Herzflimmern
hatte unglaublich lebendig und dynamisch gewirkt. Er brauchte sie jetzt nicht mehr; er mußte seinen eigenen Weg gehen, so wie sie, frei und ohne Bindungen. Und dennoch, das wußte Mickey, würde er sie stets begleiten, ihr ganzes Leben lang.
Als sie sich ihren beiden Freundinnen und deren Familien näherte, überfiel sie eine leichte Traurigkeit. So glücklich sie war, diese erste Etappe auf ihrem Weg geschafft zu haben, so gespannt sie in die Zukunft blickte, der Gedanke, daß sie sich nun bald von Sondra und Ruth würde trennen müssen, stimmte sie traurig.
Doch ehe sie diesem Gefühl richtig nachgeben konnte, packte Ruth sie schon beim Arm, um sie ihren Eltern vorzustellen. Mickey fiel auf, wie ungewöhlich still Arnie war. Sie wußte den Grund dafür. Er war gekränkt, weil Ruth sich ihr Diplom auf ihren Mädchennamen hatte ausstellen lassen.
Sondras Eltern, elegant gekleidet und braungebrannt, begrüßten sie.
»Ich kann Ihnen nicht sagen, wie stolz wir auf Sie drei sind«, sagte Sondras Vater, als er ihr die Hand schüttelte. »Sondra hat uns erzählt, daß Sie nach Hawaii gehen. Und unser kleines Mädchen will nach Afrika.«
Später, als die allgemeine Aufregung sich gelegt hatte, gingen Mickey, Sondra und Ruth zu ihrer Wohnung zurück. Das letztemal, dachte sie, daß sie gemeinsam diesen Weg gingen.
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16
Ein Koffer war angefüllt mit Medikamenten, die das Krankenhauspersonal für die Mission gesammelt hatte; der andere, kleinere, enthielt ihre Kleider und die wenigen persönlichen Dinge, von denen sie sich nicht hatte trennen wollen. Sondra behielt die schwarzen Träger im Auge, die die Gepäckwagen heranzogen und die Koffer holterdipolter abluden. Es ging chaotisch zu am Flughafen: Touristen sorgten sich, daß ihr Gepäck nicht mitgekommen sein könnte; Geschäftsleute schwitzten erbärmlich in ihren korrekten Anzügen, hatten Angst, sie könnten ihre Anschlußflüge verpassen; nervöse Mütter fuhren ihre quengelnden Kinder an; ein paar Golfspieler aus England drängten sich ungeduldig durch das Gewühl, um nach ihren Golftaschen zu suchen. Sondra stand etwas abseits von der Menge, eine junge Frau in Blue Jeans, Cowboy-Stiefeln und einem verwaschenen T-Shirt mit dem Emblem der Universität von Arizona.
Sie sah auf ihre Uhr. In Phoenix war es jetzt acht Uhr abends. Im Krankenhaus wurde das Geschirr vom Abendessen abgetragen, und Dr. MacReady tyrannisierte zweifellos eine neue Gruppe von Assistenzärzten. Der bärbeißige Chefarzt, von dem sie immer den Eindruck gehabt hatte, er könne sie nicht leiden, hatte sie damit überrascht, daß er sie gebeten hatte zu bleiben.
»Sie sind eine gute Ärztin, Mallone«, hatte er gesagt.
»Wir brauchen Leute wie Sie. Gehen Sie nicht nach Afrika. Bleiben Sie hier und machen Sie Ihren Facharzt. Ich werde dafür sorgen, daß Sie das Fach bekommen, das Sie haben möchten.«
Sondra hatte sich geschmeichelt gefühlt, aber sie hatte abgelehnt. Sie war Pastor Ingels und dieser Mission verpflichtet; sie wollte nach Afrika, in das Land ihrer Vorfahren.
Die Uhuru Missionsstation befand sich in der Dornsavanne, etwa auf halbem Weg zwischen Nairobi und Mombasa. Sie war eine der ältesten Stationen in Kenia und betreute eine weite Region, die hauptsächlich von Angehörigen der Taita und der Massai besiedelt war. Als Sondra Pastor Ingels erklärt hatte, daß sie nicht fromm sei und daher niemanden missionieren könne, hatte dieser gesagt: »Missionare haben wir genug, Sondra. Unsere Meldelisten von Freiwilligen sind ellenlang. Was wir drin {122} gend brauchen, sind Ärzte wie Sie, die sich in der Allgemeinmedizin auskennen. Wir brauchen Leute, die den Eingeborenen die Grundkenntnisse der Körperpflege und der Hygiene beibringen können. Wir brauchen Leute, die bereit sind, in den Busch hinauszugehen und sich um alle die Kranken zu kümmern, die den Weg zur Missionsstation nicht bewältigen können. Glauben Sie mir, Sondra, auch wenn Sie keine Missionsarbeit leisten, dienen Sie da draußen dem Herrn.«
Die Menge begann sich zu lichten, das Gedränge verlagerte sich zur Paßkontrolle. Man hatte Sondra mitgeteilt, daß jemand von der Missionsstation sie abholen würde, aber selbst nachdem sie ihre Koffer gefunden hatte, hatte sich noch niemand bei ihr gemeldet. Sie begann, ein wenig unruhig zu werden. Da sah sie endlich einen Mann auf sie zukommen.
»Dr. Mallone?« fragte er ziemlich brüsk, als er sie erreicht hatte.
»Ja«, antwortete Sondra und ließ sich
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