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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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von dem, was ich in Phoenix gelernt hatte, wieder verlernen. Solange ich in Phoenix war, fand ich immer, wir müßten schuften wie die Ackergäule. Ich konnte es kaum erwarten wegzukommen. Aber wenn ich jetzt zu rückschaue, sehe ich, wie leicht wir es hatten! Hier in der Mission gibt es keinen Röntgenapparat, kein EKG , keinerlei Diagnosegeräte, die uns schnell auf die Sprünge helfen. Es gibt keine Laboranten für die Blutuntersuchungen. Unser Labor hier ist der reinste Witz. Ein Mikroskop und eine Zentrifuge. Alle Analysen und Messungen müssen wir mit den primitivsten Mitteln selber machen.
    Der ganze Laden ist hoffnungslos veraltet, und ich kann es mir einfach nicht abgewöhnen, immer wieder auf die Dinge zurückgreifen zu wollen, mit denen ich ausgebildet worden bin. Neulich wollte ich zum Beispiel einen Patienten ans Atemgerät hängen lassen, worauf Dr. Farrar mich fragte, ob ich die Absicht hätte, ihn dazu nach Nairobi zu verfrachten.
    Derry und ich krachen andauernd zusammen. In den Busch hat er mich bis jetzt kein einzigesmal mitgenommen, und ein Skalpell habe ich in den sechs Wochen, seit ich hier bin, auch noch nicht in der Hand gehabt. Und jetzt habe ich auch noch Schwierigkeiten mit den Schwestern. Sie wissen nicht, was sie mit mir anfangen sollen. Anscheinend haben sie noch nie mit einer Ärztin zu tun gehabt. Meistens ignorieren sie einfach meine Anweisungen oder gehen zu Derry oder Alec, um sich eine Bestätigung zu holen. Sie sind alle in Mombasa ausgebildet, nach dem alten britischen System, bei dem strengstens auf die Rangunterschiede zwischen Ärzten und Pflegepersonal geachtet wird. Wenn zum Beispiel ein Arzt ins Zimmer {158} kommt, muß eine Schwester aufstehen und ihm ihren Platz anbieten. Alle meine Bemühungen, mich ein bißchen mit ihnen anzufreunden, finden sie nur verdächtig.
    Die Eingeborenen, die als Patienten hierher kommen, trauen mir genausowenig. Sie haben gelernt, daß der weiße Mann der Heilkundige ist; weiße Frauen sind nur zum Teekochen da.
    Aus Derry werde ich überhaupt nicht klug. Er ist ein sehr stiller und verschlossener Mensch und gibt sich keine sonderliche Mühe, mir etwas beizubringen. Wenn ich etwas lernen will, muß ich mich auf Alec MacDonald verlassen.‹
    Mickey nahm das beigelegte Foto aus dem Umschlag. Es war ein sonderbares Bild: Fünf Menschen standen steif im Schatten eines Feigenbaums und im Vordergrund stolzierte ein hochbeiniger Vogel umher. Auf die Rückseite hatte Sondra geschrieben: ›Von links nach rechts: Pastor Sanders, seine Frau, ich, Alec MacDonald und Rebecca (Samburu Krankenschwester). Der Vogel heißt Lulu und ist ein Jungfernkranich. Das Foto hat Ndschangu aufgenommen. Derry ist abgehauen, als wir sagten, er solle sich dazustellen.‹
    Mickey wandte sich wieder dem Brief zu.
    ›Wir hoffen hier alle auf baldigen Regen. Es ist angeblich ein ungewöhnlich trockenes Jahr, und das Wasser ist sehr knapp. Die Tiere kommen deshalb sehr nahe an unsere kleine Siedlung – Elefanten, Nashörner, Büffel. Nachts hören wir oft Löwen in der Nähe.
    Ich hab’ das Gefühl, mein Brief klingt ziemlich miesepetrig. Das wollte ich gar nicht. Insgesamt fühle ich mich nämlich sehr wohl hier und bin so entschlossen wie eh’ und je, den Leuten hier zu helfen. Es dauert eben nur ein bißchen länger, als ich erwartet hatte.
    Was hörst Du von Ruth? In ihrem letzten Brief schrieb sie mir, sie hätte den Verdacht, daß es diesmal Zwillinge werden. Ich frage mich wirklich, wie Ruth das alles schafft. Beruf, Haushalt, Mann und Kind.‹
    Mickey ließ den Brief in ihren Schoß sinken und starrte geistesabwesend zu einer Gruppe Schwestern hinüber, die auf dem Rasen saß und plauderte.
    Haushalt, Mann und Kind.
    Mickey hätte dem Thema wohl kaum viel Beachtung geschenkt, wenn sie nicht die verschiedensten Leute immer wieder damit konfrontiert hätten. Gerade die Patienten brachten es häufig zur Sprache. »Sind Sie verheiratet, Frau Doktor? Nein? Eine schöne Frau wie Sie? Ich meine, der Arztberuf ist sicher etwas Schönes, aber Sie sollten auch einen Mann und Kinder haben.«
    {159}
    Einige Schwestern hatten sich ähnlich geäußert. »Wissen Sie, Mickey, ich hab’ wohl daran gedacht, Medizin zu studieren, aber ich wollte auch eine Familie haben. Vier Jahre Medizinstudium – und das
nach
vier Jahren Grundstudium –, dann ein Jahr Assistenz, dann die Fachausbildung, die noch mal bis zu sechs Jahren dauern kann – das war mir einfach zuviel. Das kann ein

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