenden {123} Bougainvilleabüschen gesäumt, die Sondra an das Castillo College erinnerten. Als sie plötzlich am Straßenrand eine Giraffe sah, die an den Blättern einer Akazie knabberte, rief sie: »Ach! Schauen Sie doch mal!«
    »Das ist der Nationalpark von Nairobi«, sagte Derry.
    »Gibt es bei der Missionsstation auch Tiere, Dr. Farrar’?«
    »Nennen Sie mich Derry. Wir nennen uns alle beim Vornamen auf der Station. Ja, Tiere gibt es. Haben Sie Malariatabletten genommen?«
    »Ja.«
    »Gut. Wir hatten in letzter Zeit einige Fälle. Nehmen Sie die Tabletten regelmäßig, solange Sie hier sind.«
    »Das hatte ich sowieso vor. Ich habe mir Vorrat für ein ganzes Jahr mitgenommen«, erklärte sie vergnügt.
    Derry Farrar drehte flüchtig den Kopf und warf ihr einen Blick zu, der sagte, ein Jahr halten Sie es hier draußen nie aus. Sondra wandte sich hastig ab und schaute wieder zum Fenster hinaus.
    Der VW -Bus bog an einer Kreuzung von der breiten Straße ab, um einem Wegweiser mit der Aufschrift
Wilson Airport
zu folgen. Als sie vor dem Flughafengebäude anhielten, runzelte Sondra die Stirn. »Fahren wir nicht mit dem Wagen zur Missionsstation?« fragte sie, als Derry Anstalten machte auszusteigen.
    »Das sind zweihundert Meilen. Da brauchen wir den ganzen Tag.«
    Im Flughafengebäude kaufte Derry eine Zeitung, dann gingen sie weiter aufs Rollfeld, wo Sondra den Blick hoffnungsvoll auf mehrere große Maschinen der East African Airways richtete. Doch die Hoffnung wurde enttäuscht. Er führte sie zu einer klapprigen, staubbedeckten Einmotorigen.
    Er sprang auf die Tragfläche, öffnete die Tür und streckte den Arm zu Sondra hinunter, um ihr heraufzuhelfen.
    »Ach, du lieber Gott«, sagte sie lachend. »Hält die überhaupt noch einen Flug durch?«
    »Sie haben keine Angst vorm Fliegen, hoffe ich. Das ist die Missionsmaschine. Mit der werden Sie in ganz Kenia herumfliegen. Kommen Sie.«
    Als sie es sich in einem der kleinen Sitze bequem gemacht hatte, sagte Derry: »Ich bin in einer Minute wieder da«, und sprang zum Rollfeld hinunter.
    Die Minute zog sich in die Länge, es wurden fünf Minuten, dann zehn, dann fünfzehn, während Sondra beobachtete, wie Derry Farrar die Maschine einer sorgfältigen Prüfung unterzog, die er damit beendete, daß er {124} durch ein Polierleder Benzin in den Tank goß. Er sah zu ihr auf, und wieder bemerkte sie diesen Ausdruck in seinem Gesicht, der ihr verriet, daß er keineswegs erfreut war, sie zu sehen.
    Sondra ließ sich davon nicht stören. Sie würde sich diesen heißersehnten Moment ihrer Ankunft in Afrika nicht von der schlechten Laune dieses Griesgrams verderben lassen.
    Einem plötzlichen Impuls folgend, öffnete sie ihre Handtasche und kramte zwischen Tabletten gegen Luftkrankheit, altem

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