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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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abzuhauen?«
    Ehe Mickey es verhindern konnte, holte Jonathan aus und schleuderte das Gerät weit in die Nacht hinaus. Dann packte er Mickey in heftigem Zorn. »Bist du denn so ausschließlich mit dir selber beschäftigt, daß du nicht einmal einen einzigen Abend für mich übrig hast?« Er schüttelte {114} sie. »Sag mir, woran du gedacht hast, während wir zusammen im Bett lagen. An die nächste Operation? An den Patienten auf Zimmer zehn?« Er stieß sie von sich weg und wandte sich ab.
    Sie faßte ihn beim Handgelenk. »Jonathan! Verstehst du denn nicht? Meine Pläne sind mir nicht weniger wichtig als dir deine! Und sie fordern genauso den ganzen Menschen. Du mußt tun, wozu es dich drängt, und ich muß tun, wozu es
mich
drängt. Wenn ich meine Arbeit und meine Pläne aufgäbe, gäbe ich mich selbst auf.«
    Ihre Stimme wurde weicher. »Jonathan, ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich, aber es hat keinen Sinn. Wir sind einander zu ähnlich. Wir sind zwei voneinander getrennte Menschen, jeder in seiner eigenen Welt, jeder mit seinen eigenen Träumen und Plänen, an denen er festhalten muß. Wir könnten nur zusammenbleiben, wenn einer von uns genau das aufgäbe, was ihn zu dem macht, was er ist. Ich muß nach Hawaii, und du mußt hier bleiben, dein Atelier aufbauen, deine großen Filme machen. Ich möchte nicht, daß du das aufgibst, ich könnte nicht mit einem Mann leben, der nur eine Hülle ist. Würdest du mit einer Frau zusammenleben wollen, die sich dauernd wie amputiert fühlen würde?«
    Er nahm sie in die Arme und drückte sein Gesicht an ihr Haar, und Mickey begann zu weinen.
     
    Sie saß zwischen Sondra und Ruth, die beide nicht halb so aufgeregt waren wie die anderen Studenten. Ruth, die drei Sommer hintereinander auf der Entbindungsstation des Krankenhauses in Seattle gearbeitet hatte, wußte bereits, daß sie als Assistenzärztin angenommen war. Sondra hatte alle ihre Bewerbungen nach Arizona und New Mexico geschickt und konnte sicher sein, daß sie das letzte Jahr vor ihrem Aufbruch nach Afrika noch in der Nähe ihrer Eltern würde verbringen können.
    Mickey war so nervös, daß sie kaum richtig sitzen konnte. Sie wußte, daß sich drei ihrer Kommilitonen ebenfalls am Great Victoria beworben hatten und als Konkurrenten nicht zu verachten waren. Und sie hatte keinen Zweifel daran, daß auch angehende Ärzte der anderen großen Universitäten, wie Harvard, Berkely, gern am Great Victoria arbeiten würden. Sie sah herzklopfend zu, wie die Umschläge verteilt wurden, hörte rund um sich herum Freudenschreie und Ausrufe der Enttäuschung, sah plötzlich, wie einer ihrer drei Konkurrenten aufsprang und seinen Nachbarn umarmte. Ihr wurde beklommen zumute.
    Aber gleichzeitig dachte sie: Jetzt kann ich bei Jonathan bleiben.
    Ihre Hände zitterten, als sie ihren Umschlag aufriß, und als sie den Bescheid gelesen hatte, war sie wie betäubt.
    {115}
    Die meisten anderen blieben zu der kleinen Feier, die in der Encinitas Hall stattfinden sollte, doch Mickey, Sondra und Ruth beschlossen, nach Hause zu gehen. Das Telefon läutete, als sie die Tür öffneten.
    Es war Jonathan. »Mickey!« rief er erregt. »Stell dir vor, mein Film ist für einen Oscar nominiert worden. Ich habe eben das Telegramm bekommen. Oscar für den besten Dokumentarfilm. Meine Eltern geben heute abend ein Fest für mich. Ich möchte, daß du auch kommst, Mickey. Ich möchte dich hier haben. Ich hole dich ab. Feiere mit mir, Mickey.«
    »Das Great Victoria hat mich genommen, Jonathan.«
    Er blieb einen Moment still, dann sagte er: »Mickey, ich möchte dich an meiner Seite haben, wenn ich den Oscar entgegennehme. Ich möchte dich heiraten. Ich komme und hole dich –«
    »Ich kann nicht, Jonathan.«
    Wieder schwieg er, länger diesmal. »Also gut, Mickey«, sagte er dann. »Ich überlasse die Entscheidung dir. Ich bin heute abend um acht am Glockenturm auf dem Campus. Ich warte zehn Minuten. Wenn du mich heiraten möchtest, wenn du mich liebst, Mickey, dann kommst du.«
    »Ich werde nicht kommen, Jonathan.«
    »Doch, du wirst! Ich weiß, daß du mich nicht enttäuschen wirst. Um acht Uhr am Glockenturm.«
    Sie ging zum Ozean hinunter und machte einen langen Spaziergang. Sie setzte sich in den warmen Sand und sah den Uferläufern zu, die geschäftig hin und her sausten und mit ihren nadelscharfen Schnäbeln den Sand aufwühlten. An dieser Stelle des Strandes waren alle Spuren von Zivilisation wie weggewischt. Hoch über ihr auf den Klippen

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