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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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uns wirklich.« Sie drehte den Kopf und starrte zur Decke hinauf. »Vor zwei Monaten war ich eine Woche bei meiner Schwester in Kona. Da lernte ich einen Mann kennen …« Die Frau wandte sich wieder Mickey zu und starrte sie mit angsterfüllten Augen an. »Er bedeutete mir überhaupt nichts. Ich weiß nicht einmal mehr seinen Namen. Ich lernte ihn auf einer Party kennen und … Frau Doktor, mein Mann ist Diabetiker. Er ist schon seit mehreren Jahren – äh – impotent. Man hat uns gesagt, daß man nichts dagegen tun kann. Ich liebe ihn. Ich weiß nicht, warum ich diese Dummheit gemacht habe.«
    Sie fing an zu schluchzen.
    Mickey tätschelte beruhigend ihre Schulter. »Sie brauchen keine Angst zu haben, Mrs. Mortimer. Ich glaube nicht, daß Sie schwanger sind. Dr. Jones hat bei der Beckenuntersuchung nichts gefunden.«
    »Bei welcher Beckenuntersuchung?« fragte die Frau.
    Mickey erstarrte, doch ihr Ton blieb ruhig.
    »In der Notaufnahme. Erinnern Sie sich nicht, daß der Arzt, der vor mir bei Ihnen war, eine Unterleibsuntersuchung vorgenommen hat?«
    {156}
    »Wie hätte er das denn anstellen sollen? Ich kann mich ja überhaupt nicht ausstrecken.«
    Eine grüngekleidete Gestalt tauchte neben Mickey auf. Jay Sorensen trat an den Operationswagen.
    »Hallo«, sagte er lächelnd. »Ich bin Dr. Sorensen, der Chirurg.«
    »Jay«, sagte Mickey leise und stand auf. »Kann ich Sie einen Moment sprechen? Da drüben?« Sie wies mit dem Kopf zum Waschraum.
    »Natürlich«, antwortete er und entfernte sich schon. Als Mickey ihm folgen wollte, hielt die Frau sie fest.
    »Bitte«, flüsterte sie. »Bitte, Frau Doktor, wenn es eine Eierstockschwangerschaft sein sollte, sagen Sie es nicht meinem Mann. Er soll nicht für meine Sünden büßen. Es würde ihn umbringen, wenn er erfährt, was ich getan habe. Versprechen Sie mir, daß Sie es ihm nicht sagen.«
    »Mrs. Mortimer«, sagte Mickey, »ich muß ihm die Wahrheit sagen –«
    »Bitte! Bitte, sagen Sie es ihm nicht!«

19
    In der Legende heißt es: Eines Tages vor vielen, vielen Jahren beschloß ein Gott namens Lono, Bauer zu werden, und nahm deshalb Menschengestalt an. Er schlug sich versehentlich den Hackstock in den Fuß und brachte sich eine schreckliche Verletzung bei. Da erschien Kane, der Schöpfer, der Höchste der hawaiischen Götter, und zeigte Lono, wie er seine Verletzung heilen konnte, indem er ein Pflaster aus
popolo
-Blättern auflegte. Sodann teilte Kane mit Lono, der nun Lono-puha hieß, Lono mit der Schwellung, all sein Wissen um die Heilkunst und die heilende Kraft der Pflanzen und machte Lono-puha so zum Gott aller Ärzte, die nach ihm kamen.
    An der Stelle, wo Kane sein Wunder vollbrachte, wurde ein Gotteshaus errichtet, eine Stätte, wohin sich die Lahmen und Kranken wenden konnten, um sich die bösen Geister der Krankheit austreiben zu lassen. Es war ein schlichtes Haus aus
koa
-Ästen und dem heiligen
ohia
-Holz. Die Zeit verging; vor den Stürmen neuer Welten und Zeiten zogen sich die Götter immer weiter zurück, und die Erinnerung an sie verblaßte. Doch an dem Ort, der Lono-puha heilig war, entstand eines Tages ein neues Haus zu Ehren eines anderen Gottes der Heilkunst, eines weißen Gottes. Im Jahr 1883 errichteten die Briten dort ein kleines Missionskrankenhaus und gaben ihm den Namen
Great Victoria.
    Bis Mickey Long ins Great Victoria kam, war aus dieser Gedenkstätte für {157} die Götter der Heilkunst ein gewaltiger Komplex aus Beton und Glas geworden, der vom fruchtbaren Boden Oahus zehn Stockwerke in die Höhe ragte. Einzige Erinnerung an die Vergangenheit, war die Sonnenuhr der Missionare am Rand eines mächtigen alten Banyan.
    Dort saß Mickey jetzt auf einer Steinbank etwas abseits von dem gepflasterten Weg, der sich durch den gepflegten Park des Krankenhauses zog. Es war ein strahlend schöner Tag, aber die Hitze war fast unerträglich. Die Insel litt unter einem Einbruch von
kona-
Wetter, einem jener herbstlichen Witterungsumschwünge, wo die Passatwinde ersterben und ein von Lee wehender Wind Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit über die Insel treibt.
    Während Mickey genüßlich in der Sonne saß und sich der unerwarteten freien halben Stunde freute, las sie noch einmal Sondras Brief, den sie drei Tage zuvor bekommen und nur flüchtig überflogen hatte.
    ›Liebe Mickey, wie geht es Dir? Gut hoffentlich. Ich habe leider immer noch meine Probleme damit, mich hier einzuleben. In den letzten sechs Wochen mußte ich erst einmal eine Menge

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