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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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wie ›noch ist nicht aller Tage Abend‹.«
    Mit einem Stirnrunzeln wandte sich Sondra wieder Alec zu, der achselzuckend gestand: »Ich spreche kein Kikuyu.«
    »Ndschangu wollte damit sagen, daß Ihre Anwesenheit hier noch lange nicht heißt, daß Sie uns auch eine Hilfe sein werden«, bemerkte Derry, ehe auch er hinter dem Vorhang verschwand.
    »Nehmen Sie das alles nur nicht persönlich, Dr. Mallone«, sagte Alec und stellte Sondra eine Tasse Tee hin. »Die Leute hier sind so oft enttäuscht worden, daß sie sich keine Hoffnungen mehr machen wollen.«
    »Enttäuscht? Inwiefern?«
    »Ach, es waren schon viele hier, die sich freiwillig gemeldet haben, gute Leute, mit den besten Vorsätzen, aber sie bleiben fast nie, aus den unterschiedlichsten Gründen.«
    »Sie meinen, sie geben auf?«
    »Sie halten schlicht und einfach nicht durch.« Derry trat mit einer Dose Bier in der Hand wieder hinter dem Vorhang hervor. »Sie kommen hier an, haben riesige Rosinen im Kopf, posaunen ihre hehren Ziele und Ab {132} sichten in die Welt hinaus, und nach einem Monat packen sie ihre Koffer, weil sie unbedingt zum Begräbnis von Tante Sophie müssen.«
    Er sah sie bei diesen Worten herausfordernd an, und Sondra hatte das Gefühl, daß Derry Farrar in diesem Moment mit sich selbst eine Wette darüber abschloß, wie lange sie wohl auf der Missionsstelle aushalten würde.
    Einen Moment lang sah sie ihm kühl in die Augen, dann sagte sie: »Also, ich hab’ keine Tante Sophie, Dr. Farrar.«
    Nachdem er gegangen war, nahm Sondra sich ein Keks und biß hinein.
    »Sie sollten sich von Derry nicht irremachen lassen, Dr. Mallone«, sagte Alec freundlich. »Er ist ein feiner Kerl. Aber er hat leider eine Neigung zum Zynismus. Es fehlt ihm am rechten Gottvertrauen. In gewisser Hinsicht kann man ihm das nicht verübeln. Er hat schon so viele Leute hier kommen und gehen sehen. Er lernt sie an, hilft ihnen, sich akklimatisieren, und dann packt sie’s plötzlich: Heimweh, Kulturschock, Desillusion – und sie packen ihre Sachen und verschwinden. Das ist besonders bei den Frauen so. Und besonders bei den Predigern. Sie reisen hier voller heiligem Eifer an und glauben allen Ernstes, daß die Eingeborenen scharenweise zur Missionsstelle strömen, um ihre Seele zu retten. Aber so läuft es nun mal nicht.«
    Sondra schwieg. Sie spürte, wie die Müdigkeit sie plötzlich zu überwältigen drohte. Vor vierundzwanzig Stunden war sie in Phoenix abgeflogen, war seitdem fast ständig auf den Beinen gewesen, hatte nur im Flugzeug ein kleines Nickerchen machen können, und nun war sie endlich in diesem fremden, unvertrauten Land, wo der Tag gerade erst seine Mitte erreicht hatte, während ihr Körper auf Nacht und Schlaf eingestellt war.
    »Ich bin fest entschlossen, das volle Jahr zu bleiben«, sagte sie leise.
    »Das glaube ich Ihnen. Und der Herr wird Ihnen die Kraft dazu geben.«
    »Wie lange bleiben Sie, Dr. MacDonald?«
    »Genau wie Sie, ein Jahr. Bitte nennen Sie mich Alec. Ich weiß schon jetzt, daß wir uns gut verstehen werden.«
    »Gibt es hier außer dem Leiter und seiner Frau Leute, die auf Dauer hier sind?«
    »Einige ja, wie Derry zum Beispiel.«
    »Ist er immer so brüsk?« fragte Sondra. »Er wirkt so zornig. Das ist doch eine merkwürdige Haltung für einen christlichen Missionar.«
    »Oh, Derry ist kein Missionar. Jedenfalls nicht in dem Sinn, wie Sie meinen. Er ist Atheist, und er macht kein Geheimnis daraus.« Alec {133} schüttelte den Kopf. »Soviel ich gehört habe, versucht Pastor Sanders seit Jahren, Derrys Seele zu retten. Aber Gottes Wege sind unerforschlich. Derry kam vor Jahren hierher, als er eine der Schwestern hier heiratete. Pastor Sanders meinte, das wäre ein Zeichen des Herrn, daß er diesen Sünder vor der ewigen Verdammnis retten solle. Ich gebe zu, daß Derry eine rauhe Art hat, aber im Grund ist er ein feiner Mensch. Und ein verdammt guter Arzt.«
    Eine Weile schwiegen sie beide und lauschten den Geräuschen, die vom Hof her durch die Fenster drangen. Sondra fiel auf, daß Alec MacDonald schöne Hände hatte, glatt und feingliedrig, sicher sehr sanft. Ganz im Gegensatz zu den sonnverbrannten, schwieligen Händen Derry Farrars, die wahrscheinlich so grob und derb waren wie der Mann selber.
    »Sie sind sicher zum Umfallen müde«, meinte Alec. »Es dauert immer ein paar Tage, bis man die Zeitverschiebung verkraftet.«
    Sie sah sein scheues Lächeln und lächelte ebenfalls. »Ich bin noch halb in Phoenix.«
    »Der Pastor

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