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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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das Beste, was ich heute den ganzen Tag gehört habe.«
    »Ich will nur schnell sehen, wohin die Schwester verschwunden ist, dann führe ich Sie in unseren eleganten Speisesaal.«
    Ehe sie in die Mittagshitze hinausgingen, nahm Alec einen Strohhut vom Haken.
    »Ein braver Schotte wie ich ist für diese Glut nicht geschaffen.« Er hielt ihr die Fliegengittertür auf und fügte lächelnd hinzu: »Sie sehen mir ganz so aus, als wäre die Tropensonne genau das Richtige für Sie. Sie sind bestimmt spätestens in einer Woche knackebraun.«
    Im Hof hatten die Leute nach dem Zwischenfall ihre Arbeit wiederaufgenommen und musterten Sondra mit freundlichen Mienen, als sie an ihnen vorüberging. Zwei Mechaniker, die sich am Motor eines Land Rover zu schaffen machten, riefen ihr auf Suaheli einen Gruß zu.
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    »Sie heißen Sie hier willkommen«, erklärte Alec ihr. »Sie sollten möglichst schnell Suaheli lernen. Das ist die allgemeine Umgangssprache in Ostafrika.«
    »Sie können es offensichtlich schon gut.«
    »Von wegen! Ich bin erst einen Monat hier. Ich spreche gerade so viel, daß ich mich einigermaßen durchschlagen kann, aber das ist auch alles.«
    Sie kamen zu einem großen, unfreundlichen Bau aus Löschbeton und Wellblech. Auf der überwachsenen Veranda, die von blühenden Jacaranda- und Mangobäumen beschattet wurde, standen Tische und Stühle, die dringend eine frische Lackierung gebraucht hätten.
    »Unser Eß- und Aufenthaltsraum. Leider nicht sehr luxuriös.«
    Der Innenraum war mehr als einfach: An den Wänden bröckelte der Verputz, die Decke war die unverkleidete Unterseite des Wellblechdachs. Um den rußgeschwärzten offenen Kamin waren mehrere Sessel und ein Sofa gruppiert, am anderen Ende des Raums standen einige lange Tische mit Holzbänken.
    »Eine Gemeinde in Iowa hat uns einen Fernsehapparat gestiftet«, berichtete Alec, während sie zu einem der Tische gingen. »Aber wir können hier nicht viel damit anfangen. Es gibt überhaupt nur ein Programm, und das wird erst abends ausgestrahlt und besteht hauptsächlich aus regionalen Nachrichten. Von der Außenwelt hören wir kaum etwas. Bitte, setzen Sie sich. – Ndschangu!«
    Sondra ließ sich auf einer Bank nieder, und Alec setzte sich ihr gegenüber. Er nahm den verbeulten Strohhut vom Kopf und legte ihn neben sich.
    »Dr. Mallone, Sie wissen gar nicht, was für ein herrlicher Anblick Sie sind.«
    »Das gleiche kann ich von Ihnen sagen«, erwiderte sie, und es war ihr ernst damit.
    Alec MacDonald war ein sympathisch aussehender Mann mit heller Haut und hellem Haar, aber es waren vor allem seine Herzlichkeit und seine Wärme, die Sondra ansprachen, ein angenehmer Gegensatz zu der abweisenden Art, die Derry Farrar ihr gegenüber bis jetzt an den Tag gelegt hatte.
    »Niemand hat uns darauf vorbereitet, daß man uns eine so ausnehmend schöne Frau schicken würde. Wir erwarteten einen Mann. Entschuldigen Sie –« Alec drehte sich um. »Ndschangu! Tee bitte!«
    Hinter dem bunten Vorhang trat gleich darauf ein Afrikaner mit einem Tablett hervor. Er war sehr groß und sehr dunkel, mit einem grimmi {131} gen, unfreundlichen Gesicht. Sein Alter konnte Sondra nicht schätzen. Er trug eine abgeschabte helle Hose und ein ausgewaschenes kariertes Hemd und auf dem Kopf ein Käppchen, das, wie Sondra später erfuhr, aus Schafsmagen gearbeitet war. Ndschangu war, wie sie ebenfalls erst später erfuhr, eine Kikuyu, Angehörige eines der größten Stämme in Kenia. Pastor Sanders, der Leiter der Missionsstelle Uhuru, hatte ihn vor Jahren zum Christentum bekehrt, aber alle wußten, daß Ndschangu insgeheim immer noch Ngai verehrte, den Kikuyu Gott, der auf dem Gipfel des Mount Kenya wohnte.
    Ziemlich unwirsch stellte Ndschangu das Tablett auf den Tisch und wandte sich wieder zum Gehen.
    »Ndschangu«, sagte Alec. »Das ist unsere neue Ärztin.«
    Der Schwarze blieb einen Moment stehen, murmelte
»Iri kanwa itiri nda«
und verschwand wieder hinter dem bunten Vorhang.
    »Was hat er gesagt?« fragte Sondra, als Alec den Tee einschenkte.
    »Am besten kümmern Sie sich gar nicht um ihn. Er ist manchmal ein bißchen barsch. Sein Name bedeutet in der Sprache der Kikuyu ›grob und falsch‹, und ich glaube, es macht ihm Spaß uns ab und zu daran zu erinnern.«
    »Aber was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt«, antwortete Derry Farrar, der soeben hereingekommen war, »Essen im Mund ist noch lange nicht im Magen. Das ist ein Sprichwort der Kikuyu und bedeutet ungefähr so viel

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