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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Afrika.«
    »Oh.«
    »Und Sie? Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie auch ungebunden sind?«
    »Sie gehen recht in der Annahme«, antwortete Sondra lachend.
    »Also dann.« Er schlug mit den Händen auf den Tisch, als wäre damit der wichtigste Teil des Tagesprogramms erledigt. »Ich muß jetzt nach meinen Patienten sehen. Wollen Sie sich das Krankenhaus anschauen?«
    »Gern.« Sie hatte am Morgen in der allgemeinen Aufregung über den Amokläufer kaum etwas von ihrer Umgebung mitbekommen.
    Zu ihrem Ärger ertappte sie sich dabei, daß sie nach Derry Ausschau hielt, als sie neben Alec die Treppe zum Krankenhaus hinaufstieg.
    Was sie dann in dem kleinen Krankenhaus sah, entsetzte sie. Von Ordnung und Hygiene schien man hier noch nie etwas gehört zu haben. Unglaublich, daß Derry Farrar, ein ›verdammt guter Arzt‹, wie Alec ihn genannt hatte, solche Schlampereien durchgehen ließ. Wo, um alles in der Welt, hatte er seine Ausbildung als Mediziner erhalten? Arzneimittel lagen kunterbunt durcheinander in Schränken, die nicht abgesperrt waren, den Instrumenten fehlte es sichtlich an sachkundiger Pflege, die Aufzeichnungen waren schlampig und unvollständig, der Krankensaal mit seinen zwanzig Betten, die teilweise gleich von zwei Patienten belegt waren, war unerträglich laut und strahlte keineswegs vor Sauberkeit, der Operationsraum spottete jeder Beschreibung.
    »Ich weiß, was Sie denken«, bemerkte Alec, während sie zusahen, wie ein Pfleger recht unlustig versuchte, die Blutspritzer von dem altmodischen Operationstisch zu schrubben. »Daß Sie sich so was in Ihren schlimmsten Alpträumen nicht vorgestellt hätten. Mir ging es genauso, als ich vor vier Wochen hier ankam.«
    »Das Nahtmaterial stammt ja noch aus der Steinzeit«, stellte sie fest.
    {138}
    »Stimmt. Aber es ist das einzige, was wir haben. Wir müssen uns damit behelfen.«
    Sondra nahm ein blaues Päckchen mit Nahtmaterial, auf dem ein großer roter Daumenabdruck prangte. Es war bereits bei einer Operation verwendet worden. In Phoenix wäre es im Müll gelandet.
    »Sie meinen, das ist alles?«
    »Ja, und wir sind froh, daß wir wenigstens das haben.«
    »Du lieber Gott! Und die Instrumente!« Sie zog einen Kasten zu sich heran und sah die verbogenen Zangen und stumpfen chirurgischen Messer durch. »Die heben Sie alle zur Reparatur auf?«
    Alec lachte und schüttelte den Kopf.
    »Nein, mit denen arbeiten wir.«
    Sondra starrte so entsetzt in den Kasten, als hätten sich die Instrumente plötzlich in Giftschlangen verwandelt. »Das ist ja fürchterlich.«
    »Was ist denn so fürchterlich?« Sich mit einem Handtuch Hände und Unterarme trocknend, trat Derry hinter ihnen aus dem Waschraum.
    »Sondra erlebt gerade eine herbe Überraschung«, erklärte Alec.
    Derry warf das Handtuch in einen Wäschekorb und pflanzte sich vor Sondra auf.
    »Was haben Sie denn hier erwartet, verehrte Kollegin?« fragte er. »Ein Modellkrankenhaus wie das, aus dem Sie zu uns gekommen sind?«
    Sondra war wütend. »Nein, Dr. Farrar, das habe ich nicht erwartet. Aber ich kann nicht glauben, daß Sie das hier akzeptabel finden.«
    Betretenes Schweigen folgte ihren Worten. Derrys Gesicht war so finster wie ein Gewitterhimmel. Alec trat nervös von einem Fuß auf den anderen, und Sondra fragte sich, ob die beiden Männer hören konnten, wie laut ihr das Herz klopfte. Dann drehte sich Derry wortlos um und ging hinaus.
    Alec pfiff leise durch die Zähne. »Na, das war ja ein guter Anfang.«
    »Ich möchte wissen, womit ich mir diese Ungezogenheit verdient habe.«
    »Na ja, irgendwie kann ich ihn verstehen. Das Krankenhaus ist sein Werk. Er leitet es seit Jahren und ist stolz darauf. Da trifft ihn natürlich Kritik von Leuten wie Ihnen und mir, die von den Zuständen hier keine Ahnung haben.«
    Sondra schwieg. Nachdenklich betrachtete sie den Operationswagen mit den alten Instrumenten und Nahtmaterialien, die angegilbten Verbandspackungen, den antiquierten Operationstisch, und dabei fiel ihr ein, was Pastor Ingels in Phoenix zu ihr gesagt hatte. »Die Missionsstation Uhuru«, hatte er ihr erklärt, »lebt nur von freiwilligen Spenden. Sie wer {139} den feststellen, daß es dort sehr ärmlich zugeht. Das kleine Krankenhaus läßt sich in keiner Weise mit dem vergleichen, was Sie von hier gewohnt sind, Sondra.«
    Sie gestand sich ein, daß ihre Kritik an Derrys Krankenhaus vielleicht voreilig gewesen war, zumal sie kaum Zeit gehabt hatte, sich gründlich umzusehen. Doch das war keine

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